Als Lydia Deetz während ihrer Talkshow fürs Übernatürliche meint, einen ihr altbekannten selbstbetitelten Bio-Exorzisten wiederzuerkennen, ist der Tag erst einmal gelaufen. Und es wird nicht besser, als sie von einem Tod in der Familie erfährt, sich die schwierige Beziehung zu ihrer Tochter Astrid weiter anspannt und im Jenseits eine Bedrohung aus der Vergangenheit auf Rache sinnt.
Eine späte Fortsetzung (Neudeutsch "Legacy-Sequel") ist so eine Sache. Kann funktionieren (Blade Runner 2049), kann ziemlich in die Hose gehen (Ghostbusters: Frozen Empire). Meistens Letzteres. Für Tim Burtons "Beetlejuice" (1988) gab es schon lange Bestrebungen für einen weiteren Teil, die jedoch immer wieder im Sand verliefen ("Beetlejuice Goes Hawaiian" war da nur eine von mehreren Ideen). Doch nun, sechsunddreißig Jahre nach dem ersten Leinwandauftritt des von Michael Keaton dargestellten Tunichtgut beschert Burton uns tatsächlich einen zweiten Teil. Und auch wenn ich den Urspungsfilm damals diverse Male rauf und runter geschaut habe und er somit einen besonderen Platz in meiner filmischen Sozialisation einnimmt, wirklich gewartet habe ich darauf nicht. Vielleicht die beste Voraussetzung, um positiv überrascht zu werden.
Der Beginn versetzt das geneigte Publikum gleich mal zurück nach 1988 und wieder fliegt man über das Örtchen Winter River und das bekannte Modell, in welchem man sogar die Maitlands entdecken kann. So setzt Burton gleich einen vertrauten Ton und durchzieht seine passend "Beetlejuice Beetlejuice" betitelte Fortsetzung mit allerlei Anspielungen auf den Vorgänger. Dies aber in der Regel nicht aufdringlich, hier und da wird einem einfach was bekannt vorkommen. Dabei setzt das Sequel die Kenntnis des Erstlings voraus. Ein feiner Zug, wird hier doch nicht wieder alles von vorne erklärt, sondern eben fortgesetzt. Dabei lässt sich der Teil auch von Neulingen konsumieren, macht aber mit Vorkenntnissen weit mehr Spaß.
Das Skript greift allerlei Ereignisse und Figuren wieder auf, geht damit sowohl vorwärts als auch rückwärts. Es gibt ein Wiedersehen mit den Schrumpfköpfen, dem Jenseits, Sandwürmern, einem roten Hochzeitskleid oder dem Haus der Maitlands. Und eine besessene Gesangseinlage, die hier noch ein Stück ausgebaut wird. Selbst die Titelfigur bekommt eine Hintergrundgeschichte verpasst. Hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber wie es präsentiert wird, macht das schon Spaß. Wie so einiges hier, denn wie gewohnt gibt es hier schwarzen Humor und Albernheiten, gerade wenn Betelgeuse die Bühne betritt.
Michael Keaton hat an der erneuten Verkörperung sichtlich Spaß, wenn er auch nicht mehr so agil wie damals agiert. Tut seinen Auftritten aber keinen Abbruch, ebenso wenig die wieder begrenzte Leinwandzeit, die seine Auftritte umso wertvoller macht. Auch sonst macht der reaktivierte Cast Freude. Winona Ryder gibt wieder Lydia Deetz, Catherine O'Hara als ihre Stiefmutter Delia fordert sich (und andere) immer noch künstlerisch und beide zusammen geben ein launig aufspielendes Team ab. Jeffrey Jones ist aus Gründen nicht in persona dabei, der von ihm anno dazumal dargestellte Charles hat es aber anderweitig in den Film geschafft und aufgrund der Umstände bekommt man immerhin eine nette Stop-Motion-Sequenz und manch kopflose Szene spendiert.
Neu dabei ist Willem Dafoe als toter Schauspieler, der sich für einen Cop hält und diese Rolle auch im Jenseits nicht ablegt. Seine Auftritte sind nicht zahlreich, aber gelungen. Justin Theroux als schmieriger Rory hat ein paar witzige Szenen, Danny DeVito gibt sich auch mal kurz die Ehre. So wie Bob. Die inzwischen gefühlt überpräsente Jenna Ortega ist auch mit von der Partie und variiert als Lydias Tochter Astrid ihre Rolle aus der „Wednesday“-Serie. Ihre mit auffallend wenig Profil ausgestattete Figur bekommt immerhin eine gewisse Relevanz für den Fortgang der Geschichte, was man über Mr. Juices Ex Delores in Gestalt von Monica Bellucci nicht unbedingt sagen kann. Da kann Frau Bellucci nichts für, aber hier tut sich das Hauptproblem des Sequels auf.
Denn bei all den guten Ideen und spaßigen Sequenzen läuft der Streifen erzählerisch nicht ganz rund. Er fühlt sich so an, als bestünde der Hauptplot selbst daraus, diverse Nebenhandlungsstränge miteinander zu verbinden. Auch der Erstling war mehr eine Geisterbahn, hatte aber einen besseren Fluss. Nicht nur dauert es eine ganze Weile, bis "Beetlejuice Beetlejuice" richtig Fahrt aufnimmt. Auch verliert sich Burton in zu vielen Fäden. Diese laufen am Ende dann zwar zusammen, bis dahin wirkt es aber wie ein manchmal zielloses Hin und Her zwischen den Plots. Und gerade den Teil mit Delores könnte man zugunsten eines Ausbaus anderer Plotpunkte locker streichen, ohne dass das Konstrukt instabil würde. So wirkt der Film leicht überfrachtet. Immerhin bekommt die zuerst als verzichtbar eingestufte Teenie-Romanze glücklicherweise einen neuen Dreh verpasst, was der verzichtbaren Figur Astrid eine gewisse Daseinsberechtigung gibt, um die Geschichte voranzutreiben. Ein weiteres Element mit ihrem Paps versucht sich allerdings am Unterlaufen des Grundtons dieser schwarzen Komödie, indem nach Emotionalität gefischt wird, was ziemlich im Sande verläuft.
Aber das ist Meckern auf gehobenem Niveau, unterm Strich ist die Fortsetzung eine der besseren ihrer Art. Dazu trägt alleine schon wieder das Design bei. Das beginnt bei Masken und Kostümen und geht bis zu den ganzen Sets, die abwechslungsreich und einfallsreich ausgestattet sind. Vom erwähnten Jenseits gibt es mehr zu sehen und insgesamt wirkt der Streifen angenehm altmodisch von Hand gewerkelt. CGI ist vorhanden, fällt aber nicht so massenhaft auf, wie es im zeitgenössischen Kino oftmals der Fall ist. Dafür ein Lob, gerade wegen der überall lauernden Phantastik. "Beetlejuice Beetlejuice" fühlt sich auffallend oft schön griffig an. Dazu lieferte Danny Elfman wie im Erstling die Musik, das passt wie Kopf auf Hörer.
„I love a good dream sequence.“
"Beetlejuice Beetlejuice" ist ein gelungener Vertreter der späten Fortsetzungen und führt die Welt von damals witzig und mit Schauwerten fort. Dabei ist er durchweg unterhaltsam, schwelgt erwartungsgemäß ein bisschen in Retrowölkchen, geht aber genauso mit seiner Geschichte weiter nach vorne. Burton liefert für Fans des Erstlings eine sehenswerte Ergänzung mit Witz, Schwärze und einem gut aufgelegten Alt-Ensemble mit einem nochmals hervorstechenden Keaton. Nicht jeder Neuzugang allerdings ist ein Treffer, das Sequel wirkt etwas überfrachtet und hält seine zu vielen Handlungsstränge für den Hauptplot. Dennoch macht das unterm Strich genug Spaß, sodass man entsprechend der Beschwörungsformel den Namen gerne auch noch an dritter Stelle auf ein Kinoplakat drucken dürfte.