Review

Nachdem die Künstlerin Perempuán freiwillig in den "Schacht" einzieht, um zu büßen, weil sie sich die Schuld am Tod ihres kleinen Stiefsohns gibt, werden sie und ihr Ebenen-Genosse, der Mathematiker Zamiatin, von den bereits länger anwesenden Insassen in dem über ihnen gelegenen Stockwerk über die Regeln in Kenntnis gesetzt, die da von dem "Gesalbten" Dagin Babi aufgestellt wurden: Um sich solidarisch mit den Menschen in den unteren Etagen zu zeigen und sicherzustellen, dass dort auch genügend Nahrung ankommt, darf jeder bei der Essens-Ausgabe nur das eigene Gericht von der Plattform nehmen und zudem muss die Kommunikationskette stets von einem Stockwerk zum nächsten aufrechterhalten werden... und jeder noch so kleine Verstoß gegen diese "Gesetze" werden von dem "Gesalbten" und seinen fanatischen Anhängern prompt brutal geahnded. Da die "Barbaren" in den oberen Etagen sich jedoch nicht an diese Regeln halten und bei der Essens-Ausgabe immer noch kräftig zulangen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Konflikt zwischen beiden Fraktionen im "Schacht" brutal eskaliert... Na gut, ganz so schlimm wie damals "Cube 2: Hypercube" als durch und durch katastrophales Sequel zu Vincenzo Natalis Low-Budget-Science-Fictioner "Cube" verhält sich "Der Schacht 2" zu seinem Vorgänger zugegeben ja nicht, aber trotzdem kommt man nicht umhin, Galder Gaztelu-Urrutias vorliegenden Nachklapp zu seinem 2019er-Debüt, das sich dann während der Corona-Pandemie mal entspannt zum Streaming-Hit gemausert hat, doch als ziemliche Enttäuschung zu empfinden... zumal besagter "Der Schacht" mit seinem Ende inhaltlich ja auch perfekt abgerundet gewesen ist und ergo nicht unbedingt laut nach einer Fortsetzung geschrien hat. Ganz offensichtlich war da die Aussicht auf ein bisschen leicht verdiente Netflix-Kohle aber wohl einfach doch zu verlockend, weswegen sich Abonnenten nun fünf Jahre nach dem ersten Teil nochmal durch eine in ihren Grundzügen identische Handlung wurschteln dürfen. Das Problem an der Sache: "Der Schacht 2" hat dem Original inhaltlich nicht nur absolut nichts Neues hinzuzufügen (auch wenn hier und da ganz am Rande ein paar läppische Detail-Fragen, die damals offen geblieben sind, geklärt werden... geschenkt!)... er schädigt den ersten Film sogar aktiv dadurch, dass er sich mittendrin - ganz unnötigerweise! - als Prequel entpuppt und einige bereits bekannte Charaktere da erneut aufgreift, wodurch sich das beim Betrachten eh schon vorhanden gewesene Déjà-vu-Gefühl noch zusätzlich verstärkt. Als reine Gesellschafts-Parabel ist das "Schacht"-Konzept dabei weiterhin unschlagbar, aber es eignet sich wohl nur sehr bedingt, um daran nach der Manier eines "herkömmlichen" Films eine erzählenswerte Narrative festzumachen... was sich nun umso unschöner bemerkbar macht, da sich der Fokus vom allgemeinen Szenario mit seiner Trickle-down-Ökonomie aus der Hölle zu der zu der sehr viel deutlicher im Mittelpunkt des Interessses stehenden Perempuán hin verschiebt, denn mit einer klar gezeichneten Protagonistin im Zentrum der Geschichte verliert das alles erheblich an Allgemeingültigkeit und Schock-Wirkung. Dass der Streifen sich zudem anschickt, quasi im Vorbeigehen auch noch die Mechanismen einer Radikalisierung von Individuen durch religiöse Führer und Fundamentalisten aufzudröseln, lässt das Ganze dann aber doch etwas überladen erscheinen. Bei genauerer Betrachtung hat Galder Gaztelu-Urrutias also alles, was seinen "Der Schacht" so effektiv gemacht hat, genommen und rigoros über Bord geschmissen, so dass das Ergebnis sich nun leider wirklich nicht mehr großartig von einem x-beliebigen "Cube"-Abklatsch unterscheidet. Um zu retten, was zu retten ist, haben die Macher zumindest noch versucht, die augenscheinlichen Defizite mit einer Extra-Portion Gewalt wettzumachen (zumeist blutiges, aber unübersichtliches Gebalge viel zu vieler Personen in einem viel zu engen Set), was aber leider nicht funktioniert hat, denn als weniger überflüssig empfindet man das alles deswegen noch lange nicht. Fazit: Nimmt nicht (mehr) mit und holt einen auch nie ab. Also, bitte hiernach keinen dritten Teil mehr, meinetwegen kann nun Schicht im Schacht sein...!

4/10

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