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Das Wasser von Paris ist Blut

Dass Xavier Gens bockharte Horrorfilme kann, ist klar. Dass sich das gut mit dem eigentlich immer gehenden Haiterrorsubgenre ergänzen könnte, hat wohl auch Netflix rechtzeitig erkannt, bevor der Mann seinen Zenit als Regisseur gänzlich überschritten hat. Sodass er nun einen ausgewachsenen, hungrigen weißen Hai in die Seine unter Paris setzt, der mit einer traumatisierten Forscherin scheinbar noch eine Rechnung offen hat…

Vielleicht hätte ich letzten Abend nicht „Jaws“ in 4K gucken sollen, dagegen konnte sich noch nie ein Haihappen erwehren, egal ob ernst oder trashig. Doch abgesehen von dieser unerreichbaren Messlatte schlägt sich „Sous La Seine“ eigentlich recht ordentlich. Der Gewaltgrad hat deutliche Ausschläge nach oben, der Trashfaktor wird (erfreulich?) klein gehalten, alles ist weit entfernt von „Sharknado“ oder Produktionen des SyFy-Channels, die Produktionswerte sind da, einige Bilder ganz hübsch und die Umweltmessage deutlich. Früher wäre das sicher auf dem Fantasy Filmfest oder ähnlich wo gelaufen. Heute drückt man einfach Play auf der Fernbedienung. Zeiten ändern sich. Muster und Klischees in Haifilmen eher nicht. Doch die Seine ist immerhin mal ein neuartiges Setting für diese Art „Killerfisch“. Dazu macht die Hauptdarstellerin einen guten Job, man fühlt doch mit ihr über diese knapp hundert Minuten. Der langsame Aufbau tut gut. Die Panikschübe und Haiangriffe wirken dadurch noch heftiger. Jedoch sind sie recht spärlich und eher auf die zweite Filmhälfte limitiert. Aber sie haben dann Impact, das will ich nicht leugnen. Insgesamt ist das gut. Für Fans des Subgenres sogar sicher ein Musst-du-sehen. Immer im grünen Bereich. Aber ebenso nie begeisternd oder mit Wow-Effekt. Schwimmt etwas vor sich her. Erst spät kamen bei mir sogar Gedanken an „Monstermovies“ früherer Tage auf, wie beispielsweise „Das Relikt“, „The Descent“ oder „Deep Blue Sea“. Ein weiteres großes Problem ist, dass der riesige weibliche weiße Hai hier oft träge und recht realistisch, passiv und teils fast freundlich wirkt - was natürlich nicht Sinn der Sache sein kann. Egal wie biestig er im nächsten Moment zubeißen mag. Wo wir wieder bei Spielbergs „Bruce“ wären, der nie eine Sekunde lange zahm oder passiv wirkte, einen immer auf der Kante hielt. Aber da ist sie eben wieder, die unfaire Messlatte…

Fazit: hochwertiger Haihorror auf Netflix. Gut gemacht, harte Momente, kompaktes Paket. Aber eher für Tierhorrorgernegucker mit etwas Geduld und Anspruch. Von Trash ist das weit entfernt und eher sowas wie der „Crawl“ seiner modernen Spielart und Gattung. Ein wenig mehr Tempo, visuelle Kniffe (wie anfangs das bunte „Plastikmeer“) und immerhin kleine Innovationen hätten (mir) allerdings gut getan. Immerhin das Finale samt Triathlon, Unterwasserbomben und einem unerklärten Tsunami (?!) aus dem Nichts ist schön, dumm, spektakulär. Und erstaunlich bis ärgerlich offen. 

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