Review

'Mittelteil' einer 'Trilogie' von Regisseur Lee Lik-Chi über den Kampf Cops Vs. Robbers, beginnend mit The Set Up (1990), welches auch sein Langfilmdebüt als eben Regisseur und dort auch Drehbuchautor darstellt, und mit The Undercover (1992) direkt fortgeführt wurde; beide Produktionen (mit Anthony Wong als Polizist in Schwierigkeiten) gehören erzählerisch zusammen und stellen Vorgänger und Nachfolger dar. Der dazwischen gewerkelte und gewürfelte Blood Brothers ähnelt sich im Thema, ist aber selbstständig und auch so zu sehen, die Besetzung ist mit Michael Chan Wai-Man und Jimmy Wong anders, das Umfeld, es besteht außer Lee am Anfang seiner Entwicklung kein weiterer Zusammenhang; das Interesse besteht gerade im Nachhinein außer dem Vorhandensein von Chan selber, dem Beziehungen zu den titelgebenden Triaden nicht bloß nachgesagt, sondern im Grunde erwiesen sind, auch aus dem Umgang von Lee mit dem narrativen Konflikt, ist der Filmemacher von seriellen Komödien (mit Stephen Chow) kommend und hat bis zum Zerwürfnis etwa eine Dekade später als zahlreiche humorvolle Kassenerfolge mit dem dann zum Star werdenden Chow gedreht und geschrieben; bloß die drei erwähnten Fernsehfilme (plus das Martial Arts Drama Behind the Fist, 1993) für TVB gehen in eine andere Richtung:

Der ehemalige Gangsterboss Fei Ge [ Michael Chan ] führt mittlerweile ein Restaurant, hat aber weiterhin Ärger mit seinen früheren Kollegen um Gui [ Lee Siu-Kay ], der seine Schergen auf den Ruheständler schickt. Darunter ist auch der Frischling Qi [ Jimmy Wong ], der sich bei dem Angriff aber vor Angst zurückhält und von Fei für einen normalen Passanten gehalten und unter die Fittiche genommen wird.

Die Freundschaft zueinander und die Loyalität wird romantisiert, musikalisch schon im Einstieg, begleitet von entsprechenden Bildern, emotional gehalten, ein Gang erst allein durch die Stadt, eine Suche nach jemandem, jemand Bestimmten. Die Geschichte beginnt nicht von Anfang an, sie beginnt am anderen Ende, ein Attentat in einem Restaurant, welches schnell verwüstet wird, dadurch, zuweilen auch in Flammen aufgeht, Einschüsse in Mobiliar und Leib und Mensch. Ein Flehen um Erlösung, ein blutiges Geschehen, eine erste brutale Aufmerksamkeit, ein Massaker in der Einleitung, man weiß noch nicht, wohin die Reise geht. Mit Albträumen wird hier gespielt, mit unterschiedlicher Chronologie, mit gleichen Orten zu verschiedenen Zeiten, eine Observation im Film, eine gewisse Abkehr vom Konventionellen. Nach Ladenschluss eine Attacke mit Macheten, trotz Überzahl und besserer Bewaffnung ein erfolgloses Unternehmen, der Angegriffene ist besser in Form, ist kampferprobt, man zeigt in aller Ausführlichkeit den Beweis dessen, es wird sich mit Händen und Füßen gewehrt, die erbitterte Verteidigung des eigenen Lebens. Ein Irrtum entsteht, eine Art Bekanntschaft aus falschen Glauben heraus, die spezielle Gang hier eher ein Trupp Kleinkrimineller, die Behausungen ärmlich, die Deckenleuchte ohne Schirm, das Zimmer klein und müllig; Anschnauze vom 'Chef' gibt's auch. Die Besetzung ist traditionell und gewöhnungsbedürftig gleichzeitig, es gibt neben Chan unter anderem auch Lee Siu-Kay, es gibt aber auch Jimmy Wong in der zweiten Hauptrolle, der gerne als vollkommen unerfahren, als Anfänger und Depp vor dem Herrn eingesetzt wird und hier auch so spielt, er stolpert, er stürzt, er rennt gegen andere Personen, er ist grob motorisiert.

Der Film wandert durch die Gegend, er erkundet die Szenerie, es wird in die Öffentlichkeit gegangen und in die Alltäglichkeit, zwischendurch ein Einkaufsbummel fast, nur als Beschattung getarnt, raus aus dem Studio und dem Funzellicht und rein in die Sonne und die frische Luft zumindest. Ein Festhalten an zwei bestimmten Personen, ein Jüngling und ein Profi, ein Anfänger und ein Anführer, ein Protegé und ein Mentor, ein bisschen auch wie Vater und Sohn. Verletzungen werden hier jedenfalls viele davon getragen, eine nächste Auseinandersetzung, das Geschehen hier ständige Konfrontation. Ein Rückzug aus der Vergangenheit wurde versucht, davon erzählt auch die Geschichte, ein vergebliches Bemühen, Schuld wurde geleistet, nun kommt die Sühne. Was der Jungspund damit zu tun hat, wird nicht so ganz deutlich, er ist nicht geeignet, bestenfalls als Mitläufer tätig. Neue Erfahrungen werden gemacht, eine Autobombe mit zahlreichen Brandopfern, sich in Flammen auf dem Boden wälzend. Der Tod grausig, auf einen Schlag der halbe Kollegenkreis vernichtet, die Erzählung folgend fast als Epos, auf dem Höhepunkt der Gangsterfilme und der Heroic Bloodshed Welle.

Die Veränderungen sind hier entscheidend, die Diskrepanz, die Unvorhersehbarkeit vom Werdegang, der Mensch gleich und doch vollkommen anders, eine psychologische Annäherung, nicht wirklich eine Beratung. Die Polizei taucht nur im Nebenher auf, sie wird mal begrüßt, mal wird verhaftet, es wird sich eingelebt und arrangiert, neue alte Feinde installiert, auf das Wesentliche konzentriert. Regisseur Lee wirkt in seinem eher artfremden Metier dabei durchaus als kompetent bis diesmal auch intimer engagiert, das Skript im Übrigen von Yau Nai-Hoi, als Debüt, kurz vor einer bis heute dauernden Entwicklung mit Johnnie To; es hätte auch gänzlich anders kommen können. Yau und To haben sich für ihren Weg, Lee für die weitere Zusammenarbeit mit Stephen Chow entschieden, sein Steckenpferd, anfangs sicherlich auch mit besseren (wesentlich) kommerziellen Aspekten.

Im Dialog werden Warnungen ausgesprochen, die sich auch bewahrheiten, die Frauenrolle bleibt eher nebensächlich, es geht um zwei Männer, eine andere Welt, die auf Hoher See mit Fischfang etc. wäre eine Option, sie wird nicht ergriffen. Verpasste Chancen, vertane Möglichkeiten, keine Bereitschaft zur Verbesserung, das Festhalten an Routinen. Sich langsam steigernde Aggressionen sind den selbstgewählten Grenzen geschuldet, als Film eher kleiner, aber viel auf dem Meer gedreht. Kurzschlussreaktionen, Affektionen, Attraktionen, die Filme oft mit Ärgernissen belegt, weniger mit konstruktiven Beiträgen, mit Einigung und Kompromissen. Keine Verlässlichkeit, außer die von Tod und Sterben. Hier eher als persönliches Drama behandelt, zwischen zwei Personen, oft nur beide allein im Bild, im Wortwechsel, in der versuchten Lehre und Erklärung. Die Wohnung des Älteren ist als Ruhepol eingesetzt, sie ist tatsächlich vorzeigbar, sie ist ein möglicher Rückzugsort, eine Trutzburg, die den Schutz der Umstände dennoch nicht bietet. Drangsaliert wird hier viel, derangiert, unsaubere Kämpfe und Stunts geboten, verunstaltet, sich an der Situation verhoben.

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