Tjo, Guy Ritchie hat einen ganz besonderen Stil. In Snatch trifft grob gesagt Quentin Tarantinos „Pulp Fiction“ auf Danny Boyles nahezu gleichaltrigen „Trainspotting“. Wie schon in seinem Vorgänger „Bube, Dame, König, grAs“ bringt uns der Madonna-Ehemann hier eine irrwitzige Thrillerkomödie mit viel Humor, noch mehr Kurzweil und am meisten Schrägheit. Ist alles nur eine Frage des Stils und des Geschmacks.
Dabei kann ich nicht wie sonst einen kleinen Absatz zur Handlung des Streifens schreiben, denn dafür ist der Film bereits zu extravagant. Irgendwie werden in London Diamanten geraubt, irgendwie hängt das mit der Szene für illegale Boxkämpfe zusammen, weswegen diverse Idioten in den Plot hineinrutschen, um sich auf möglichst erquickliche Art und Weise in die Quere zu kommen, und das im seltensten Falle freiwillig. Mehrere Fraktionen, eine komischer als die andere, eilt händeringend nach dem herzbegehrten Stück, welches von Frankie Four Fingers (Benicio, „Viva Las Vegas“ Del Toro) mit sich herumschleppt. Genussvoll wird unter anderem Brad Pitt in die Sache hineingezogen, der – auf dringendes privates Dringen einen Part im Film bekam – hier eine seiner ungewöhnlichsten Rollen einnimmt – er ist One-Punch-Mickey, ein lallender Zigeuner, dessen Rechte alles mit einem Schlag niedermacht.
Will gar nicht mehr über das Szenario schreiben, denn letztlich ist es glasklar, wie der Hase läuft: Ritchies Stil ist einzigartig und gefällt entweder extrem gut oder nervt von der ersten Minute an. Wer also schon nach dem Vorspann, in dem die Gangster als Juden verkleidet die Diamanten stehlen die Schnauze voll hat, sollte schleunigst die Stopp-Taste seines Players drücken und das Ding vergessen. Wer sich danach schon sicher ist, hier durch und durch belustigt zu werden, der sollte unbedingt weitergucken. Ich für meinen Teil fröne den Befürworten dieses Streifens und kann nur sagen, dass dieser Film jenseits von gut und Böse ist. Ritchie fährt mit unüblichem bis geschmacklosem Zynismus auf, der schnell an den Schwarzhumor von Trainspotting erinnert, während die wirren (Zeit-)wechsel und die blitzartigen Schnitte mit dem Turbocutter eher an die früheren Werke eines Quentin Tarantino erinnern. Der Plot ist nicht originell aber raffiniert und garantiert für kurzweilige Spannung bis zum ironischen Finale. Jeder Charakter ist unterhaltsam und ausgefeilt.
Naja, viel kann man eigentlich nicht mehr dazu sagen: riskiert allesamt einen Blick und bildet euch euer eigenes Urteil – sollte es überhaupt noch Leute kennen, die diese für mich erstklassige Thrillerkomödie noch nicht gesehen haben. Ritchie, bitte mehr davon.