Nach einem Jahrzehnt etwa der Unterstützung der chinesischen Filmkultur durch die Regisseure aus Hongkong und dem Bezahlen der größeren Projekte durch die einheimischen Gelder vom Festland sowie dem Bereitstellen eines stetig wachsenden Marktes haben sich mittlerweile die Verhältnisse in dem Sinne angepasst, dass die Filmemacher aus der VRC selber die jeweiligen Gebiete von bspw. Fantasy, Actionthriller oder Gangsterdramen bearbeiten und beackern können und dafür ab und an auch zuvor aus der Sonderverwaltungszone bekannte Darsteller wie als Gimmick und für die Bewirtschaftung deren Lebensabends engagieren. So treiben bspw. Louis Fan, Chin Siu-Ho und Vincent Zhao ihr ‚Unwesen‘ in allerlei übernatürlich angehauchten, zuweilen mit Martial Arts als weiteren Reiz geschmückten Arbeiten, in sogenannten und meist einstündigen Webmovies, die in etwa vergleichbar mit den Online- und Streamingangeboten der Westler, nur eben für den chinesischen Bereich gehalten sind. Es gibt massig Militär-Actionfilme und Girls with Guns – und Gambling Flicks, die nicht nur aussehen wie frühere Erzeugnisse aus der damaligen Kronkolonie vor allem der beginnenden Neunziger, sondern auch im Titel die Verbindung suchen; etwas, dass aus HK zurzeit so kaum bis nicht mehr kommt und nicht mehr hergestellt wird. Und es gibt die Undercoverplotte wie hier der Infernal Storm, der mit drei, vier bekannten Gesichtern aus HK gehalten und quasi eine laufende Reminiszenz an Infernal Affairs und zeitgleich Young and Dangerous und so vom Gefühl wie eben ‚lokal‘, nur eben aus Kontinentalchina und dennoch genreaffiner als der Ausstoß aus HK selber ist:
Polizist Shan Ge [ Jordan Chan ] ist von seinem Vorgesetzen Senior Supervisor Chen Wei [ Li Yue-Hui ] aus dem District Crime Kowloon West seit mehr als 20 Jahren an der Seite von 'Uncle Li' [ Kent Tong ] platziert worden, wo er die Gangsterwelt zusammen mit seiner rechten Hand Bo Bo [ Ronan Pak ] und Peggy [ Zhong Yi ] unterwandern und den Hintermann des Syndikats, einen Mr. Jin ausfindig machen sowie Beweise gegen diesen herausfinden soll. Shan, der zuvor eine Beziehung mit Wen Wen [ Vanessa Lim ] aufgrund dieser Aufgabe aufgelöst hat, befindet sich gerade im Machtkampf mit Kong Que [ Ricky Chan ], was nicht gerade hilfreich ist, zumal beide vom Oberen He Tian-Ze [ Lam Suet ] beobachtet und hinsichtlich ihrer Führungsqualitäten begutachtet werden. Zudem gerät Wei in die Aufmerksamkeit der ICAC Chief Investigator Eva Dai [ Cai De-Heng ], die ihn wegen Verdachts der Korruption im Fokus hat.
Reißerisch schon der Beginn, das Triadenumfeld wird hier gewählt, eine erste Attacke geplant, auf einen Mann im Massagesalon, entsprechend ein Ein- und Ausblicke auf die Damen des Hauses; um Aufmerksamkeiten auch der 'billigen' Art nicht verlegen, um viel Aufmerksamkeiten wird sich bemüht. Eine Überzahl am Attackieren, mit Messern, Schlagrohren, Baseballschlägern, das Ziel ist allerdings vorbereitet und weiß sich wehren, Referenzen an Früheres werden schon eingespielt, an Young and Dangerous vor allem, musikalisch direkte Übernahmen. Eine erste laute Actionszene, ein Kampf auf engem Raum, als Probe aufs Exempel, mehr einstudiert als flüssig, mehr getrickst und getäuscht als tatsächlich choreografiert. Ein Machtkampf steht an, der Boss ist erledigt, die Nachfolge noch ungeklärt, dazu ein ominöser Hintermann, die Polizei in Alarmbereitschaft, die Unterwelt in Aufruhr, viel noch ungeklärt. In HK soll das spielen, West Kowloon ist involviert, die regionale Crime Unit, es wird reichlich auf die Pose gegangen, Subtilität ist hier nicht gefragt, das Aufdringliche und Präsente zählt.
Dafür hat man auch die richtigen Darsteller an Bord, Ricky Chan vor allem, Kent Tong, aber auch Lam Suet; der Kniff mit dem Undercover wird im Übrigen schon in der Synopsis bereitgehalten, von Spoilern hält man hier nichts. Die Gangster sind dabei scheinbar besser vorbereitet als die Gegenüber, sie scheinen die Fäden zu ziehen, sie haben einen ersten 'Maulwurf' bereits entdeckt und zurück an den 'Absender' gesandt, gefesselt und geschlagen und mit einer Bombe im Gepäck. Gewalt ein natürliches Umfeld hier, das gehört zum Alltag, zum Durchsetzungsvermögen, zur Tagesordnung, zum Bestehen. Eine strenge Regelkunde der Sozialität hier, nur Wenige haben das Sagen, der Rest macht die Drecksarbeit. Ein Geschäftsdeal wird angeleiert, der Testlauf, es geht um Drogen natürlich, in Millionenhöhe, draußen auf den Docks die Übergabe, alle Blicke nur auf den Erfolg gerichtet. Ein Eingreifen der Einsatztruppe der Gesetzeshüter lässt eine mäßig inszenierte Schießerei von Bord, der Aufwand insgesamt weniger wert als das Ergebnis, das zieht sich so durch, das zieht sich vor allem auch im chinesischen Hit Team (2002, ebenfalls mit beiden Chans) so fort.
Ein wenig auf Spannung gespielt wird dabei schon, es gibt entsprechende Momente, in denen eine Entdeckung droht und die auch so formuliert werden, die Geschichten mit dem eingeschleusten Beamten eine lange Tradition, eine ruhmreiche auch, ein 'alter Hut', als Quelle der Inspiration jederzeit zu gebrauchen und auch sehr zahlreich genutzt. Immerhin werden hier die Zutaten auch benutzt, sowie zahlreiche kämpferische Aktionen eingeworfen, die nächste in einer Poolhalle, man ist öfters agil und in Bewegung, man ist zumindest auf Krawall gebürstet. Rückblenden werden ab und an auch eingeflochten, um die Dramatik zu vertiefen, ein sinnloses Unterfangen eigentlich, aber ein Spielen auf mehreren Ebenen und aus mehreren Perspektiven. Dabei wird sich die meiste Zeit in Innenräumen wie Lagerhallen, Büros, Restaurants, Villen etc. aufgehalten, ein vor Ort sein in Hongkong nur vorgespielt, wie in dem anderen Werk auch, stellt sich bloß die Frage: warum eigentlich?
Die Erzählung vom Cop on a Mission (2001) selber stellt sich auf dem Papier gar nicht so übel dar, es gibt wie in Colour of the Truth (2003) oder speziell Wo Hu a.k.a. Operation Undercover (2006, beide auch mit Jordan Chan) gleich mehrere Personen, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen, es wird überall intrigiert, auch die Polizei hat ihre eigenen Probleme und ist unterwandert; eigentlich die perfekte Voraussetzung für etwas Größeres, Aufregendes als das, was hier letztlich geboten wird. Die Probleme des Polizisten, der frisch von der Academy quasi genommen wurde und die letzten zwei Dekaden in der Hak Sek Wui verbracht hat, und nicht richtig weiß, wem er trauen kann und wem nicht, und zu welcher Seite er überhaupt gehört, wurde in anderen Genrewerken auch präziser behandelt, selbst in Fernsehserien, hier wirkt es schlicht dazugehörig und trotz erkennbaren Potenzial aufgesetzt. Einige Farbenspiele optisch und eine gewisse später durchscheinende Ernsthaftigkeit gereichen dem Werk dabei durchaus zum Vorteil, zumal es mehrere personell interessante Konstellationen auch gibt; ob nun genutzt oder nicht, ist dann eine andere Frage. Die Antwort: Effektiv genutzt wird es nicht. Ein allgemeines Verwirrspiel mit einer erstaunlich pompös aussehenden Explosion in einer Fabrikanlage mittendrin, mit mehreren Überraschungen, allgemein besser geschrieben als gedreht, eine allgemeine Grauzone hier zwischenzeitlich, wobei der Hauptdarsteller mehr schadet als nützt und es allgemein auch an quantitativ und qualitativ überzeugender Actionszenen fehlt.