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Es hätte eine ruhige, entspannte Fahrt durch das ländliche Amerika werden sollen. Ziel ist die Hochzeit einer gewissen Betty-Ann, der großen unerfüllten Liebe von Adam (Eric Jungmann als Grimassen schneidender Über-Nerd), der ihr nun - bevor es zu spät ist - von Angesicht zu Angesicht seine Gefühle gestehen will. Und dann der Schock. Sein ehemals bester Freund Harley (Justin Urich, noch unlustiger und unsympathischer als Jack Black) hat sich im Wagen versteckt und läßt dies Adam erst wissen, als es zur Umkehr schon zu spät ist. Harley ist das krasse Gegenteil vom jungfräulichen, unsicheren, pedantischen Adam. Er quasselt in einem fort und hält sich für megascharf, ultracool und mordslustig. Und gefühlte 99,9% seiner Äußerungen drehen sich entweder um Sex oder um weibliche Geschlechtsorgane. Etwas später gesellt sich erst der titelgebende Monster Man (Michael Bailey Smith), auch Fuckface genannt, zu diesem quirlig-peinlichen Duo, und danach die heiße Autostopperin Sarah (Aimee Brooks). Ersterer fährt zwar nicht in ihrem Auto mit, aber er verfolgt sie mit seinem riesigen Monster Truck, und seine Absichten sind von der finsteren, schmerzhaften, blutrünstigen Art. Je länger die Reise dauert desto offensichtlicher wird es, daß der Monster Man nur mit ihnen spielt und lediglich auf den richtigen Zeitpunkt wartet, um endlich zuzuschlagen.

Monster Man ist die Art von Film, welcher am besten in einer feuchtfröhlichen Runde Gleichgesinnter funktioniert. Nüchtern und in kleiner Gruppe oder gar alleine betrachtet könnte es zu gravierenden Problemen mit diesem Streifen kommen. Und diese Probleme drehen sich alle um das große Thema "Humor". Die erste halbe Stunde des Road-Trips ist nämlich ein einziges spätpubertäres Geplänkel der zwei Protagonisten, das bald furchtbar zu nerven beginnt. Ein paar durchdachte, gut getimte Gags um die schönste (Neben-)Sache der Welt können durchaus lustig sein. Das verkrampfte, penetrante, notgeile und ewig lange Draufherumreiten ist es nicht. Vielleicht fällt mein Humorverständnis ja etwas aus dem Rahmen, obwohl ich das nicht wirklich glaube. Ich finde ja Charlie Chaplin genial, Stan Laurel und Oliver Hardy unfaßbar komisch, Monty Python einfach nur göttlich, und bei Filmen wie The Naked Gun: From the Files of Police Squad! und Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan oder den Abenteuern der Superagenten Austin Powers und Hubert Bonisseur de la Bath (alias OSS 117) falle ich vor lauter Lachen beinahe von der Couch. Aber es will sich mir einfach nicht erschließen, was daran lustig sein soll, auf Teufel komm raus mit sexuellen Anzüglichkeiten um sich zu schmeißen. Egal. Hin und wieder werden glücklicherweise auch andere zur Zielscheibe von Harleys Spott (z. B. Rednecks), und sein Spruch "If a vehicle could take Viagra, a monster truck is what it would look like" ist ja gar nicht mal so verkehrt. Und die geschmacklose, erstaunlich eklige Szene mit einem blutigen Stück Roadkill, die Sequenz in der vielleicht verdrecktesten und versifftesten Toilette der Filmgeschichte sowie die hektische Autofahrt mit einer schlimm zugerichteten Leiche auf dem Rücksitz verdienen ebenfalls positive Erwähnung.

Wenn dann die wunderbare Aimee Brooks zu ihnen stößt und der Monster Man mit seinem Monster Truck unsere Helden drangsaliert, geht es jedenfalls deutlich aufwärts. Danach folgt ein recht zähes Ringen um die Vorherrschaft, bis schließlich der Horror über den Humor die Oberhand gewinnt, und das bedeutet, daß der Monster Man den nicht allzu hellen Leuchten endlich auf die Pelle rückt. Zwar befindet man sich dann in gewohntem Backwoods-Horror-Territorium, aber einige schräge Ideen, eine Handvoll deftige, überwiegend handgemachte Gore-Szenen und ein toller Twist sollten den geneigten Fan mehr als nur bei Laune halten. Die zwei Dinge, die Monster Man letztlich doch wieder sehenswert machen, sind Aimee Brooks und der Monster Truck. Brooks (Critters 3), die sich scheinbar nach Jay Woelfels melancholischem Vergnügungspark-Fantasyhorrorfilm Closed for the Season (2010) aus dem Schauspielgeschäft zurückgezogen hat, liefert eine sehr natürliche und ungemein sympathische Performance ab. Außerdem ist sie verdammt sexy. Schade ist allerdings, daß sie sich für ihre etwas skurrile Sexszene nicht auszieht. Der gepanzerte Monster Truck wiederum ist ein selten cooles Gefährt, das wie eine Art Alligator auf Rädern wirkt und irgendwie lebendig erscheint. Wenn es Autos oder Menschen verfolgt und mit ihnen auf Tuchfühlung geht, wirkt es fast so, als würde es zuschnappen, als wolle es sich in seiner Beute verbeißen und sie mit Haut und Haaren verschlingen. Lustigerweise entstand die bedrohliche, dynamische Effektivität des Monster Trucks erst im Schnitt, da er bei den Dreharbeiten meist nur im Schritttempo unterwegs war.

Originell ist Monster Man nicht wirklich. Michael Davis bediente sich ausgiebig bei so unterschiedlichen Filmen wie Duel, The Texas Chainsaw Massacre, Jeepers Creepers, Road Trip und Clerks, wobei er recht geschickt mit den altbekannten Klischees spielt und diese bisweilen genüßlich auf die Spitze treibt. Sehr nett ist z. B. die Szene in der Kneipe mit den Hinterwäldlern, denen allen etwas fehlt. Ein Arm, ein Bein, ein Auge... und vertrauenserweckend sehen die Burschen auch nicht gerade aus. Das ist aber nichts gegen den Monster Man. Dessen häßliche Visage wurde mehr schlecht als recht zusammengeflickt, und sein verdrehter, lauernder Gang macht diese Figur noch ein Stückchen effektiver. Und trotzdem... wenn dann gegen Ende in allen Einzelheiten der Grund für das Handeln des Monster Mans offenbart wird, steigen die Chancen auf einen spontanen Lachflash ziemlich rasant. Nein, gut ist der Streifen definitiv nicht. Spannend, packend und besonders lustig auch nicht. Aber er hat seine Momente, und er macht auch Spaß. Vor allem dann, wenn der unsägliche Humor in den Hintergrund gedrängt wird. Michael Davis' nächster Film war der amüsante Quatsch Shoot 'Em Up (2007), danach wurde es still um ihn. 2013 gab es mit Riding Shotgun immerhin ein Lebenszeichen.

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