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London: Während der abendlichen Vorstellung des Gedächtniskünstlers "Mr. Memory" fallen plötzlich Schüsse, woraufhin das Publikum in Panik den Saal verlässt. Im allgemeinen Gewusel macht sich die zwielichtige Annabelle Smith an den Kanadier Richard Hannay ran und begleitet ihn zu seinem Apartment... wo sie ihm prompt gesteht, eine Geheimagentin zu sein und von feindlichen Spionen beschattet zu werden. Hannay muss schon kurz darauf erkennen, dass ihm die Fremde keine Bären aufgebunden hat, als sie mit einem Messer im Rücken in sein Bett stürzt und ihm mit letzter Kraft eine Karte von Schottland in die Hand drückt, auf der der Übergabe-Ort für einige geheime Dokumente, die keinesfalls in die falschen Hände fallen dürfen, markiert ist. Hannay gerät so unfreiwillig mitten in ein Spionage-Wirrwarr und wird fortan von ausländischen Agenten, die ihm ans Leben wollen und der Polizei, die ihn für einen Mörder hält, gejagt... Für die Verhältnisse seiner Zeit ist "Die 39 Stufen" ein atemloser Thriller, der von Anfang an kräftig Gas gibt und seinen armen Protagonisten ohne viel Federlesen von einer scheinbar ausweglosen Situation in die nächste hetzt... quasi eine Art "Auf der Flucht" der 1930er Jahre. In dem spürbaren Bestreben, für maximales Entertainment zu sorgen, nimmt es Alfred Hitchcock dabei jedoch mit Dingen wie einer in ihren Details nachvollziehbaren Handlung und der allgemeinen Logik der Geschichte wieder einmal nicht so genau. Das übliche, damals wohl arg angesagte Agenten-Gedöns bestimmt da weitestgehend das Bild und ein nur vage umrissener MacGuffin fungiert als Triebfeder... und das muss dann halt auch reichen, um die Laufzeit vollzukriegen (eine Masche, die Hitchcock über zwanzig Jahre später mit seinem "Der unsichtbare Dritte" perfektionieren sollte). Dass er dabei tatsächlich viele erinnerungswürdige Momente von Andrew Davis besagter TV-Serien-Adaption irgendwie vorwegnimmt, ist aber schon erstaunlich: Das Herumkraxeln an einem Zug, das Verschwinden in einer Menschenmenge, die Konfrontation im Finale und in einer Szene gibt es sogar einen Wasserfall! Zwar hat der Zahn der Zeit an "Die 39 Stufen" unbestreitbar genagt, trotzdem ist auch nach fast 90 Jahren heutzutage durchaus noch ein Blick drin, denn von den fühen, britischen Hitchcock-Streifen ist er doch einer der gelungeneren, zumal auch zugunsten ernsthafter Spannungs-Mache auf überzeichnete Figuren und übertrieben humorige Einlagen dankenswerterweise verzichtet wird.

7/10

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