Guy Ritchies zweiter Spielfilm dreht sich um schräge Geschichten aus der Unterwelt, knallharte Gangster und all den üblichen Pulp-Scheiß, den man seit Tarantinos "Reservoir Dogs“ in Form von "lässigen Indie-Filmen“ aus aller Herren Länder über sich ergehen lassen muss.
Grob gesagt handelt "Snatch“ von einem hochkarätigen Diamanten, der von verschiedenen Verbrecherparteien begehrt wird. Dabei fügen sich mehrere Handlungsstränge episodenhaft ineinander und es tritt eine kaum überschaubare Vielzahl an Figuren auf, die sich ins Geschehen einmischen. Alle Neben- und Haupthandlungen zu beschreiben, wäre umständlich und belanglos, deshalb möchte ich nicht konkreter auf den Inhalt des Films eingehen.
"Snatch“ ist eine einzige Palette an Kuriositäten, die heute, durch ihre nicht enden wollende Strapazierung in einschlägigen, "ausgeflippten“ Filmen, eigentlich nicht mehr kurios, sondern lediglich enervierend ist. In dieser Hinsicht bietet Ritchies Film keine Ausnahme, wenngleich man das hier dargebotene schon weitaus schlechter gesehen hat.
Die gesamte Story, inklusive Figuren, Schauplätze usw. ist aufgebaut wie ein aktionsreicher Comicstrip, die Inszenierung ähnelt einem rasanten, aber sinnlosen Musikvideo. Virtuos anmutende Kamerafahrten und Schnitte geben dem verworrenen Drehbuch, das voll von obszönen, schmuddeligen Dialogen steckt und um alles in der Welt den Eindruck eines coolen Gangsterfilms erwecken möchte, den nötigen Drive.
In seiner maßlosen Übertreibung und dem perfekten Timing erinnert "Snatch“ an Filme von Sabu, erreicht aber längst nicht dessen einzigartige Klasse. Ritchie hat sich krampfhaft bemüht, sämtliche Zutaten, die ein cooler Pulp-Film laut dem Publikum (das die ganze Scheißkohle ja auch wieder reinbringen muss) heutzutage benötigt, zu vereinen und gerade deshalb ist sein Film zum vorzeitigen Scheitern verurteilt.
Im Endeffekt ist er affektierte, bis ins kleinste Detail gewollt verrückte und durchgedrehte Soße, die letztendlich doch nur einen ordinären, ja sogar sterilen Eindruck beim Zuschauer hinterlässt. In einem Punkt erkennt man sowieso besonders deutlich, dass es sich hier um US-Mainstream und nicht groteskes Indie-Kino handelt: In detaillierter Gewaltdarstellung schwelgt "Snatch“ (trotz einiger Dialogbedingter Härten) nämlich nicht im Geringsten, obwohl grafische Brutalität in dieser Art von Film ja eigentlich höchste Priorität haben sollte.
Was von „Snatch“ bleibt, ist ein kurzweiliger, infantiler Spaß, der unter vielen stereotyp angelegten Charakteren zumindest einen herrlichen Brad Pitt als unverständlich brabbelnden Zigeuner hervorstechen lässt – sozusagen Ritchies Ass im Ärmel.