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„Snatch – Schweine und Diamanten“ ist eine urkomische Gangsterkomödie im Stile Tarantinos.
Im Auftrag des New Yorker Gangsterbosses Cousin Abraham 'Avi' Denovitz (Dennis Farina) führt der Glücksspieler und Ganove Franky Four Fingers (Benicio Del Toro) einen Raub auf einen jüdischen Juwelier in Amsterdam durch. Bereits hier kann der Film seinen herrlich schrägen Humor zum Besten geben, wenn die Gangster jiddisch sprechen und unter der typisch jüdischen Kleidung ein ganzes Sammelsurium an Waffen verstecken.
Der Raub gelingt und Franky reist mit der Beute nach London. Es beginnt ein filmisch sehr gut gemachter Vorspann der weitere Charaktere einführt, darunter den Boxpromoter Turkish (Jason Statham) und seinen Kumpan Tommy (Stephen Graham), den russischen Gangster Boris 'The Blade' Yurinov (Rade Serbedzija), den Schläger Bullet Tooth Tony (Vinnie Jones), den boxenden Zigeuner Mickey O'Neil (Brad Pitt), den sadistischen Londoner Gangsterboss Brick Top Polford (Alan Ford) usw. Damit wäre schnell ein bunter Haufen halbseidener Charaktere eingeführt.

In London soll Franky den Stein eigentlich bei einem Kontaktmann abliefern, doch seine Spielsucht wird ihm zum Verhängnis. Vor einem Wettbüro wird er von dem trotteligen Räubertrio Sol (Lennie James), Vinny (Robbie Gee) und Tyrone (Ade) überfallen, die den Stein klauen. Doch das ist nur der Auftakt zu einem bunten Gerangel, in das bald alle Figuren verstrickt werden…
Im Grunde genommen ist die Story von „Snatch“ vollkommen simpel: Jeder Gangster versucht die anderen zu berauben oder sonst wie übers Ohr zu hauen, während mittendrin der Stein den Besitzer wechselt. Doch das Tempo ist hoch und es gibt keine Längen, während diverse absurde und ziemlich witzige Wendungen die Spannung auf einem ziemlich guten Niveau halten. Glänzend erdacht ist die Figurenauswahl: Jeder der Charaktere gewinnt Profil, aber keiner spielt den anderen die Show. Auch die Verteilung der Sympathien liegt bei jedem Zuschauer selbst, denn keine Figur wird allzu sehr hervorgehoben (und tüchtig Dreck am Stecken haben sie eh alle).
Hinzu kommt ein visuell sehr cooler Stil, der einige urkomische Momente noch kultiger macht. Da wäre zum Beispiel der aus verschiedenen Perspektiven gezeigte Unfall in der Mitte des Films, Tonys cooler Desert Eagle Spruch, der bereits genannte Vorspann und Avis Reisen von New York nach London in „Kurzform“. Hier arbeitet Guy Ritchie mit im Grunde genommen simplen Kamera- und Schnitttechniken, die jedoch im Ergebnis schlicht und einfach innovativ wie dynamisch daherkommen.

Der Humor bietet groteske und pointierte Dialoge, die im Gegensatz zu dem ähnlich gelagerten „Pulp Fiction“ alle etwas mit der Handlung zu tun haben – weshalb mir „Snatch“ persönlich etwas besser gefällt. Denn trotz diverser Anleihen bei Tarantino (buntes Gangstergemisch, Boxermilieu usw.) entwickelt Ritchie einen ganz eigenen Stil und vor allem eigenen Humor. Einzige Schwäche ist die Tatsache, dass auf einigen Gags doch sehr herumgeritten wird (z.B. Mickeys grauenhafte Aussprache), was aber den Spaßfaktor kaum trübt.
Die Darsteller spielen allesamt große Klasse und man weiß gar nicht, wen man als erstes loben soll. Bei der Menge prominenter Darsteller in etwas gleich großen Rollen fällt es auch schwer bei jedem einzeln noch mal Anerkennung auszusprechen. Besondere Erwähnung sollte allerdings die Tatsache finden, dass Brad Pitt hier herrlich abgewrackt und sehr gekonnt gegen sein Schönlingsimage anspielt.

So entwickelt „Snatch“ aus einem simplen Grundkonstrukt eine wendungsreiche Gangsterkomödie mit sehr pointierten Dialogen, die jedem Freund derartiger Filme ans Herz gelegt sei.

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