Review

Dass der Horrorfilm in seinen vielerlei Facetten um 1987/88 herum groß agil im kantonesischen Kino war, kann man eigentlich nicht behaupten. Es gab sicherlich seine Vertreter, meist die im Bereich zwischen Encounter of the Spooky Kind (1980) und Mr. Vampire (1985); gerade letzterer hat durch seinen Erfolg (und dem von A Chinese Ghost Story, 1987) zahlreiche offizielle und inoffizielle Nachfolger hinterher gezogen, und es gab auch eine Handvoll urbanen Horror, welcher mit Mythen aber spielte und die Zwischen- in die reale Welt zog. The Last Vampire (1988) bediente seitens des Fernsehfilmes den ersten Teil, Back to the Beyond (1989; nach anderen Angaben auch 1987) das Geistergeschehen, Demonic Revenge geht dann in Richtung Blood Ritual (1989) und Co., und damit war die Phase auch frühzeitig seitens TVB (=Television Broadcasts Limited), also der kleinen Mattscheibe, und dies schon im Anfangsstadium quasi abgedeckt:

Dass zusammen aufgewachsene und auch das Studium durchgezogene Freundestrio aus Hong Yongchang [ Cheng Bak-Leon ], Anna [ Suki Kwan ] und Yuan Wenzhuo [ Wilson Lam ] hat ein großes Problem; die beiden letzteren sind verheiratet und Hong unsterblich in Anna verliebt. Mithilfe von schwarzer Magie unter Aufsicht von Meister Liu [ Tin Ching ] versucht er, seine Obsessionen mit Gewalt umzusetzen, was zunehmend gefährlich für alle Beteuligten wird, Yuan holt sich Hilfe bei Meister Xiong [ Yeung Chak-Lam ].

Ein spukiges Szenario, bei klatschnasser Regennacht, bei Blitz und Donner, zudem ein aufgewühlter, ein wütender Mann, das Messer in der Hand, in den Tisch gerammt. Verschiedenen Gedanken wird nachgegangen, nachgehangen, sich selbst verletzt auch, der eigene innere Schmerz äußerlich gespürt und wahr gemacht. Viele Dinge passieren hier auf einmal, manchmal allein, manchmal in Gesellschaft, es wird ein Feuer entfacht, eine Arbeit einstudiert und probiert, ein Geburtstag gefeiert, ein Ritual versucht, manche Handlungen überschneiden sich. Übernatürliches geschieht hier und reelles, die Welten treffen sich, einiges ist anders als angenommen, das Unterbewusstsein spielt Streiche, es wird mit gefährlicher Magie gewerkelt, urbaner Horror, die Zwischenwelt in der Stadt, in der Zivilgesellschaft, Hokuspokus in der Jetztzeit, ein tödliches Treiben vorbereitet. Unerklärliches und Fantasievorstellungen, Unfälle am Arbeitsplatz, teilweise selbst verschuldet, teilweise hervorgerufen und zu verhindern versucht, ein herabstürzender Scheinwerfer im Aufnahmestudio, das Gute im Bösen und umgekehrt.

Es geht um persönliche Ängste und Sorgen, um Bindungen und Vorkehrungen, um den Glauben an Dinge, die nicht sind und nicht sein können oder dürfen, es geht weiterhin um aggressives Verhalten, um Eigen- und Fremdverletzung, um negative Gefühle und ebensolche Entscheidungen und Entwicklungen. Ein fester Figurenkreis im Fokus des Interesses, dazu einige Außenstehende, Bekannte oder Mentoren oder Freunde, es wird um Rat auch ersucht und gefragt, um Hilfe gebeten, Sessions veranstaltet, selbst noch im Ungewissen. Alles etwas rätselhaft hier, ein Mensch quält sich sichtlich oder wird gequält, von Vorahnungen und Vorwarnungen und Halluzinationen, mal am helllichten Tage, mal in einer stockfinsteren, grünlichen Dunkelkammer spielend. Die Figuren verzerrt und verzweifelt, jeder auf seine Art und Weise, dabei geht es scheinbar bloß um Beziehungen, zuweilen Auslöser für Verzweiflungstaten, für Aufbrausen und dem Heischen um Aufmerksamkeit, um das Nutzen spezieller Anlässe und Fertigkeiten und Fähigkeiten, erlernte Kenntnisse und gegenüberstehend Hilflosigkeit. Ein Missverständnis, ein Missbrauch der Macht, wieder ist es regenüberstömte Nacht, eine Dreiecksbeziehung, die Dramaturgie dreht frei, es wird sich auf den Dritten im Bunde statt dem Ersten konzentriert, die Verhältnisse lagen anders als angenommen, ein Betrug am Partner, mal im Großen aufgezogen, dann im privaten Kleinen.

Viel spielt außerhalb der Stadt, im Freien, zwischenmenschliche Kommunikation die Hauptsächlichkeit, dennoch ein starkes Signal der Einsamkeit und der fehlenden Freiheit, Bedürfnisse und Wünsche und Interessen gehen hier mit Pein überein. Ein Albtraum im Dasein, Aussprachen werden gesucht, sich dem Alkoholkonsum hingegeben, Konflikte erweitern sich statt sich zu verringern, ein paranormales Drama, ein Mensch verändert sich vor den Augen der Anderen, von Bitten zum tätlichen Angriff, einer radikalen und rabiaten Auseinandersetzung. Stunts und Zerstörung werden eingespeist, das Mobiliar zu Kleinholz verarbeitet, eine ganz normale Wohnung als lebensgefährliche Falle. Obsessionen und Besessenheit hier, eine wilde Veranstaltung, eine bisweilen düstere Stimmung, für das lokale Fernsehen eher neu, dazu einige seltsame Stätten, das Spiel mit Wirkung und Entfremdung und Entfernung und Effekt, plus ein Mord unter der Dusche, erwürgt von einem Objekt. Die Vororte scheinen genauso entvölkert wie die Metropole selber, eine stete Absonderlichkeit, Geisterwesen und Phantome im Hochhaus, scheinbar im Dachgeschoss, vielmehr im Vorhof der Hölle (oder im Parkhaus) spielend wirkend. Mutierte Kräfte, ein größeres Trickszenario, explosiv eingefangen, eher für Erwachsene inszeniert und aufgenommen.

Darstellerisch geht man gerade in der Hauptrolle im Vergleich zu seinem Konkurrenten etwas unter, ist aber der Prominentere damals, auch im Kino mitspielend, für eine Weile zumindest, in größeren Werken auch, wenn auch oft als Teil eines Ensembles und als Art Action-Star, schauspielerisch nicht der Agilste. Der Film hier scheint nach dem zweiten Drittel mit seinem Mummenschanz aufzuhören, das täuscht natürlich, es hat sich nichts verbessert, eher nur verschlimmert, das Leben geht nicht einfach so weiter, man muss darum kämpfen, eine vorgetäuschte Idylle nur, es wird noch 'heiter', ein größeres Actionfinale entbrennt.






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