Als einer der interessantesten Mitarbeiter des frühen TVB-Studios hat sich der 1959 in Macau geborene, zwischendurch (1984 bis 1989) auch bei ATV tätige Kwong Yip-Sang entwickelt, der neben Kostümdramen vor allem auch für Serien und Filme über die Polizei zuständig und damit in Kollegenschaft und Konkurrenz zu Poon Ka-Tak gleichzeitig war. Kwong, der bspw. auch die Crimes of Passion (1998) oder die Anti-Crime Squad (1999) betreut hat, hat sich nach seiner Rückkehr zu Television Broadcasts Limited vor allem auch mit Telemovies im Genre hervorgetan, mit Burden of Proof (1994) oder Man on the Verge of a Nervous Breakdown (1994), zuvor war The Fugitives der entscheidende Startschuss, inklusive einem extra komponierten Song und Inserts, die aufwändig sind, aber so im Film nicht auftauchen, leider eigentlich:
Der Polizist Wu Zhi-Qiu [ Eddie Cheung ] wird von seinem Vorgesetzten Zheng [ Sunny Fang Kang ] an einen Tatort gerufen; eine junge Frau namens Christine [ Chan Bo-Yee ] wurde ermordet. Was Zheng nicht weiß, Qiu hatte die Nacht zuvor eine Affäre mit der Dame, und was Qiu nicht weiß, Zheng, der eigentlich mit Ying [ Irene Wan ] verheiratet ist, hatte auch eine Affäre mit ihr.
Ein fliegender Start, ein Auto hält nur kurz vor der Kamera, bremst im letzten Moment ab, der Hauptdarsteller sitzt schon drinnen. Dialektale mit leichten Informationen, Auffälligkeiten im Nebenher registriert, zwei verdächtige Fahrzeuge, bald dreht eines die Schleifspuren auf dem Asphalt, zwei fußläufige und schussbereite Streifenpolizisten hinterher. Schießereien, Sprünge auf die Wagenhaube, Stunts und Kollisionen, dazu Geiselnahme und die ersten Toten, Verfolgungsjagd und Überschlag, einer springt in voller Fahrt hinaus, einer kracht durch die Windschutzscheibe und den Abhang hinab. Ein Actionmoment, Dramatisches scheint aber eher geboten zu werden, Kampf auf Leben und Tod.
Gelobt für den Einsatz wird man auch nicht, eher gescholten, man soll nicht Rambo spielen oder RoboCop spielen, “Yes, Sir.“ die Antwort. Viel los hier in der Erzählung, man ist bekannt, nicht immer beliebt, man muss sich auch mit Gesindel herumschlagen, aufbrausende Worte gleich zu Beginn. Man wird schnell laut und angriffslustig, Ärger mit den Triaden, mit dem Vorgesetzten, mit den Frauen, eins führt zum Anderen, der Alltag im Büro und auf den Straßen brummt. Cheung damals oft als Star der Manege, ein verlässlicher Mann, eine grundsolide Karriere, weniger direkt im Lichtkegel, eher als Unterstützung, zumindest im Kino. Die Worte reichhaltig, die Dialogregie intensiv und offensiv, zusätzlich viel in Bewegung, wenig Federlesens. Die Beute aus dem Überfall ist noch weg, der Haupttäter, welcher bald die Pumpgun zückt, ein Hehler muss dran glauben, und erneut haben die Gesetzestreuen auch gestört.
Es gibt schmierige Verhältnisse hier und bessere, es steht Weihnachten vor der Tür, der Baum schon geschmückt, später durch einen Fall von der Balustrade und Sturz mitten hinein zerstört. Die Lichtsetzung ist solide, die Handlung variantenreich, Überschneidungen der Gefühle, Überschwemmungen der Emotionen, eine Art Zusammenarbeit gegen die Widrigkeiten und komplizierten Umstände, ein unfreiwilliges Kronzeugenprogramm. Darstellerisch aufmerksam, durchaus energetisch, das Ergreifen von Chancen, Beobachtung und Wahrnehmung auch in der Freizeit, später geht's noch in die Schwierigkeiten, zu viel Einmischung und ein wenig Pech; es wird am Ende hin brachialer aufgeklärt.
Eine Wohngemeinschaft, einige private Unternehmungen, schon Abwechslungsreiches, aus einem singulären Leben wird ein doppeltes, bald zusammen auf der Flucht, als The Fugitives. Cheung ist weniger vielseitig, als eher Sympathiefigur, er ist oft in Pflichterfüllung angelegt, selten in Vormachtstellung, es wird seitens des Filmes etwas Größe zwischenzeitlich probiert, ab und an so die Übergänge, die Szenenwechsel merkwürdig. Ein Abend speziell gestaltet sich als fatal, die Nacht, eine spontane Idee, ein Ausbruch aus dem Alltag, ein Fehler in der Ausgestaltung. Einen Antagonisten hat man auch schnell gefunden, optisch schon und im Verhalten als Bösewicht präsentiert und prädestiniert; ein gewalttätiger Übergriff, ein brutaler Beziehungsstreit.
Ein Vorwegnehmen von Burden of Proof, dem Auf der Flucht Ripoff, ein Nachspiel von No Way Out - Es gibt kein Zurück (1987), hier mit längerem Aufbau, aber überzeugender, mit mehr Interesse für die Figuren und die Klientel, mit einer Reduzierung in der Figurenschar, mit plötzlichen Attacken in der nächtlichen Wohnung, einem Zweikampf mit Suen Kwok-Ming, einem Albtraum von jetzt auf gleich. 'Ein Mann jagt sich selbst', aus der falschen Position auch heraus, als Polizeidrama formuliert, als Thriller, als Krimi mit umgekehrten Vorzeichen. Optisch lädiert ist man beizeiten, im Gesicht vor allem, da ist die Fahndung noch gar nicht raus und das Weglaufen noch gar nicht vonstatten, das Großaufgebot der Polizei taucht erst Ende des zweiten Drittels auf.
Ein Kaufhaus wird gestürmt und durchsucht, das Gewusel groß, die Gegend abgeriegelt. Eine fatale Partnerschaft, eine aussichtslose Entwicklung, das Spezialkommando in Einsatzbereitschaft rückt heran. Ein Cop im Alleingang, gegen die Kollegenschaft, intime Verstrickungen, die Verhältnisse und die Verhaltensweisen dann auf einmal schnell geklärt. Eine Villa umstellt und beschossen, ein Shoot to Kill auch, vorher der zerstörte Weihnachtsbaum, die Fassade ist ab, das Lametta ist aus. Es wird etwas mit der Einsamkeit und Aussichtslosigkeit gespielt, passend und gleichzeitig unpassend zur feierlichen Jahreszeit, es wird auf verschiedene Arten und Weisen eine Aufklärung versucht, auch mit den Waffen der Frauen, der Verlockenden Falle, der Verführung, der Honigfalle. Später bringt Santa Claus die Action, es gibt viel Aufruhr, das Innerste kehrt sich nach Außen, dann wird auch etwas überdramatisiert und strapaziert.