Review

iHaveCNit: Joker: Folie á Deux (2024) – Todd Phillips – Warner

Deutscher Kinostart: 03.10.2024

gesehen am 07.10.2024 in Dolby Atmos

Kinopolis Main-Taunus-Zentrum – Kino 1 – Reihe 8, Platz 17 – 20:30 Uhr

Im Jahre 2019 hat mich Todd Phillips „Joker“ mit Joaquin Phoenix sehr begeistern können und sogar einen Platz in meiner Top10 des Jahres bekommen. Mit mehrfachen Nominierungen und auch Auszeichnungen für den Film in seiner entsprechenden Awardsaison im Rücken konnte es auch gar nicht anders kommen, dass man dem eigentlich doch recht runden für sich selbst stehen könnenden Film „Joker“ eine Fortsetzung widmet, bei der man mit Lady Gaga noch jemanden an Phoenix´ Seite stellen konnte. Die Fortsetzung, die unter dem Beititel „Folie á Deux“ veröffentlicht wird, ist aber definitiv ein auch mich spaltender Film.

Arthur Fleck ist seit der Mordserie des Jokers im Arkham State Hospital inhaftiert und wartet auf den Gerichtsprozess. Durch Zufall trifft er im Arkham State Hospital auf Lee Quinzel. Die gegenseitige Faszination füreinander und zur Musik sorgt dafür, dass sich Arthur in Lee verliebt. Aus der Faszination füreinander schöpft er ungeahnte Kräfte für den Gerichtsprozess, bei dem es um mehr als nur die Schuldfrage gehen wird.

Ich war nicht überrascht, dass mich hier ein Film mit Musical-Elementen erwarten wird. Ich war im Nachhinein dennoch überrascht, inwieweit der Beititel „Folie á Deux“ zur Symbolik und Deutung des Films beiträgt. Als „Folie á Deux“ wird im französischen eine gemeinsam durchlebte Geistes- und Wahnstörung bezeichnet. In dieser Betrachtungsweise lässt sich das gemeinsam durchleben und das doppelseitige Wechselspiel vor allem auf das Zusammenspiel von Arthur Fleck und dem Joker, von Arthur Fleck/Joker und Lee Quinzel aber auch der in Teil 1 aufgebaute Kult um den Joker in der Öffentlichen Wahrnehmung und der Joker selbst. Das ist für den Film durchaus ein interessanter Ansatz. Mir persönlich hat die homogene Fortführung der in Teil aufgebauten Inszenierung gefallen und auch die darstellerischen Leistungen von Joaquin Phoenix und Lady Gaga konnten mich überzeugen. Mal ganz unabhängig davon, ob die Taten des Jokers in Teil 1 gerechtfertigt waren oder nicht, hat der erste Teil für mich gut dargestellt, wie die Gesellschaft mit quasi unsichtbaren, unbedeutenden Außenseitern umgeht und was sich hier für Konsequenzen ergeben, wenn diesen Außenseitern alles genommen wird und diese nichts mehr zu verlieren haben – und somit die Gesellschaft selbst dafür mit verantwortlich ist, dass sich Personen radikalisieren und andere davon anstecken lassen. Teil 2 macht es sich jedoch zu einer Aufgabe, den Mythos um Fleck und den Joker ein wenig zu entmystifizieren, zu entzaubern und zu dekonstruieren. Inmitten seiner Kombination aus Psycho-,Gerichts- und Knastdrama sowie einer Romanze mit Musical-Elementen, die anhand Neuinterpretationen bekannter Songs die Stimmung des Innenlebens von Fleck und Quinzel unterstützen, dreht sich der Film jedoch ein wenig zu sehr um sich selbst und seine Konflikte, ist mit knapp 140 Minuten auch etwas zu lang geraten und kommt teilweise auch nicht ganz zum Punkt. Selbst wenn mir durchaus die wenn auch nicht immer in sich stimmigen kreativen Elemente des Films gefallen konnten.

„Joker: Folie á Deux“ - My First Look – 6/10 Punkte





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