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Weitgehend unbekannter Fernsehfilm aus der Schmiede von Television Broadcast Limited (TVB), die zu der entsprechenden Zeit verstärkt wohl auch für das Ausland und die Vermarktung auf Videokassetten und später Video CDs eine Vielzahl Neunzigminüter mit oft den angesagten Schauspielern der Stunde gedreht haben, darunter sind mehrere Kleinode wie auch frühe Tätigkeiten von Stephen Chow oder Donnie Yen vor der Kamera, und bspw. Johnnie To dahinter. Gewählt wurde als Auswahl für das Thema oft der moderne Aktionfilm, aber auch Wuxia oder das Early Republic Geschehen, das Period Piece demnach, wie hier bei The Last Bout, Fire On Ice, Out of Bravery oder anderweitig The Shanghai Mafia zu sehen:

Xiang [ Felix Wong ], Tiger [ Bobby Au-Yeung ] und Feng [ Andy Tai ] sind zusammen aufgewachsen und haben sich bereits seit frühester Kindheit gemeinsam durch das Leben geschlagen, wobei sie sich auch einer gleichen Gang angeschlossen haben, um dort Schutz zu finden. Als ihr Anführer Rong von der Konkurrenz um Ah Wei getötet wird, müssen sie sich jeweils um weiteres Vorgehen entscheiden.

Ein Einführungstext wird beigefügt, dann schlagen schon die Bomben in der Gegend ein, der Mensch ist am Flüchten, hat bloß sein letztes Hab und Gut dabei. Die bislang friedliche Umgebung wird eilig verlassen, eine Insel fällt dem Feind zuteil. Gezögert hat man trotz der Dringlichkeit, geschachert um sein Leben, viele sind gefallen noch, die Schüsse des Gegners peitschen ins Fährboot und die Körper ein, eine blutige Eröffnung, gut zwanzig Jahre früher. Erwachsen geworden sind drei der Überlebenden von damals, als Kinder direkt das Sterben erlebt und dem Tod von der Schippe gesprungen, gemeinsam die Jugend verbracht, vom Frieden von einst zum Arbeiterschicksal als Lastenschlepper jetzt. Ein Epos wird hier gestartet und gestaltet, eine Geschichte von Freundschaft und Bruderschaft und Loyalität, das Setting erst karg und aufgrund anhaltender Entbehrung auch ärmlich. Den eigenen Körper muss man einsetzen zum Überleben, zum Geld verdienen, tagsüber bei der schweren Tätigkeit, nachher im illegalen Wettkampf, im Underground Martial Arts Fight.

Gespielt werden die drei Freunde von Bobby Au-Yeung, Felix Wong und Andy Tai, der Alternativtitel Step on Jiang Hu Road zeichnet schon die Geschichte bereit, außerhalb der Zivilgesellschaft und der staatlichen Ordnung wird sich noch begeben, das Recht des Stärkeren spricht hier weiterhin, weniger zur Freude aller Beteiligten, als vielmehr zu deren Leid. Das A Better Tomorrow Lied wird hier öfters bis exzessiv instrumental (und final auch von Leslie Cheung gesungen) angespielt und so instrumentalisiert, es wird die Kunst gefördert und die Kultur gefeiert. Die Ausstattung gibt sich Mühe und hält sich gleichzeitig bescheiden, die Treppen sind wacklig, die Sitzgelegenheiten abgewetzt und verblasst, die Beleuchtung spärlich. Dramaturgisch ist das Verfolgen sicher, die Narration auf bewährten Pfaden und mit einfachen Methoden, der Reichtum lockt, der Weg dahin entbehrlich.

Einmal wird die Dekoration mit Wasser von oben geflutet, es ist alles klamm und zugig. Ähnlich vonstatten sind die Umgangsformen miteinander, es wird geschrien und gestritten, eine Frau mit dem Rohrstock ausgepeitscht, ein Gangster verlässt das Gebäude mit dem Kopf voran durch das Fenster. Materialismus hier und Provinzialität, ein raues, graues Treiben, Brutalität im Funzellicht. Erinnerungen werden geweckt an The Bund und deren Fortführen und Variationen, hier in der Kurzfassung, als einmaliges Erlebnis, “Travel all the ways to the Rivers and Lakes“, für nur einen Gauner ist die Stadt zu klein. Entsprechend wird bald aufgeräumt, erst ein öffentliches Theaterstück gestört und die Anwesenden brüskiert, dann die (vorsintflutlichen) Schusswaffen gezogen und mit Gewalt gedroht und auch vollzogen. Eine Festivität, die in ein Blutbad ausufert, Umherstehende werden als Deckung benutzt, die Existenz anderer hier kein Pfifferling wert.

Das ganze Elend zieht sich dabei ein wenig, darstellerisch sind nur zwei Personen interessant, es gibt mit Felix Wong einen tatsächlich aktiven, einen Rädelsführer und Unruhestifter. Wong hält das Szenario am Leben und am Beben, er ist auch für Rache, es werden die Stuntmen an den Drehort gekarrt und fleißig die Kulissen zerstört und mit dem Feind aufgeräumt, es werden die Löcher in die Leiber armer Gesellen und anderer Schergen gebohrt. Wirkt die Gewalt zuweilen recht abgehakt montiert bis vielleicht auch gekürzt oder anderweitig interveniert, so treten die Veränderungen der persönlichen Eigenschaften umso deutlicher zum Vorschein, je höher der Stand, desto mehr wird man zum Charakterschwein. Manche Szenen sind gewinnend, manche abstoßend, manche tragen zur Handlung, andere nur zur Füllung bei. Heroic Bloodshed mit einem Kniff, das isolierte und nahezu menschenleere Städtchen hier, das Studio wird irgendwann verlassen, Einer trennt sich von dem Trio und geht nach HK, Einer kollaboriert mit den 'Hitlerbärtchen' und versucht sich auf neuen Märkten, nämlich dem mit Drogen. Es werden einige körperliche Auseinandersetzungen, recht grob, aber effektiv choreografierte Kampfszenen, und ein wirklich heimtückischer Mordanschlag bereitgehalten.

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