Ein Roboter in der Wildnis. Das ist die ebenso simple wie interessante Prämisse des Films, der von Kritikern schon jetzt als bester Animationsfilm des Jahres gehandelt wird.
Denn „Roz“ (Lupita Nyong’o) ist ein vom Weltraumtransporter gefallener Serviceroboter auf der Suche nach Aufgaben. Und die einzigen potenziellen Auftraggeber auf der Insel dieses erdgleichen Planeten sind – Tiere. Wie Roz deren Sprache lernt, ihr Vertrauen gewinnt und sich der Aufgabe widmet, ein Gänseküken großzuziehen, das ist (vor allem visuelles) Storytelling vom Feinsten.
THE WILD ROBOT basiert auf einer Kinderbuchserie des amerikanischen Autors Peter Brown. Der Film ist nun sozusagen das bewegte Bilderbuch dazu: Man taucht sofort ein in diese wunderbar gezeichneten Tableaus, erfreut sich an dem leicht naiven, aber doch sehr genauen Zeichenstil und an den fantastischen Farbgebungen. Die Besetzung mit Pedro Pascal als windiger, aber einsamer Fuchs, Catherine O’Hara als Possum-Übermutter mit ihren sich ständig neue Todesarten ausdenkenden Kindern und Matt Berry als grummelnder Biber ist genau so auf dem Punkt wie der Humor, der immer wieder zwischen makaber und süß pendelt.
Regisseur und Autor Chris Sanders hat mit LILO & STITCH und HOW TO TRAIN YOUR DRAGON bereits zwei moderne Animationsklassiker geschaffen. Sein neuer Film erinnert in manchen Szenen in seiner gesunden Grausamkeit an frühe Disneyfilme – in der Wildnis überlebt eben nicht jedes Tier. Heutzutage außergewöhnlich für einen Familienfilm.
Lediglich zwei Aspekte trennen THE WILD ROBOT vielleicht vom Meisterwerk: Eine dramaturgisch wichtige, aber seltsam deplatziert wirkende Actionszene sorgt im dritten Akt für etwas Irritation und lässt vermuten, dass hier noch Material für den Trailer produziert werden musste. Und ein ums andere Mal schrammt der Film dann doch leicht über die Kitschgrenze, insbesondere, wenn er seinen Bildern nicht vertraut und sie mit einem hochemotionalen Soundtrack zusätzlich zukleistern muss. Doch das ist wie so vieles Geschmackssache. Für ein visuell und emotional so eindrucksvolles Erlebnis nimmt man diese Defizite gerne in Kauf.