Review

Ein Heidenspaß!

Schon der Trailer läßt den potentiellen Kinogänger vermuten, es hier mit einem der abgedrehtesten Streifen des Jahres zu tun zu haben.

Was soll ich sagen, es ist tatsächlich so.

Dieses atemberaubende Gemisch von Gangsterfilm und schwärzestem Humor dürfte die Herzen aller Powerfilm-Fans im Sturm erobern.
Guy Ritchie inszeniert in wahnsinniger Geschwindigkeit ein schwungvolles Ballett rund um einen gestohlenen, ständig den Besitzer wechselnen Diamanten, sowie einen inszenierten, illegalen Boxkampf, bei dem man ständig befürchten muß, den Faden endgültig zu verlieren. Doch es ergeben sich einfach keine dramaturgischen Lücken in diesem Dickicht von Handlung, die von einem guten Dutzend Rollen getragen wird, von denen weder einer die Hauptrolle noch die Nebenrolle abbekommen hat. Hier sind alle gleichberechtigt, egal ob er noch lebt oder bereits das Zeitlich gesegnet hat.
Und von solch seltsamen und abrupten Ableben hagelt es nur so in den gut 102 Minuten. Dabei versucht sich das Drehbuch einmal am grimmigen Todesspiel, getragen durch den Box-Promoter Turkish, der auch den Off-Text spricht und so den Zuschauer bei der Hand nimmt und dann wieder an komödiantischen und slapstickhaften Elementen, die seit "Pulp Fiction" ja allerseits beliebt sind.

Überhaupt drängt sich natürlich der Vergleich mit dem großen Vorbild auf, obwohl die Streifen thematisch auseinanderklaffen. Auch hat man hier nicht versucht, eine dermaßen extreme Verschachtelung der Ereignisse wie bei Tarantino zu konstruieren, sondern bleibt, bis auf wenige Ausnahmen und einige Rückblenden einer linearen Erzählweise verhaftet. Wenn es denn aber zu einer nicht linearen Dreifachsicht auf ein Ereignis kommt, folgen die konstruierten Abfolgen von Ursache und Wirkung dermaßen komisch aufeinander, daß kaum ein Auge trocken bleibt.

Auch kann man Ritchie getrost bescheinigen, im Gegensatz zu Tarantino niemals Langeweile aufkommen zu lassen.
Während das Vorbild banales Gequatsche zum Kult werden ließ (und das ungemein gekonnt), setzt das Script von Snatch auf Action. Das Gebot der Stunde: es muß immer was los sein; und wenn schon geredet wird, dann bitte pointiert.

So kam es zu der wundersamen Abwesenheit sogenannter dramaturgischer Löcher, die gerade bei "Pulp Fiction" die Geduld des Publikums bis zum nächsten Höhepunkt auf eine harte Probe stellten. Ritchie bietet ununterbrochene Aktion, fordert dem Zuschauer somit ungeteilte Aufmerksamkeit ab, liefert dafür jedoch auch jede Menge Qualität ab.
Ein großes Plus sind in diesem Zusammenhang natürlich die hervorragend geschriebenen Rollen und ihre nicht minder talentierten Darsteller, zum Teil noch dem Erstling "Bube, Dame, König, Gras" entnommen.

Hier bekommt einfach jeder sein Fett weg: die Briten, die Amis, die Farbigen, die "falschen" Juden und die Russen.
Und die Zuschauer haben ihren Spaß, wie man am brüllenden Gelächter im Saal feststellen konnte.

Fazit: Ein bleihaltiger Klassiker, der mit absolut schrägem Humor sein Publikum in jeder Sekunde bei Laune halten kann.
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