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Unheilvoll die Aufmachung, düster und dräuend, mit gespenstischen Ruinen, Überbleibsel von ehemals prächtigen Gebäuden. Die Wände hatten Ohren, waren Zeugen, von Verbrechen und Gräueltaten, von Aufstieg und vom Untergang, von Mord und Totschlag, eine Besprechung in der Leichenhalle, ein letztes Geleit, die Geschichte fängt an, knapp 91min Laufzeit:

Als der Anführer der Qinglong Gang getötet wurde, gab man die Schuld Gao Jian [ Eddie Cheung ], Anführer der Hong Ying Gang, der eine Mitbeteiligung aber mehrfach abstritt. Tang Hu [ Lau Ching-Wan ], der jüngere Bruder des Getöteten, nimmt sein heimliches Idol durchaus beim Wort, und verfolgt die Angelegenheit nicht weiter; währenddessen schließt sich Ah Jiu [ Aaron Kwok ] der Hong Ying Gang an, was ihn und die anderen Beteiligten bald in den Fokus des aufstrebenden Hu Jong [ Frankie Lam ] bringt.

Abschied wird genommen, vor den Toren der Stadt das Grab ausgehoben, die ehrenwerte Gesellschaft vollständig vertreten, sogar die Konkurrenz macht ihre Aufwartung, und zwei Strauchdiebe halten sich im Hintergrund bereit. Lange wird hier nicht geschwiegen, bald schon sprechen die Waffen wieder, die Pistolen, die Schnellfeuergewehre, sogar die Hand- und Staubgranaten hat man im Anzug, die Beerdigung als Bestellung von neuen Särgen, ein Gangster ist mit Würden gerade unter der Erde, links und rechts davon wird auch in den Staub gefallen, Blei und Blut in der schäbigen Gegend verstreut.

Mit Stars besetzt ist der Fernsehfilm, mit Lau Ching-Wan und Eddie Cheung – welcher in der Serie The Hero of Shanghai (1993) gleich beim Thema blieb – in den Hauptrollen, manchmal wirkt man als Nachzügler zu The Last Bout (1990), zeitlich ist man gleich, vielleicht ein paar Jahre später fixiert. Die Kulissen scheinen manchmal ähnlich, die Inneneinrichtung minimal edler und heller, das Studio besser an- und ausgeleuchtet, das braune Mobiliar weniger abgewetzt, der Lichtkegel greller. Gezankt und gestritten wird hier von Beginn an, man kennt sich, man weiß um das Ansinnen, das Ansehen und den Charakter, es wird nicht von klein auf erzählt, sondern dem Mittendrin, die Gesellschaft ist voller, die Population (darunter Aaron Kwok als einer der Strauchdiebe) größer. Gepokert wird hier fleißig, es steigt auch bald das nächste Attentat, die Erzählung startet rasch, die Darsteller (Frankie Lam ist noch anbei) sind wilder, die Gegebenheiten schneller, aber auf Dauer seltsam eintöniger.

Gedreht von Nilson Cheung Gon-Man, der mit einem Teil der Schauspieler, mit Cheung und Lam darauffolgend u.a. die Serie The Enforcer's Experience (1990) und mit Kwok selber The Millionaire Cop (1993) geschaffen hat, wird hier dem Frieden nicht getraut und lieber der Gangsterkrieg gefördert. Geld ist in der Produktion nicht das Problem, in der Geschichte eher die Aufteilung diesem, es wird mehr diskutiert als miteinander gesprochen, es wird intrigiert statt integriert, ein stets gefährliches Unterfangen, ein Feldzug, mit dem Tod im Auge, mit dem Feind als nächsten Angehörigen. 'Dilemma between love and justice' lautet der Originaltitel in der Übersetzung, das Setting ist offiziell 'Early Republic', das ist zwischen 1912 und 1949, das ist ein weites Feld.

'Liebe und Gerechtigkeit', in Erinnerung wird auch geschwelgt, den Emotionen nachgegangen, heimliche Damenbesuche veranstaltet, die Frauen in die Geschichte gebracht, die Geschlechter verteilt, bis zur nächsten ruppigen und recht akzentuiert eingefangenen Rauferei. Trotz mehr Statisterie hier spielt man trotzdem seltsam außerhalb der Öffentlichkeit, es gibt dafür ein besseres Abendprogramm, es gibt ein Ausritt mit Picknick, eine Art Modenschau oder Misswahl, ein Jazzauftritt vor leeren Rängen, es gibt das Wellnessbad und die Schwitzkammer im Spa; welche übrigens auch nicht ganz sicher ist und bald in ein sehr heißes Blutbad verwandelt wird. Für Unterhaltung der Triaden wird demnach reichlich gesorgt, der Zuschauer kann sich zusätzlich an einer einstmals blühenden, jetzt trüben Liebe und einem insgesamt abwechslungsreichen Verlauf mit vielen Verlusten erfreuen; sich gegenseitig das Licht ausblasen ist hier trotz familiären Bezug an der Tagesordnung.

Dramatik pur, normalerweise, zwischendurch verschwinden nur einige wichtige Figuren, andere werden nicht wirklich eingegliedert, der anhaltende Streit scheint auch sehr hausgemacht, und die Frauenrolle ist mehr oder minder im bloßen Dasein akzeptiert; und dass sich die sowieso aufgeheizten Herren der Schöpfung noch mehr in die Wolle kriegen als so schon passiert. Hauptdarsteller Cheung spielt damals wie heute die Figuren eher solide als aufregend runter, die Seriosität, Liquidität, Routine ist zwischenzeitlich angenehm zu schauen, passt aber nicht wirklich zu den anderen exaltierten Personen. Einen Ausblick auf 'Shanghai' sieht man nur einmal, ansonsten wird sich am 'Hafen' (eine Anlegestelle) bekriegt und als Antwort darauf ein Lagerhaus angegriffen, Aktion und Reaktion im zunehmend schnellen Wechsel, die Pyrotechniker und Stuntmen bei der Arbeit, die Kamera, sie folgt dem nur. Überraschend dafür das Ende, dies ist rein privater Natur.







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