Review

"They are just little girls. When did you become this monster?" - "I always was."

'Rückfall' in den Klopperfilm der zumeist späten Achtziger, frühen Neunziger, welcher zwar zwischenzeitlich durch natürlich vermehrt Scott Adkins oder Michael Jai White, gerne auch in Kombination miteinander erneut bedient wurde, jetzt aber nicht mehr die ehemalige Hochphase erreichte. Die ehemaligen Stars von früher mittlerweile zu alt und der neuen Generation nicht bekannt, das Subgenre nicht gefragt, Ausnahmen bestätigen da eher die Regel, als dass sie sie negieren. Einer der Darsteller, welcher bislang unter dem Radar gehalten wurde und eigentlich nur von Keoni Waxman und dies auch möglichst an der Seite von Steven Seagal genutzt, ist Bren Foster; welcher hiermit sich selber in Szene setzt, auch in der Hauptrolle natürlich, als Herzensprojekt und Regiedebüt, mit Stoßrichtung Aktualität, nämlich dem Sound of Freedom (mit auch einigen seiner Nachteile, einer gewissen Simplizität, einer speziellen Überzeichnung) dräuend im Hintergrund:

Martial Arts Instruktor Alex Faulkner [ Bren Foster ] konzentriert sich nach Beendigung seiner kämpferischen Karriere zusammen mit seiner Assistentin und Sekretärin/Rezeptionistin Julie Creylan [ Annabelle Stephenson ] auf sein Kampfsportstudio, wo er sowohl Erwachsene als auch Kinder unterrichtet. Eines Tages meldet sich die geschiedene Samantha Hathaway [ Cassie Howarth ] mit ihrem Sohn Terry [ Anthony Nassif ] im Studio an, gegen den Willen ihres Exmannes Victor Dimov [ Luke Ford ], der auch schnell verschiedene Schlägertypen in die nur zum Training geltende Arena schickt. Als Julies Kinder Violet [ Arielle Jean Foster ] und Lainey [ Aaaliyah Knight ] während einer kurzen Unaufmerksamkeit vom Parkplatz entführt werden, hat Alex bald ganz andere Sorgen.

Dass Foster die physischen Voraussetzungen für eine derartige Rolle hat, hat er bislang in bspw. in Forces of Execution (2013) oder in Maximum Conviction (2012) auf der Leinwand bewiesen, ein ausgebildeter Kampfsportler, der aufgrund einer größeren Familie auch durchaus privat am Thema dran ist, nicht gänzlich ohne Charisma, mit einem durchaus guten Aussehen. Die eigene Verwandtschaft ist teilweise auch im Film vertreten, das erste Training schon ist recht aggressiv gehalten und bietet einen Vorgeschmack auf noch Kommendes, die Laufzeit ist mit knapp über 2h durchaus stattlich, für so ein Projekt zumindest zu sehen. Es gibt ein paar Lehren mit auf dem Weg, schon zu Anfang, "Verlieren ist okay, Aufgeben nicht." Geschrieben (und produziert) auch von Foster, also eine Drei(und Mehr)fachaufgabe, eine Hauptverantwortung in Personalunion, wird hier die Geschichte eines Mannes erzählt, der die besten Jahre sicherlich eher hinter sich hat als vor ihm, er ist so alt, wie er sich fühlt, er ist noch austrainiert und durchdefiniert, hat aber bereits körperliche Einschränkungen, Schmerzen, die mit Medikamenten behandelt werden, er hat sein Trainingscenter, er hat eine lange zurückliegende Kampfkarriere, er hat zu Anfang nicht viel mehr. Das ändert sich natürlich, zum Guten wie zum Schlechten, erst zum Positiven, dann werden Steine in den Weg gelegt, diese werden überwunden, die Dramaturgie wird hier nicht neu erfunden.

Es wird ein wenig moralisiert, später, vorher wird geflirtet, eine neue Bekanntschaft gemacht, die sich zu etwas mehr entwickelt, eine gegenseitige Sympathie, eine neue Chance im Leben. Konventionell gehalten, aber nicht gänzlich einfallslos, die Inszenierung der 'normalen' Szenen geht vollkommen in Ordnung, es wird nicht herumexperimentiert, es wird sich auf das Wesentliche noch konzentriert. Es gibt auch schnell einen ersten Gegenüber, außerhalb des Studios bzw. außerhalb des Sparrings, ein Bully, einen störenden Exmann. Es wird am Anfang schon viel geschwitzt, man sieht das Trainingscenter von außen und von innen, nicht viel mehr, ein eingeschränkter Raum, ein durchaus beliebtes Areal aber, es wird hier reichlich frequentiert, es wird viel trainiert, es wird instruiert. Darstellerisch ist das unproblematisch gehandhabt, es wirkt relativ natürlich, die erste Annäherung, sie kommt nicht von ungefähr, sie entwickelt sich; genauso wie der Ärger, der sich erstmal bloß um einen eifersüchtigen, seine Kompetenzen überschreitenden Prick und dessen Frustration und Hang zur Gewalt dreht. Es gibt eine Provokation, erst verbal, dann körperlich, es gibt eine Reaktion, eine Vorgeschichte (in Form von häuslicher Gewalt) für die eigentliche Handlung, man steigert sich langsam, aber kontinuierlich, es werden auch vorher schon Auseinandersetzungen geboten; Ärgernisse in die Welt gesetzt. Es gibt Wirkung und Effekt, manche lernen es spät, manche lernen es später gar nicht. Dabei wird hier die Ausübung tatsächlicher Kämpfe immer als Art Notwehr, aber trotzdem abschreckend für die ohne körperlichen Kontakt miteinander agierenden Trainierenden gezeigt, die Stimmung ist nicht etwa begeisternd oder bewundernd, es ist vielmehr ein ungewohntes und auch nicht gewolltes Bild für die 'Zaungäste', es wird eine Diskussionskultur und ein aus dem Weg gehen proklamiert und propagiert, keine Brutalität.

Die jeweiligen Szenen sind dabei wie alle anderen recht sauber, d.h. übersichtlich eingefangen, in längeren Darstellungen auch, gerne beide Kontrahenten im Bild, die Bewegungen aufeinander abgestimmt, die Kamera in der Funktion des Dokumentierens, nicht des selber Agierens. Die Montage verstärkt die Actionszenen, anstatt sie zu verschleiern oder etwas vorzutäuschen, in diesem Sinne macht der Regiedebütant (und Actionregisseur) alles richtig. Die eigentliche Prämisse entfaltet sich erst nach einer halben Stunde etwa, der Aufbau ist so detailliert nicht zwingend nötig, schadet aber auch nicht, man hebt die Fallhöhe an und stellt sich als durchaus emotionalisierend dar, ohne jetzt den Apostel herauszuhängen. Die Anhänger von Mixed Martial Arts, von Taekwondo, Hwarang-Do, Hakpkido, Jiu-Jitsu kommen natürlich auch auf ihre Kosten, es gibt eine Art privat ausgetragenen Wettstreit, ohne Publikum, dafür um der eigenen Selbstbestätigung wegen, dort viel Bodenkampf zu einer mäßigen musikalischen Untermalung, die Songauswahl ist eher ungenügend; die Szene selber mehr für die Zuschauer, denen das Drama mit seinen sich oft wiederholenden "You are okay?" Fragen mittlerweile zu einfach gehalten, und zu sehr in den Vordergrund gedrängt ist.

Was dann noch folgt, hat eine eigene sadistische Ader, es schürt die Gefühle, es manipuliert auch, zelebriert eine gewisse Tortur, eine verstörende Wirkung, und dann das Abreagieren in der Katharsis. Das 'Herankarren' einer Killertruppe für den längeren Showdown ist dann strikt Genre, B-Picture wie zuvor, finstere Gestalten als Kanonenfutter und Endgegner, als Art Dummy zum Austoben, zum Dampf ablassen. Ab da an müssen die Stuntmen einiges aushalten, Würfe, Stürze in und durch Glas, Fußtritte, Kniestöße oder Ellenbogen ins Gesicht und generell viel Bruch auch durchs Mobiliar, eine variantenreiche Choreografie auch, unterschiedliche Spielräume, mal in der Enge eines Treppenaufgangs, aus verschiedenen Höhenpositionen, dann wieder in der Ebene, wieder mit relativ viel geografischer Freiheit, mal gegen Einen, mal gegen zweifache oder dreifache Überzahl; auch mit reichlich Nehmerqualitäten, Knochenbrüche etc. werden eher weggesteckt, die Verteidigung irgendwann beendet mit blutigen Finishing Moves, mit radikalen Kills.

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