Ehedem unter ungünstigen Voraussetzungen gestartetes militärisches Großprojekt, welches sich zwischenzeitlich ungünstiger Presse aufgrund der nicht den staatlichen Vorgaben, nicht dem Sinne des Volkes anpassenden Verhalten eines der Darsteller gestoppt und erstmal auf Eis gelegt wurde. Eine Neu- und Umbesetzung erfolgte, ein Blacklisting des Betroffenen, eine Funkstille und Nachdrehs, was der Produktion im Nachhinein vielleicht sogar zugutekam, der Erfolg an den Kinokassen war mit etwas über 70 Mio. USD vergleichsweise erstaunlich, was an verschiedenen Faktoren gelegen haben dürfte. So ist mittlerweile eine Singularität des Geschehens gegeben, andere Vertreter des Genres tummeln sich zumeist im Streamingmarkt, es dürfte demnach durchaus Nachfrage ausgelöst worden sein; letztlich hat man während seiner Laufzeit im Kino dem zeitgleich gestarteten Twillight of the Warriors: Walled In eine ganze Weile Paroli gehalten. Zahlen wie einst Wolf Warrior 2 oder auch Operation Red Sea spielt man mit diesem brachialen Politkommerz, der rabiaten Propagandamaschinerie nicht mehr ein, die Zeiten sind (eventuell, Operation Leviathan ist für 2025 gesetzt) vorbei, für einen Achtungserfolg hat es dennoch gereicht:
Zur Unterstützung der zivilen Bevölkerung und der bereit vor Ort dafür befindlichen UN Einheiten wird ein Trupp der China Peacekeeping Forces in ein afrikanisches Land namens Santa Leone entsandt, darunter Officer Yu Weidomg [ Johnny Huang ], Yang Zhen [ Wang Yibo ], Jiang Xiaoyang [ Jason Gu ], Du Yifan [ Zhao Huahua ] und Ding Hui [ Zhong Chuyi ]. Die Mission wird aufgrund der Untätigkeit der anderen Beteiligten und der dafür umso agileren Feindbilder bald brandgefährlich.
Erstaunt bei all den genannten Titeln ist die Nennung des jeweiligen Regisseurs hinter dem Projekt, kein 'Einheimischer', sondern immer jemand, der ursprünglich mit dem HK-Kino groß geworden ist, ob nun Jacky Wu Jing oder Dante Lam, wobei hier mit Lee Tat-Chiu jemand den Stuhl besetzt, der bislang höchstens den Eingeweihten überhaupt ein Begriff war, und dann auch nur als Action Choreograf oder Action Director. Lee, der als 'Darsteller' in kleinpreisigen Werken und nebenbei im Fernsehen seine Karriere angefangen hat, hat sich ab dem Millennium vermehrt um die Umsetzung der spektakuläreren Szenen bemüht, oft auf Anordnung von Andrew Lau (und gleichzeitig und nicht zufällig zu einer der schlimmsten Zeiten für das lokale Filmgeschäft, qualitativ zumindest), was die Hauptverantwortung hierfür erklärt; Lau, der sich seine eigene Anbiederung an den neuen Herrscher im Lande geschaffen ist, ist hier nämlich Produzent.
Ein Regiedebüt also, eine Aktualisierung des China Peacekeeping Forces (2018, "Chinas first military peace film", ein Widerspruch in sich, hat auch niemand gesehen), eine Maschine, wo ein Zahnrad in das andere übergreift und dann der Rubel, oder vielmehr der Renminbi Yuan umso schneller rollt. Begutachtet und abgenommen von der China Film Administration, den so wichtigen Stempel zur Freigabe erhalten, auf die wartende Masse losgelassen, mit breiten Schultern und stolz geschwellter Brust. Mit Fakt und Fiktion wird begonnen, mit echten und nachgestellten Nachrichtenbildern, mit einer gefühlten Wahrheit, mit Emotionen, mit Grausamkeit und Rebellentum, mit schwer auseinander zu haltenden Eindrücken, ein Bürgerkriegsgeschehen in einer ausgedachten 'Bananenrepublik', ein Massaker an der Zivilbevölkerung. Es ist 2018, und zum Glück für den Frieden sind auch die Chinesen, bzw. eine Abgesandtschaft dieser vor Ort. Für die Menschenrechte wird hier eingestanden, mit der Waffe in der Hand und dem Finger am Abzug, die Treffsicherheit nahe 100 Prozent, hoch die Agilität, flink die Beweglichkeit, erst das Training, dann der Ernstfall, die Mission. Das Skript macht es so wie immer, eine Gruppe aus Individualisten müssen sich zum Team formieren, müssen sich anpassen und miteinander statt widerstrebend und gegeneinander zu agieren, dazu kommt noch ein Neuling, der die bisherige Hierarchie auflöst und durcheinander bringt; aussehen tun zwar alle gleich und die Uniform ist auch dieselbe, aber etwas personelle Konstellation muss in das Drehbuch, sonst wird es wirklich dünn. Die Atmosphäre ist von Anfang an aufgeheizt, im Lager, draußen auf den Straßen, vor dem Gerichtsgebäude, eine stete Anspannung, kurz vor der Epikrise; dennoch wirkt man so realistisch wie die Friedensmission der Allied Nations in Street Fighter - Die entscheidende Schlacht (1994); es könnte auch Shadaloo hier sein, mit General Bison am Drücker.
Afrika, eines der Hauptziele der Volksrepublik China, wirtschaftlich, ökonomisch, auch politisch, wird immer als kurz vor dem Zusammenbruch gezeichnet, als No-go-Area, die eine feste Hand braucht, wo die Eingreiftruppe ran und einmal richtig durch muss, wo die Säuberung all des Klüngels und der Korruption ansteht, es wird quasi vor der Tür des Nachbarn und nicht vor der eigenen gefegt. Die Ärmlichkeit wird gezeichnet, ein Kriegsgebiet, allgegenwärtige Zerstörung, ein Gebiet, welches man eigentlich aufgeben kann, oder es aufbauen, wie es der Mann mit dem Blauhelm tut, und seine Kollegen mitzieht. Die rote Landesfahne wird als Erstes aus dem gelandeten Flieger herausgehalten und aufgestellt, dann folgt der Mensch, der und die Helfer in Uniform, dann ein Porträt von Leid und Elend. Bei der Inszenierung darf man keine Wunder erwarten, es ist ein Debüt, es hat gewisse Anforderungen zu bedienen, die Spezialität von Lee ist nun mal auch die Präsentation der Actionszenen, nicht der dramaturgische Aufbau, nicht die Dialoge, nicht die Liegestütze vor dem Sprint zum Kampfwagen. Es gibt viele vielsagende Blicke zwischen den Kollegen, dann geht es wieder in die Todeszone, das Vorgeplänkel kurz, es geht um Tod und Leben. Willkommen ist man nicht vor Ort, nicht von der einheimischen Polizei, deren Verstärkung man ja eigentlich ist, nicht von den Flüchtlingen auf den chaotischen Straßen, nicht von den Rebellen, die schnell die Waffen auf die Patrouille schon nur richten; eine Anspannung hier durchaus spürbar, ein Wind vor dem Sturm, die permanente Bedrohung. Zu Essen hat hier niemand was, Schusswaffen aber scheinbar jeder, bald gibt's auf einem voll belegten Marktplatz ein Scharfschützenattentat, eine Eruption der Aggression, die sich vollständig in Gewalt und Blutdurst auch entlädt; Molotowcocktails werden geworfen, der Notstand tritt ein, der Mob am Randalieren, währenddessen spurtet man dem fliehenden Parkour-Sniper hinterher und steht dennoch ganz allein.
Eine Effektivität kann man dem Film durchaus bezeugen, ein Blick auf Vergleichbares wie Black Hawk Down und damit Richtung Hollywood, was man mittlerweile genauso kreieren kann und nicht mehr der Bittsteller an amerikanischer Ware, sondern der Lieferant eigener Erzeugnisse mit entsprechender Auslegung ist. Zwischen Polizeifilm, Militärfilm, Politthriller und Kriegsfilm wird hier hantiert, ein längerer Abschnitt der ausbrechenden Revolution in Wolf Warrior 2, hier auch weniger popcornmäßig und weniger comichaft, sondern auf ernst und formell marschiert, mit klagenden Klängen unterlegt, zwischendurch mit einigen Ausfällen in der Anordnung, wird sich bzw. mit schwarzer Maskerade (Blackfacing) ausgestattet und sich getarnt unter die Gesellschaft gemischt. Eine Häuserexplosion weiter, eine Geiselbefreiung in den Slums, ein Feuergefecht samt Detonationen im arg verwinkelten und brüchigen Unterschlupf bringt ein wenig Abwechslung in den Pathos und den Heroismus, in die Selbstbeweihräucherung, die hier auch von anderen Parteien so gesehen wird und unterstützt, und ohne das ein landeseigenes Konstrukt heutzutage nicht mehr auskommt, kein Operation Black Ops, kein Born to Fly, kein Raid on the Lethal Zone. Schließlich und endlich dann eine Art Zeugenschutzprogramm, eine Überführung durch die Todeszone, welche natürlich prompt und dies von allen Seiten und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln angegriffen wird, Raketenwerfer zertrümmern die eh schon brüchigen Dörfer, Maschinengewehr hallt durch die staubigen Ebenen, Flammenbälle verwüsten die kärglichen Überreste an Materialien, die überhaupt noch stehen. Eine Umsetzung meist im körperlichen Einsatz, immerhin, der Second Unit Team auch unter Lee auf Hochtouren und in Höchstform, Metall trifft auf Metall, Steinbauten werden zerlegt, Explosiva realiter ausgelöst. Wagen überschlage sich doppelt und dreifach, zusätzlich ist ein Taifun im Anmarsch, eine Belagerungssituation in Unterzahl, das volle Programm demnach.