Im Jahre 1974 ging es mit dem britischen Horrorfilm so langsam zuende.
Die jahrelangen Vorzeigeproduktionen der Hammer Films hatten inzwischen Patina angesetzt und selbst die Anthologiemeister von der Firma Amicus schwenkten allmählich zum Fantasygenre hinüber – das Genre Horror erfand sich über Europa und die Vereinigten Staaten mal wieder neu.
Für Ikonen wie Vincent Price, Christopher Lee und Peter Cushing war es eine ungewöhnliche Zeit, denn ihr steter Broterwerb brach weg, während gleichzeitig von kleinen Independantfirmen neue Angebote für „ähnliche“ Produktionen an sie herangetragen wurden, nur leider nicht immer auf dem gleichen Niveau, wie es noch in den 60ern üblich war.
Für Cushing war die Situation noch schwieriger, denn seit dem Tod seiner geliebten Frau hatte der Schauspieler nicht nur Lebensfreude und Lebenswillen verloren, er arbeitete auch eigentlich nur für die Arztrechnungen und weil es ihn vom Grübeln abhielt. Das führte dazu, dass Cushing in der Spätphase für Hammer praktisch in alles und jedem auftrat, selbst in kuriosen Frankensteinvariationen oder Kopplungen von Dracula und dem Martial Arts-Genre.
Ein paar seine Soloprojekte nach/ab 1974 verdienen aber dank ihrer Obskurität noch einmal einen genaueren Blick…
Zu den letzten reinen Horrorproduktionen an denen der Altmime teilnahm, gehörte dann 1977 (neben dem unsäglichen „Shock Waves“) noch „The Uncanny“, den man mangels einer besseren Übersetzungsmöglichkeit in Deutschland einfach „Das Unheimliche“ taufte, auch wenn irgendwas mit Katzen besser gewesen wäre, denn um unsere felinen Freunde geht es hier im Wesentlichen.
Dabei handelt es sich um einen Spätnachzügler der Anthologiefilme, die Amicus so beliebt gemacht, also die episodische Erzählung mit kleiner Rahmenhandlung – ein Modell, was längst am Auslaufen war, auch wenn der Omnibusfilm in den 80ern in den USA große Wiederauferstehung feiern sollte. In England war „The Uncanny“ der letzte Stop kurz vor Amicus‘ Abgesang „The Monster Club“ anno 1980, aber beide waren in letzter Instanz nur ein laues Lüftchen im Vergleich zu dem, was sein Dr. Schrecks Todeskarten anno 1965 so großen Erfolg gehabt hatte.
Cushing spielt in diesem Fall in der Rahmenhandlung einen Autor, der davon überzeugt ist, dass Katzen Geschöpfe des Bösen sind und er hat Material für ein sehr umfangreiches Buch gesammelt, welches er nun einem Verleger in absoluter Dringlichkeit nahebringen will. Dargestellt von der Altersrenitenz Hollywoods in Person: Ray Milland.
Natürlich hat auch Milland ein Kätzchen, aber den Kern der Handlung machen drei Episoden aus, in denen jeweils eine Katze mitspielt. Besonders originell sind die aber nicht: in der London-Episode, die 1912 spielt, rächen die Kätzchen den Erstickungsmord einer gierigen Hausangestellten, die mit dem erbbereiten Neffen ein neues Testament beseitigen möchte. Leider klappt das nicht, denn die Katzen hauen und beißen die holde Maid praktisch in Fetzen. Oder zumindest wird das behauptet, denn nach allerlei Gemaunze wird Susan Penhaligans Uniform mit jeder Kuschelorgie wie durch ein Wunder immer zerfetzter und blutiger. Das geschieht sogar, wenn sie sich eine Weile in der Speisekammer versteckt.
Etwas origineller geht es 1975 in Quebec weiter, wenn ein Waisenkind eher ungnädig in ihre neue Familie aufgenommen wird. Das böse Herz der Story ist aber die fiese Stiefschwester, die dafür sorgt, dass die Katze entsorgt wird – was eine Rache per schwarzer Magie in Gang setzt. Ganz nett gemacht, aber die Kinder sind eher hölzern (das gilt auch für das Opfer, welches von Charles Bronson Töchterlein gegeben wird) und die Schrumpftricks gegen Ende wären schon in den 60ern veraltet gewesen.
Die letzte Runde spielt dann als Farce in einer Filmproduktion 1936 in Hollywood, wo sich ein selbstverliebter Mime (Donald Pleasence) seiner Frau entledigt, um dann sein Verhältnis (Samantha Eggar) die zweite Hauptrolle zu verschaffen. Aber auch da rächt sich ein Kätzchen, indem es an den richtigen Stellen der nachgebauten Folterkammer nagt. Das alles ist recht unspektakulär, gewinnt aber ein wenig Witz, da Eggar eine selbstzufriedene, aber komplett untalentierte Schauspielerin gibt, deren holpernde Versuche, auch nur überzeugend zu schreien, zum Scheitern verurteilt sind.
Am Ende wechselt Cushings Manuskript für die Schlusspointe den Besitzer, aber das Ende ist genauso unpointiert und uninspiriert wie weite Strecken des Films, was aber vielleicht auch am gesundheitlichen Zustand Cushings lag.
Körnig und mit wenig Kino-Scope inszeniert, bleibt nur ein braver Episodenfilm, der kaum Aufregung verursachen kann, sich aber als gemütlicher Grusler für ältere Herrschaften mit Flauschfetisch noch durchaus eignet. Dass Rank damit aber keine Erfolge feiern konnte, dürfte genauso klar sein. (4/10)