Review

Säuresupersoaker

Der regie- und stimmungstechnische Vorgänger „Bloody Oranges“ war für meinen Geschmack vor drei Jahren schon ein erfrischendes Humorhighlight. Nun kommen die französischen Macher mit „Plastic Guns“ um die Ecke - schießen sie wieder den satirischen Vogel ab? Ohja, und zwar ganz ungeniert mit der Pumpgun! Dieses Mal folgen wir einem meisterlichen Profiler und zwei Hobbyermittlerinnen auf der Jagd nach einem landesweit gesuchten, schon legendären Familienmörder…

„Plastic Guns“ ist sehr französisch. Ungeniert und alle Blätter vor'm Mund weg. Diesen Humor haben momentan nur unsere eigensinnigen Nachbarn inne. Nonchalant, kreativ, manchmal böse, immer frech. Auch mit Eiern, keineswegs safe gespielt. Von schockierenden Momenten bis zu Szenen und vor allem kongenialen Maschinengewehrdialogen, die einen entwaffnen und vor Lachen fast auf den Boden werfen. Das ist dominant, vollkommen durchgeplant - und wirkt dennoch oft spontan und immer unberechenbar. Meurisse hat seine ganz eigene Sprache, sein Timing ist exzellent, seine Wortwahl ist unfassbar gelungen. Klar, manchmal sind Gedanken an den noch wesentlich surrealeren Dupieux nicht weit weg. Dennoch sind sich beide zwar grün, aber nie zu nah. „Plastic Guns“ wirkt offbeat und doch natürlich. Die beiden Hobbyermittlerinnen sind purer Zucker. Die humorlose Montage der grundlegenden Morde im letzten Drittel ist absurd hart und auch akustisch teuflisch unterlegt. Und kurze Zeit später zieht's dann schon wieder die Mundwinkel weit hoch. Sowohl Serienmördergroupies als auch True Crime-Serien kriegen ihr Fett weg. Und langweilig wird es nie. Wie ein wilder Traumritt durch News und unterschwellige Ängste. Nur das „Happy End“ kommt sehr plötzlich. Und es werden bei weitem nicht alle Handlungsstränge beendet, was schade aber akzeptabel ist. 

Fazit: speziell, anders, bizarr. Etwas surreal, immer clever und mutig. Allzu viele klare Aussagen und Thesen ziehe ich nicht heraus - aber diese verwirrten Ermittlungen sind zu köstlich und weird, um keinen Spaß dabei zu haben! Kurzweilig af. 

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