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Die Karriere von den Bobby Au-Yeung ist eines der Beispiele, wie unterschiedlich die Karrieren der von TVB stammenden Schauspieler danach sein können; manche haben den Sprung auf die große Leinwand geschafft, manche sind quasi lebenslang geblieben, manche haben sich auch anderweitig versucht, sind aber gescheitert und zurückgekehrt oder haben sich ganz zurückgezogen. Au-Yeung war jahrzehntelang mit einer der Garanten für Prestigeprojekte und hohe Zuschauerzahlen, hat viele Fortsetzungsreihen im Portfolio, war trotz oder auch wegen eines gelinde gesagt normalen Aussehen (eher etwas dicklich, keine Schönheit) dauerhaft in der Popularität und in der Population bekannt und beliebt. Im Film hat es nicht geklappt, im mittlerweile chinesischen Streamingmarkt schon, mit einer Wiederholung von bekannten Geschichten und eher Referenz an frühere Erfolge und vergangene Zeiten statt neuer Kreativität und Innovation:

Nach dem gewaltsamen Tod seiner Ehefrau wird Jian [ Bobby Au-Yeung ] als Hauptverdächtiger verhaftet. Die Anwältin Jun [ Anita Lee ] glaubt an dessen Unschuld, und übernimmt seine Verteidigung, wobei sie gegen ihren Mentor und (heimlichen) Liebhaber Xun [ Samuel Lam Seung-Mo ] vor Gericht antreten muss, was für reichlich Ärger sorgt. Außerdem finden mehrere Anschläge auf sie und ihren Klienten statt.

Als fantasievolles Spektakel startet man, scheinbar, mit mysteriösen Ritualen und Rustikalen, mit Maskierten und Ominösen, eine Aufführung aber nur, eine exotische Inszenierung, eine Theaterdarbietung. Aufmerksamkeitsstarkes wird dennoch dargestellt und dargeboten, auf der Bühne und abseits dessen bereitgehalten, aus Schönheit wird Bedrohung und ein Setzen in die Gewalt, ein Anschlag bei Blitz und Donner, ein Angriff im Trauten Heim, effektiv und effektvoll, fast schon in Überinszenierung. Stunts, Mord und Verwüstung.

Die Handlung selber spielt im Jetzt, im Hier und Heute, öfters aber mit einer Vortäuschung, mit einer anderen Erwartung, mit Veränderung der Ton- und der Sachlage, mit differenzierten Blicken und sich modifizierenden Betrachtungen. Ein Zitat von Lord Benning kommt in das Bild, eine seltsame Kommunikationsrunde, Privates im Berufsleben, viel Option zu Missverständnissen und zur allgemeinen Diskussionshaltung. Es fehlen Vorwissen, Erinnerungen, Sicherheiten im Wissen, es geht um Erkundung, es geht um Befragung und Offenbarung. Ein Gerichtsprozess vor dem Supreme Court steht an, eine Detektivarbeit, eine juristische Auseinandersetzung, eine kriminelle Vereinigung, eine emotionale Erfahrung. Die Regie wird dann auch offiziell, in der Kühle und Sterilität des Gerichtssaales, mit Indizien wird hantiert, mit Paragrafen, mit der Kultur der Argumentation und der Anerkennung. Ein Villengrundstück war der ursprüngliche Tatort, ein edles Ambiente vor den Toren der Stadt, ein isoliertes Geschehen, zuweilen eine Zweipersonendarbietung. Au-Yeung hier in ungewohnter Stelle, nicht selber als Chef des Ganzen, in passiver Aktivität, in Reaktion. Anschuldigungen werden gemacht und widerlegt und dennoch beibehalten, ein Fernseher vom Dach aus auf ein unten entlang gehendes Paar geworfen.

Zumeist gestaltet es sich dennoch als verbaler Schlagabtausch, ein Frage-und-Antwortspiel, das Überzeugen Wollen anderer Personen, von Berufs wegen damit zu tun habender Außenstehender. Das Schüren von Zweifeln, eine andere Form des Justice is Blind, ein weniger aktives und weniger engagiertes Edge of Justice, ein bisschen wie Das Messer und/oder Aus Mangel an Beweisen, mit mehr Konfrontation und Konfrontativen; ein wenig trocken manchmal, zuweilen ein Beharrliches Gesetze texten. Das soll das Endprodukt nicht von Verfolgungen abhalten, von einer Attacke auf einen fahrenden Wagen, von einem außer Kontrolle des Vehikels geraten, von körperlichen Auseinandersetzungen und erbitterten kämpferischen Fähigkeiten.

Zeugen werden einbestellt und vorgeführt, es werden Anschuldigungen gemacht und Lügen gestreut, das ganz normale Prozedere, ein Krimi mit Ränke und Schmiede, mit Kabale und Liebe, mit manchen Offensichtlichen und vielmehr Gefahren. Konflikte entstehen, Beziehungen mäandern, es wird versucht, mit Macht zu spielen und zu korrigieren und zu korrumpieren, es geht um die Stellung der jungen Frau in der Gesellschaft auch, es hat eine politische, eine soziale Dimension, bald beschäftigen sich auch die Presse, die Schlagzeilen der Klatsch- und Tratschblätter damit. Die Angriffe auf das eigene Leben werden nicht weniger deswegen, sie bleiben, Brände werden bspw. gelegt, explosionsartig, die Polizei stets außen vor, nur die Rechtsprechung hier am Schalten und am Walten; die Exekutive weiß nichts von allem, erst bei einer Geiselnahme im Saal sieht man ein paar Uniformierte, eine letzte Chance für die Wahrheit, bis dato Justitia auf einem Auge blind. Im Bademantel fängt die Geschichte an, im Bademantel wird sie auch geklärt..

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