Wie viele HK-Darsteller, die Ende der Achtziger, spätestens Anfang/Mitte der Neunziger einem breiten Publikum auch im Ausland bekannt geworden sind, hat auch Anthony Wong seine ersten Fußstapfen und das vorhergehende Training in der 'Schule' von Television Broadcasts Limited gemacht; eine Erfahrung, die im Nachhinein nützlich war, aber auch derart ausgeprägt gewesen sein, dass die wenigsten zurückgekehrt sind. Wong, der fast die einzige Ausnahme und dies auch nur mit einem Auftritt in Lord of Shanghai (2007), einer Großproduktion war, verliert zumindest keine guten Worte über die Arbeitsbedingungen vor Ort und das Entgelt, hat allerdings (vertragsmäßig auf mehrere Jahre gebunden) zu Beginn seiner Karriere und auch kurz vor dem Durchbruch auf der Leinwand des öfters in deren Fernsehfilmen, bzw. dem Zweiteiler The Set Up (1990)/The Undercover (1992), The Iron Butterfly (1989) oder eben Out of Bravery mitgewirkt. Bei dem letzteren wird als Jahreszahl 1989 angegeben, eine Zeit, in der man gleich an mehreren sogenannten 'Early Republic' Arbeiten wie Fire on Ice, Shanghai Mafia, oder The Last Bout werkelte:
Der Bataillonsführer der Nationalisten Armee, Hu Shaotian [ Waise Lee ] wehrt sich eines Tages gegen die Untaten seines Regiments, wobei er nach einem blutigen Zwischenfall als Flüchtling durch die Lande treibt, und eigentlich bloß noch im Kopfgeldjäger He Jian [ Anthony Wong ] einen wahren Freund hat. Als sich Tin in die junge, bereits in eine Ehe versprochene Yao Sao [ Sheren Teng ] verliebt, zieht er nicht bloß Ärger der Verwandtschaft, sondern auch einer angeheuerten Gangsterbande auf sich.
Ein Blick über die Weite der Landschaft, viel Gebirge, viel Wald und Wiesen, eine nur kurze friedliche Aufnahme, werden in der Nähe gleich Schießübungen veranstaltet, noch zum Training auf Strohpuppen, später im Ernstfall auf Menschen. Soldaten werden angeleitet, werden instruiert, es werden die Unterschiede zwischen den Männern in Uniform und der Zivilbevölkerung aufgezeigt, und bald auch die Gemeinsamkeiten. Wong ist keiner von der Truppe, er ist trotzdem fähig im Kampf, sowohl mit der Waffe als auch der Handkante, ein freundschaftliches Duell erst, später wird es blutig und dramatisch. Die Rolle noch als Außenseiter platziert, ein Mann, der seinen eigenen, seinen speziellen Weg geht, der unterschiedliche Meinungen und Positionen provoziert. Dass hier keine Friedlichkeit herrscht, sondern das Land im Aufruhr ist, merkt man schnell, erst im Dialog, der schon angriffslustig ist, dann in Plündereien der Umgebung, wird sich an Material und Mensch vergriffen, Diebstahl, Raub, und drohende Vergewaltigungen stehen an. Mord und Totschlag herrscht an der Tagesordnung, der Mensch ist hier kein Mensch mehr, die Meisten haben ihre Seele verloren, ihre Moral und ihren Anstand, es kommt zu Konflikten und zur Meuterei, zum Aufstand, zur Flucht vor eigentlich den eigenen Leuten, den früheren Genossen, den skrupellosen 'Kameraden'.
Die Hauptrolle hat hier Waise Lee inne, der auch heute noch aktiv ist, der trotz einiger größerer Auftritte den Sprung ganz nach vorne nie geschafft hat, der anders als Wong aber heute im chinesischen Streamingmarkt und nicht auf der Schwarzen Liste ist. Lee hat sich damals auch als Actionheroe versucht, aktuell in The Big Heat oder Gunmen gar, war aber nie dafür so richtig prädestiniert. Hier als Held wider Willen, als Aufständler gegen die ursprünglich eigenen Reihen; die Produktion dabei mehr Studio als üblich, ein Nutzen bereits vorhandener Kulissen, ein Dreh in den Innenbauten des Senders, mit einigen größeren Außendarbietungen. Von den viele Telemovies der damaligen Zeit ist dies vielleicht noch der, der am Ehesten an das Fernsehen selber erinnert, der den Zuschauer mitnimmt in bekannte Gefilde, in eine frühere, durch die kleine Mattscheibe aber bekannte Zeit. Vom Schauspiel und der Präsentation etwas theatralisch, die Ausleuchtung, das Bildformat, darstellerisch überschaubar, auch der Regisseur hat mit Ben Lam Kuen keinen bekannten Namen. Die Dramaturgie wird durch die Repressalien unterfüttert, ehrbare Leute und ihre Bekanntschaften und Angehörige in Bedrängnis, einige Großfamilien in Gefahr, ein einsamer Mann, der sich dem allem und dies auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln entgegenstellt.
Bis dahin dauert es noch etwas, erst gibt es Familiengeschehen, es gibt Differenzen zwischen groß und klein, zwischen Mann und Frau, zwischen den unterschiedlichen Ständen und Rängen, eine Zeichnung und eine Besinnung auf die Zu- und die Umstände; schmal ausgeleuchtet, ein wenig wie eine Bühnenaufführung, für die hinteren Ränge gespielt. Das Leben zwischen Reichtum und Kargheit, mehrere Unfreiwilligkeiten, potenzielle Gefahren fast als Alltäglichkeiten. Die Produktion (welche zuweilen auch mit 1990 angegeben ist) sieht dabei fast älter aus als veröffentlicht, Mitte der Achtziger, wenn nicht noch etwas eher; die Filmografie des ausführenden Regisseurs (und Production sowie Unit Managers) listet auch bloß Werke aus diesen Jahren auf, ein überschaubares Schaffen. Eher ruhig wird auch hier erzählt, mit Ansage und mit Auftritten und Abgängen, mit gesenkten Blicken, mit etwas Schüchternheit. Kleinere Szenen von einstudierter Kampfkunst (mit den tatsächlichen Schauspielern, bei schwierigen Bewegungen mit Stuntmen) werden hier geboten, ein Überfall in der Seitengasse, eine Gegenwehr des zahlenmäßig Unterlegenen, Intrigen werden geschmiedet und Kabale und Liebe in 'grauer Vorzeit' probiert. Ein spezielles preiswertes Aussehen haben die meisten der Telemovies, das liegt in der Natur der Sache, der Herkunft, des eingeschränkten Zuschauerkreises, des ebensolchen Budgets, hier wird durch Dreh in fahler Flora und Fauna und eben karger Dekoration noch zusätzlich der Eindruck erweckt; in zeitgenössischen Geschichten springt man auch mal mitten in die Bevölkerung oder liefert sich Schießereien zentral gelegen. Hier herrscht ein eher intimes Gefühl vor, ein privates Erleben, vom Ohrensessel aus, eine Romanze am Erblühen.
Mitspielen tun eine Handvoll Personen, Wong selber ist zwischenzeitlich gar nicht zu sehen, ist außerhalb des Bildes, springt aus der Handlung heraus und wieder herein, mit zwischenzeitlich wahrscheinlich anderen Verpflichtungen okkupiert; so ist er bei der Vertreibung einer drangsalierenden Räuberbande aus der Stadt gar nicht anwesend, das schafft der Hauptdarsteller auch allein. Viel wird in der Nacht gedreht, mit Funzellicht, im Dunkeln ist gut Munkeln, lässt sich die Heimtücke besser verstecken, wird auch mal ein Feuer (vor den Stroh- und Holzbauten) gelegt und vorher die Ausgänge versperrt, ein finsteres Unterfangen, dass für einen brenzligen Moment die Szenerie erhellt. Alles Andere dreht sich eher im Kreise, mehrere 'Anmachversuche', mehrere Vermeidungen, die Schüsse fallen eher plötzlich, eine kurze Schießerei, später eine explosive Befreiungsaktion, wird das halbe Set zerbombt, noch gar nicht der Showdown, nur das Vorspiel, in der Isolation die erste größere Aufmerksamkeit. Die Auseinandersetzungen jedenfalls ziehen zunehmend an, ein dann lohnenswertes Unterfangen, wird mit Schwertern, Messer und allem Möglichen und Greifbaren und dies in Massen aufeinander losgegangen. Die Montage eher grob gehalten, ein Teil schon am Kämpfen, der Rest noch beim Bereden, überhaupt wird das etwas abgehakt geschnitten, Brutalitäten sind vorhanden, aber halten sich in Grenzen.