Die Lucky Stars leuchten mal wieder... allerdings mit chaotischen Psychostrahlen, kreuz und quer über das Publikum hinweg, das anschließend ein wenig verwirrt dasitzt und dumm dreinschaut... was war das denn jetzt bitte?
Der Grund für die Verwirrung: Regisseur und Darsteller Sammo Hung kann sich nicht so recht entscheiden, was er mit dem dritten Film der vom Grundsatz her infantilen Reihe anfangen soll. Bleibt er den Figuren treu, die sich benehmen wir große Babys? Soll er vielleicht lieber den kontinuierlichen Nebenplot um Jackie Chan und Yuen Biao ausbauen, der deutlich ernster daherkommt? Wird es eher ein Slapstick-Fest, oder wird die Actionkeule ausgepackt? Die Frage konnte sich der knuddelige Dicke wohl selbst nicht so recht beantworten, und so packt er gleich mal alles auf einmal rein.
Das führt dazu, dass es uns ein paar mal sauer aufstößt. Es geht los wie immer: Die Lucky Stars um Sammo Hung, Richard Ng, Charlie Chin, Eric Tsang und Shui-Fan Fung tragen ihre Kalauer vor, die jeden kapitulieren lassen, der schon von Chans US-Humor das kalte Kotzen kriegt - solche Leute müssten wohl nach dem kompletten Konsum der 90 Minuten “Powerman 2" um ihr Leben fürchten, denn Harakiri wird anschließend für sie der einzige Ausweg sein. Alle anderen haben Spaß daran, dass Richard Ng inzwischen an Voodoopuppen glaubt und sie gleich mal an ein paar Mädels ausprobiert, um sie ihm willig zu machen. Die Mädels ihrerseits durchschauen das Spiel aber und stellen den armen Kerl bloß. Seine Freunde sitzen daneben und amüsieren sich köstlich - bis auch sie ein Mädchen gefunden haben, um das sie sich streiten können wie die Kesselflicker. Und diesmal ist nicht Sibelle Hu das Objekt der Begierde, sondern Rosamund Kwan, die fortan bei den fünf Freunden übernachtet. Das kennen wir doch? Weiterhin bringt sie John Sham mit, der in “Winners & Sinners” als Strubbelkopf Curly selbst noch zu den Lucky Stars gehörte, in “Tokyo Powerman” aber nicht mehr mit von der Partie war - nun ist er wenigstens als Außenstehender wieder dabei, hat aber irgendwie keine richtige Funktion in diesem Film.
Wie auch immer, die anfänglichen Albernheiten kennt man aus den Vorgängern zu genüge, und entweder mag man sie oder eben nicht - ganz einfach. Das meiste ist zugegeben wirklich dumm bis zum Abwinken, macht aber auch den exzentrischen Charme der Reihe aus, wenn etwa die fünf Vögel Feuer in der Wohnung legen, um Rosamund Kwan dazu zu überreden, sich mit einem Strohhalm in die gefüllte Badewanne zu legen, um dem Feuer zu entkommen - mit dem wahren Ziel, die Kleidung der unwissenden Frau durchsichtig zu machen und sie anzustarren. Infantil zum Quadrat und irgendwo auch fast schon peinlich, aber was soll’s...
Darunter gibt es sogar ein paar lichte Momente, zu denen die Three Stooges-Parodie zu zählen ist. Auch die Judo-Szene zwischen Sammo Hung und Michelle Yeoh (in einer ihrer ersten Rollen) macht was her, wurde dann auch kurz darauf von einem Teil der “Police Academy”-Reihe fast 1:1 wiederholt. Überhaupt scheint die Filmwelt Interesse an diesem Film gefunden zu haben, denn im Finale gibt es einen Moment, den Robert Rodriguez für sein Saloon-Massaker in “Desperado” wieder aufgegriffen zu haben scheint.
Jedenfalls herrscht zu Anfang noch König Ausgelassenheit. Man ist mit kindlicher Freude am Werk und als Erwachsener ist man eigentlich schon zu groß für so einen Kinderkram. Doch dann, mitten ins Nichts hinein, inszeniert Hung plötzlich eine nicht unblutige Schießerei, in der ohne mit der Wimper zu zucken diverse Komparsen in die ewigen Jagdgründe geschickt werden. Die plötzliche Welle an Gewalt schwappt so schnell über den Zuschauer, dass er nur kalt erwischt dasitzen und Bauklötze staunen kann. Denn dergleichen hat sich bis dahin überhaupt nicht abgezeichnet, ja nicht einmal normale Martial Arts oder unblutige Autostunts waren bis dahin zu sehen. Hier operiert Hung sehr ungeschickt, erwischt sein Publikum auf dem falschen Fuß und irritiert es.
Fortan beherrscht totale Divergenz das Geschehen. Mal wagt man sich in die Slapstick-Gefilde, mal wird der Ernst wieder herangezogen, der vor allem mit Chan und Biao hinzukommt. Die ziellosen Spaßeskapaden der Lucky Stars sind zudem auch noch viel anders inszeniert, nämlich sorgloser, während die Regie etwa in der Pepsi-Lagerhalle (wie im Vorgänger neben Mitsubishi der große Sponsor, der hier immer wieder Product Placement betreibt) viel überlegter und durchdachter scheint.
Wenigstens aber kann man sich nicht darüber beschweren, dass nichts los wäre. “Powerman 2" bleibt immer kurzweilig, an müden Dialogszenen hält sich Hung gar nicht erst lange auf, und wenn, würzt er sie immer mit überbordender Comedy. Reinrassige Actionszenen bleiben zwar charakteristischerweise nur ein Teilelement der Serie, aber schon die Tatsache, dass sämtliche Beteiligte kaum mal still sitzen, sondern immer in Bewegung sind, macht den Film als Gesamtes unheimlich dynamisch. Eine Cola wird am Frühstückstisch nicht etwa getrunken, sondern geschüttelt und auf die Kollegen gesprüht; am Strand liegt man nicht faul in der Sonne, sondern man gräbt einen unterirdischen Tunnel hin zu ein paar Bikinigirls. Langeweile erscheint da wie eine Vokabel aus einer fremden Sprache.
Der Fan der drei Kumpels Hung / Biao / Chan wird dann im Finale endlich versöhnlich gestimmt. Hung inszeniert hier in einem schmucken Bar-Setting eine vortreffliche Mischung aus Schusswaffen-Duell und Martial Arts, tritt dabei selbst in einem toll gespielten Kampf gegen Richard Norton an, der sich prächtig mit dem Regisseur versteht und ihn auf spaßigste Weise herausfordert. Nebenbei kommen auch Chan und Biao nicht zu kurz - vor allem letzterer darf sich nach dem enttäuschend kleinen Auftritt im Vorgänger darüber freuen, endlich mal wieder etwas Handfestes vortragen zu dürfen. Ähnlich dem “Action Hunter”, wenn auch nicht ganz so genial, verlaufen die drei Duelle parallel zueinander und machen einfach nur Spaß. Hier stimmt die Chemie wieder, die in zwei Dritteln des Films leider total aus dem Ruder gelaufen war.
Fazit: Spritzig-dynamisches Lucky Stars-Abenteuer mit dem üblichen gewöhnungsbedürftigen Humor, das mitunter mächtig an seinen ungeschickten Stimmungsschwankungen zu knabbern hat. Blutige Shootouts erfolgen hier auf Kinderquark - das passt nicht. Ansonsten überzeugen aber sämtliche Actionszenen, obwohl größere Stunts leider fehlen, die aber durch nette Einlagen von Michelle Yeoh und Richard Norton ausgeglichen werden. Eine interessante Sache wäre es gewesen, wenn Jackie Chan und Yuen Biao vielleicht mal stärker in das Lucky Stars-Gefüge eingebunden worden wären, denn obwohl sie im Finale überzeugen, bekleiden sie nach wie vor nur kleinere Nebenrollen - jeweils zu 33,3 Prozent Jackie, Sammo und Yuen... das wäre mal ein Spaß gewesen.
5.5/10