Einer der wenigen tatsächlich auch im Kino erfolgreichen, dann aber doch wieder zu TVB (Television Broadcasts Limited) und damit zum Fernsehen zurückkehrenden Filmemacher ist Raymond Lee, welcher für die große Leinwand bei u.a. Swordsman (1990) mit tätig war, bei Dragon Inn (1992) aber bspw. autark aufgezählt wird und bei The East Is Red (1993) immerhin noch als Co-Regisseur, höchstwahrscheinlich verantwortlich für die dramatischeren Szenen und die Schauspielführung. Bei TVB selber hat Lee eher die modernen Geschichten, die Polizeifilme um hier und heute und den Kampf gegen das Verbrechen, wie bspw. in The Last Conflict (1988, mit u.a. Donnie Yen, Stephen Chow und Francis Ng) oder Tour of Revenge (1989, mit Norman Tsui, Nathan Chan und Frankie Lam) erzählt. Zu diesen zeitgenössischen Arbeiten, die meist im Genre des Crime, des Thriller angesiedelt sind und/oder im Heroic Bloodshed, gehört auch Once a Killer:
Auftragskiller Sheng [ Vincent Wan ] und seine Partnerin bekommen die Mission, den Superintendent Luo [ Lau Kong ] auszuschalten, um an einen beweislastigen Mirofilm heranzukommen. Als Sheng dabei auch dessen blinde Tochter Jing [ Gigi Lai ] in Gefahr bringt, rettet er sie (vor den ausbrechenden Flammen), was nicht nur Luos korrupte Kollegen, sondern auch seinen Auftraggeber und seine Partnerin auf ihn hetzt.
Ein Motorradrennen in dunkler Nacht, zwei Menschen auf der Hatz, mit Vollgas durch die Gegend und über die Straßen, die Musik ist deutlich John Carpenters Halloween, stibitzt also, kopiert, 'entliehen', aber passend zu den Bildern. Man ist länger unterwegs, der Tag bricht bald schon an, die beiden Fahrer gehören auch zusammen, sie planen etwas, ein sinistres Unterfangen. Währenddessen wird auch die 'Gegenseite' und dies nicht untätig in Augenschein genommen, die Polizeiarbeit, Recherche und Zusammentragen von Informationen, mit Gregory Charles Rivers ein Brite unter vielen kantonesischen Kollegen. Auf die Jagd wird hier gegangen, der richtige Zeitpunkt abgewartet, der passende Moment abgefangen, die Überstellung eines Gefangenen ist geplant, ein Transport im bewaffneten Konvoi, ein Gerichtsprozess unterbunden. Keine Befreiung ist angesagt, sondern ein Todesurteil, ein Attentat auf den Befindlichen im Polizeigewahrsam. Ein Teil des Plans gelingt, ein Teil fängt wie The True Hero oder Dreaming the Reality, mit mehreren Kollateralschäden, mit kleinen Kindern in der Schusslinie oder in der Welle einer Explosion, mit einem traumatischen Ereignis, einer Veränderung des bisher krisensicheren und auch sich selbst moralisch gerechtfertigten Jobs an.
Die Stuntszenen sind größer und aufwändiger als gewohnt, eine Verfolgung durch die Innenstadt, ein Sprung über eine Detonation, die Bevölkerung mit in Gefahr, die Zivilisten in Bedrängnis. Als Actionfilm startet man, mehr Schnelligkeit und Vollzug als Kohärenz und Kausalität, einige Szenen mit Fragezeichen, einige Handlungsweisen obsolet. Der Score bedient sich noch öfters fremder Töne und Rhythmen, eine laxe Herangehensweise, dafür etwas mehr Besinnung und Eigenständigkeit in der Inszenierung, mehrere Tote, mehrere Totgeglaubte, etwas Gefühl für Stil und Stylismus, nur die Montage hapert etwas, es geht hin und her, vor und zurück, viele Wechsel, Erinnerungen und jetzige Taten, alles in einen Topf geworfen und zusammengerührt. Ein Erzählen ohne Rücksicht auf Verluste, ein Pärchen hier, Vater und Tochter da, jeder mit eigenen Problemen, verbunden durch eine sich überschneidende Profession, die ein wenig auch The Killer, inklusive Kirchen-Shootout mit der Maschinenpistole zitiert; die auf jeden Fall ihre Vorbilder sucht und findet, es ist genug Quellmaterial da. Ein Auftragsmörder mit Gewissensbissen, eine schlechte Kombination, das verdiente Geld tröstet da nicht wirklich, es wird als Drama, mit Rückblenden des Werdens und des Seins auch formuliert. Dabei sind länger noch gar nicht alle Hauptdarsteller fest um Bilde, es wird gestrichen und addiert, es wird einander auch nachspioniert, aus Partnern werden Feinde, eine Auseinandersetzung direkt vor dem nächsten Anschlag, das Herbeirufen eines Großaufgebotes der Polizei, eine fatale Gefühlsduselei, etwas umständlich erzählt. Immerhin findet man geeignete Szenerien und zuweilen besondere Augenblicke, man lebt ein wenig von einem Augenblick zum anderen, das Dazwischen zählt dann weniger.
Wirken tut es wie die Kurzfassung einer Miniserie, ein Zusammenschnitt, ein Potpourri, es hat mit Vincent Wan (der zuvor in Lees Rebel from China, 1990, neben John Woo die Hauptrolle spielte) eine relativ glaubhafte Hauptfigur, der auch Actionpräsenz mitbringt, und dass sein unfreiwilliges Zielobjekt von seiner Vorgeschichte nicht wirklich begeistert ist und die 'Rettung' nicht wirklich dankbar annimmt, macht sich auch ausdrücklich bemerkbar; es läuft nicht wirklich alles so nach Plan und wie gedacht, es ist anfangs eher eine Geiselnahme, mit entsprechender Reaktion des Opfers. Eine dramatische Belastung, da und anderswo eher vor den Toren der Stadt gedreht, am Strand, mit Blick auf die See. Für Ihn der Versuch einer Wiedergutmachung, für Sie eine Tortur. Kleinere Schießereien an bspw. einem Staudamm mit einem abgesandten Killertrupp, etwas Sprint- und Kampfeinsatz gegen ein Polizeitrio inmitten des bevölkerten Zentrums, auch gerne inmitten der überraschten Gesellschaft eingefangen. Ansonsten ist das Geschehen eher isoliert, es ist teilweise gröber, es hat eine sehr verletzliche und sehr verletzbare Frauenrolle, es hat eine nahezu allumfassende Bedrohung, nirgends und bei niemand nur auf sich allein gestellt ist man eigentlich sicher. Ein gewisser religiöser Hintergrund ergibt sich aus der Vorgeschichte, es wird das Melodrama auch mal probiert, eine Zuflucht in der Kirche, eine Rückkehr in die Unschuld, Schuld und Sühne in der Beichtstunde quasi. Actiontechnisch wird mehr die Flucht gesucht und die Deckung, der Einstieg schon die größte Szene, schon die meiste Konfrontation.