Gerade in den letzten Wochen und Monaten hat sich iQIYI Pictures bemüht, für seine 500 Millionen Kunden in Sachen modernen Actionthriller weitere Anreize zu schaffen, weg von den reinen Militärfilmen, hin zu fast altmodisch wirkenden Paarungen, eine Exklusivität in Sachen Besetzung, in der zwei gefragte VIP-Darsteller nicht einzeln eine Produktion trugen, sondern als Team oder als Gegenüber gesetzt wurden, eine doppelt wirksame Vermarktung in dem Sinne. Dabei wurden öfters die gleichen Leute angefragt, speziell Andy On, dahinter gleich Louis Fan, der in To Live through Death Ende Juli des Jahres gegen eben bzw. mit On an den Start ging, und zuvor Mitte Januar in Snowstorm sich Xing Yu gegenüber sah; während dieser interessanterweise Anfang März Cruel War veröffentlicht sah, mit Andy On als Gegner. Narrativ haben die Filme einiges gemeinsam, sie bedienen die gleiche Klientel, sie sind nicht inhaltlich miteinander verbunden und auch nicht vom identischen Drehteam, auch wenn mit gleichen Vorzügen und Nachteilen, und oft auch in demselben Stil:
Polizist Zhou Yutong [ Louis Fan ] hat ein Problem in seiner Stadt. Es gibt einen toten 'Grundstückspekulanten', und bei dem Einfangen des Täters werden ein Teil der Beamten, darunter sein Partner und Ziehson Wang Feng [ Yang Zheng ] schwer verletzt. Dahinter steckt das Bruderpaar Fan Juyou [ Xing Yu ] und Fan Juxiang [ Li Zhi ], die erst die Konkurrenz und dann den Mitwisser ausschalten wollen, und sich nun auf die Flucht in die Wildnis begeben.
Aufgrund des Titels schon deutlich, herrschen hier winterliche Temperaturen, das weiße Schneekleid bedeckt die Landschaft, die Natur strahlt vor lauter Helligkeit, nur manche Menschen scheinen dafür umso dunkler im Ansinnen und im Vorhaben, ein Antagonist wird gefunden, und vorher auch gesucht. Glatt ist die Szenerie, bald ein Mord geschieht, ein grundloser auch noch, und in Sachen Brutalität auch übertrieben. In einer Rückblende wird mit erzählt, das scheint Usus in derlei Werken, eine zuweilen umständliche Plotstruktur, gefüllt oder doch gedehnt mit unterschiedlichen Ebenen und Hinweisen, mit Erinnerungen und Vorgeschichten.
Hier geht man allerdings nicht Jahre oder Jahrzehnte, sondern drei Tage nur zurück, die Bedrohung da schon vorhanden, eine Drangsalierung, das Ausnutzen der eigenen Übermacht und der vorhandenen Skrupellosigkeit, ein Handeln nach eigenen Gutdünken und selbstgewählten Belieben. Ein Polizeieinsatz klärt die Lage, aber erst nach Aufforderung, Pflichtgefühl sieht etwas anders aus, vorher schaut man den Dingen eher zu, lässt sie ihren Lauf. Eine fußläufige Verfolgung durch eine Barackenanlage, über Geröll und Gestein als die erste Actioneinlage, das ist nicht wirklich aufwändig, das wirkt selbst für Webmovies eher klein. Eine Art Northeast Police Story wird hier angeleiert, ein provinzielles Geschehen, das Polizeirevier als fast das größte Gebäude, erst eine Verhaftung, dann etwas Ermittlung.
Ein Gangstertreffen wird gestört, ruinös auch hier das Areal, alles abbruchreif und mit vielen offenen Löchern, zumindest wird etwas Aggressivität geboten, die ersten Konflikte schnell geschürt. "Those with big appetite will die of hunger, and those with a small appetite will die of fear." hier als das Motto der Halunken, es wird sich der Situation angepasst, es wird kollaboriert und arrangiert und demoliert. Erst der Polizeifilm, dann ein Verbrecherplot, ein Cops VS Robbers, ein Fight Against Evil. Ein Auftragsmord auf offener Straße, ein Problem gelöst, das nächste 'an der Backe', das Gesetz im Anmarsch, ein Actionkrimi im Werden.
Inszeniert und geschrieben ist das durchaus interessanter als üblich, nicht ganz so naiv, als 'richtiges' Geschehen, als 'echter' Film, nicht gänzlich trivial, mit fundamentalem Aufbau, mit Nachvollziehbarkeit und rationalem Verhalten, selbst mit Aufmerksamkeit in der Dialogarbeit, ein kleines Wunder ist geschehen. Fan und Xing spielen das routiniert, sie sind lange genug dabei, Fan war in den Achtzigern schon aktiv, Xing hat früh bei Philip Ko Fei gelernt; vielleicht nicht die beste Referenz, aber er hat sich dann tatsächlich nach oben und ins Bewusstsein katapultiert. Beide Darsteller sind auch mit Kampfkunst und Körperbewusstsein aufgewachsen und groß geworden, sie werden zumeist im Actiongefilde eingesetzt, in HK derzeit nicht gefragt, in der VRC umso mehr.
Eine Mörderjagd demnach, mit beiden Seiten der Medaille im Blick, mit einem Wechsel der Perspektiven, eine anstehende Observation, in selten besseren, gerne übleren Gegenden. Eine Autobombe zerreißt die Detektivarbeit, viele Umstehende und entsprechende Tote und Verletzte im Umkreis, der Zuschauer mehr als die Beamten weiß. Folgend zieht das Tempo an, die SWAT am An- und Eingreifen, treppauf, treppab das Gerenne, Bodenkampf, MMA die erste Aufmerksamkeit, ein Duell der Experten, mit geschickt platzierten Effekten, eine Autojagd mit bald blinder, da zersplitterter Windschutzscheibe als das vorläufige rustikale Ende.
Die drei Tage 'Vorspiel' sind dann fast um, der Film macht auch abseits der Aktionszenen, die auch bei Cruel War oder To Live through Death bspw. funktionieren, einen guten Eindruck, das könnte auch als kleines Cinema-Release laufen, als später Police Story 2013 Nachfolger. Zwischendurch wird bei den Nahkämpfen jemand in einen geschlossenen Spind gezwirbelt, auch anderes Mobiliar geht zu Bruch. Beide Darsteller sind (durch Muskeln) gut gepolstert, die Auseinandersetzungen relativ robust, beide gleichwertig im Austeilen und im Einstecken, die Gewalt vorhanden, aber nicht übertrieben, sondern aus dem Geschehen heraus, Schnittwunden vor allem, durchbohrte Körperteile, sich eingefangen bei den Schlägereien oder bei Stürzen.
Das letzte Drittel ist dann die Verfolgung in der ruralen Einöde, fernab der Zivilisation, die schon vorher nicht so wirklich existiert hat, aber nun ganz verschwindet, ein Überlebenskampf in den Wäldern, bei Frost und Eiseskälte. Die Produktion dabei auf sicheren Füssen, es wird nicht ewig Geld vorhanden gewesen sein, man hat sich aber auf das Wesentliche konzentriert, die Finanzen gut genutzt, manchmal findet man auch größere Bilder zur Verortung, wird durch Glätte und Matsch getuckert und gerutscht.