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Nach seinem gelungenen Regiedebüt "Bube, Dame, König, grAs" versucht sich "Guy Ritchie bei einem weiteren Gangsterfilm, der tatsächlich an Tarantinos "Pulp Fiction" erinnert. Bisher sein letzter guter Film, denn es folgte die Schnulze "Swept Away" und auch mit dem Krimidrama "Revolver" konnte ich nicht viel anfangen. Mit "Snatch" ist ihm ein Coup gelungen, ganz besonders weil Ritchie das Drehbuch selbst schrieb. Man muss es erst mal schaffen, mit sovielen Handlungssträngen und noch mehr Charakteren, eine plausible Story auf die Beine zu stellen. Ritchie ist dies bravurös gelungen, auch wenn seine schrägen Figuren nicht unbedingt Tiefgang besitzen. Eigentlich ist "Snatch" ja ein B-Movie, denn das Budget betrug gerade mal 6 Millionen Dollar, eigentlich ein Witz, denn "Snatch" sieht wesentlich teurer aus, allein schon an der Prominenz gemessen.
Für den Gangster Avi (Dennis Farina) hat der Dieb Franky Four Fingers (Benicio Del Torro) einen großen Diamanten gestohlen. Doch bevor Avi den Diamanten bekommt, muss Franky in London erst noch andere Klunker verhökern. Doch er wird von Sol (Lennie James) und seinen zwei Kumpanen gekidnappt.
Währenddessen wartet der Boxpromoter Turkish (Jason Statham) auf das große Geld. Doch sein Boxtalent wurde vom Zigeuner Mickey (Brad Pitt) mit einem Schlag niedergestreckt und nun steht Turkish bei einem gefährlichen Gangster in der Kreide. Nun soll Mickey in den Ring steigen, doch der hat andere Pläne.

Man ist am Anfang ein bisschen überfordert, denn Ritchie präsentiert uns die vielen Charaktere im Schnelldurchlauf. Da jetet man ständig von den Antwerpen in die USA, nebst London. Aber bald nimmt Ritchie das Tempo ein wenig raus und man bekommt die vielen Figuren unter einen Hut. Auch laufen viele kleine Handlungsstränge nebeneinander her, die nach und nach zusammenlaufen. Eigentlich geht es nur um zwei Dinge, nämlich erstens um diesen Riesendiamanten und zweitens um Turkish und seine Probleme mit einem Gangster und den Zigeunern.
Und da hat sich Ritchie schon schräge Figuren aus den Fingern gesogen. Ein Zigeuner der Jeden mit einem Schlag zu Boden bringt, immer so komisch nuschelt, dass man ihn nur selten versteht. Dann den Optimisten Turkish, der ja unbedingt einen Wohnwagen von Zigeunern kaufen musste, seine Mutter benannte ihn nach einem Flugzeug, hinzu kommt ein einflussreicher Gangster, der Versager gerne an seine Schweine verfüttert. Dann Sol und seine zwei Kumpanen, der eine hat einen durchgeknallten Hund, der andere ist so dick, dass er kaum aus dem Auto steigen kann. Dann noch ein Auftragskiller, der nach sechs Kugeln immer noch lebt. Irgendwann laufen sich alle mal über den Weg, doch vorher sorgt man getrennt für Chaos.
"Snatch" hat als kleine Hänger, aber dank der bissigen Dialoge und der vielen Situationskomik fühlt man sich stets bedient. Auf richtige Action braucht man nicht zu hoffen. Ein paar Morde, kleine Schusswechsel und kurze Boxkämpfe hat Ritchie zu bieten.
Aber bei den Darstellern kann er uns wirklich vollst zufriedenstellen. Brad Pitt mit Mut zur Hässlichkeit, Jason Statham der mal keine Heldenrolle besitzt, Benicio Del Torro als spielsüchtiger Dieb. Wären da noch Dennis Farina, Vinnie Jones, Lennie James, Sam Douglas und Jason Flemyng. Guy Ritchie hat einen kleinen Cameo.

"Snatch" macht wirklich Laune und überzeugt durch seine Darsteller. Die Story mag zwar nicht neu sein, aber Ritchie spaltet das Geschehen in mehrere Stränge und seine schrägen Figuren erledigen den Rest. Witzige Dialoge, bissiger Humor, ein wenig Action. Zwischendurch gibt es als kleine Schwachstellen, aber im Großen und Ganzen unterhält "Snatch" prächtig.

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