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Hilfe, ich habe meine Eltern vermonstert! 

Eine junge Teenagerprinzessin hat in Netflix' „Spellbound“ mit ihren Eltern zu kämpfen. Aber nicht mit ihrer Strenge, ihren Bevormundungen oder Erwartungen, wie in klassischeren Animationsabenteuern - sondern vor allem weil diese durch einen Zauber seit einem Jahr gefräßige und riesige Monster sind und vor dem Königreich geheimgehalten werden…

Etwas „Shrek“, etwas „Rapunzel“, etwas Videospiel, etwas K.I.?!

Einerseits wirkt „Spellbound“ an vielen Stellen anders und mutig. Andererseits merkt man schon, das bewährte Hits mehr oder weniger gut vermixt wurden. Schon den „Luck“ dieses Animationsstudios fand ich vor zwei Jahren besser als die meisten und als er jedes Recht hatte. Und mit „Spellbound“ geht’s mir nicht anders. Erst recht wenn ich gerade sowas wie den dermaßen uninspirierten und blassen „Moana 2“ gesehen habe - da gefällt mir „Spellbound“ ehrlich gesagt besser. Selbst wenn auch er mit seinen Schwächen hadert. Die Musik ist für die Momente gut, bleibt aber nicht im Gedächtnis. Die Optik und Farben sind prachtvoll, alles glitzert und leuchtet gerade auf einem Topfernseher super spektakulär - aber auch hier fehlt irgendwie das spezielle Etwas und der eigene Charakter. Und die Nebenfiguren und Sidekicks sind eher zahlreich und quantitativ als qualitativ überzeugend. Im Moment des Guckens ist das alles ganz locker unterhaltsam und ausreichend. Doch es bleibt nicht ganz so lange im Gedächtnis, wie diese funkelnde Reise sich eigentlich verdient hätte. Das ist schade. Trotzdem tut Konkurrenz dem Geschäft immer gut und das „neue“ Disney kann in einigen Beziehungen hiervon sogar lernen, weil „Spellbound“ sich Sternstunden des legendären Konzerns rauspickt und leicht aufgepeppt, modernisiert nachmacht. Und das reicht manchmal und ist besser als so manch neuer Erguss des Maushaus' (an „Wish“ denke ich da vor allem). Und man merkt vor allem, dass „Spellbound“ nicht günstig war, dass es lobenswert keinen wirklichen Bösewicht gibt, dass sich gerade bei der Auflösung Gedanken gemacht wurden und die Message viel, viel reifer ist als man vermutet. Und indirekt das ganze Abenteuer als Metapher (für Scheidungen) ebenso. Deswegen ist „Spellbound“ mehr als nur Disney auf Wish bestellt. Recht deutlich für mich sogar. 

Fazit: nicht Dreamworks, nicht Disney, sicher nicht Pixar… und trotzdem gar nicht übel. Obwohl einige gewohnte Teilchen ungeniert wiederverwertet und leicht umgemodelt werden. Die Visuals sind sehr gut, die Geschichte hat mehr Tiefe als man denkt, die Synchronsprecher hängen sich rein, vor allem das Ende ist mutig und durchdacht. Daher funktioniert „Spellbound“ und ist eine solide Alternative für die ganze Familie - gerade wenn Disney mal wieder schwächelt wie momentan oft! 

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