Bei gut ein Dutzend Titeln an Telemovies, also den entsprechenden Fernsehfilmen des sich sonst auf Serien (oder das normale Entertainmentprogramm wie Varietyshows etc.) konzentrierende TVB (Television Broadcasts Limited) hat Ng Chan-Chau die Aufsicht, die Regie geführt; der Name ist selber in spezielleren Kreisen so gut wie unbekannt, manche seiner Kollegen haben ja vorübergehend oder gänzlich auch den Sprung in das Kinogeschäft und sich dort populär gemacht. Ng hat sich dabei in unterschiedlichen Genres bedient, es ist im Grunde alles dabei, von Thrillern wie Night Stalker (1993) über Romanzen wie When Gorgon Met Elaine (1994) oder der Actionkomödie à la Two Cops on the Beat (1995). Seine zeitspanne war auch gänzlich auf die Neunziger eingeschränkt, zumindest filmisch, seriell wurde bspw. auch File Noir (1989), einer früheren Arbeit von Donnie Yen, Francis Ng und Stephen Chow bspw. gewerkelt, woher man mit dem dort führenden David Siu auch einen der in A Shot With No Choice tätigen Hauptdarsteller her hat. Auch die narrative Gattung teilt man sich: Crime:
1968. Die Polizisten Zhang Zhenghua [ Dominic Lam ] und He Sen [ David Siu ] drücken auch mal ein Auge zu, wenn es um Kontakte zur und Vorteile aus der Gangsterwelt geht. Als He Sens Freundin Zhou Shujuan bei einem Schönheitswettbewerb in die Blicke der Gangster fällt, müssen sich gleich mehrere Personen ob ihrer weiteren Verhaltensweise entscheiden.
Der erste Tote gleich zu Beginn, in kalter Absicht erledigt, mit mehreren Schüssen aus nächster Nähe, mit Zeugen auf beiden Seiten, mit einer Erzählung, die vom Ende her beginnt, nicht von Anfang an, die nur mit einer bösen Prophezeiung spielt. Die Welt war mal besser als das, was noch kommen wird, die eigentliche Handlung spielt zu einer anderen Zeit, das Leben wird gelebt, die Ereignisse gefeiert. Die Männer amüsieren sich, die Frauen werden hofiert oder dienen als Begleitung, als Amüsement, als Escortdame, die Korruption, sie blüht. Ein Machetenangriff bricht aus, ein Polizist ist zwar vor Ort und Stelle, aber unfähig zu intervenieren, die Gewalt nicht gewohnt, er wird sich noch frühzeitig dran gewöhnen.
Kleinere und größere Gangster hier auch unter sich, die Schergen für die Drecksarbeit, die Bosse für die Worte und die Drohungen, viel Konfrontation gleich zu Beginn, es wird nicht lang gefackelt, es wird nicht ewig gezögert. Verschiedene Geschehnisse werden in Augenschein genommen, von verschiedenen Positionen aus, mal von unten, dann von oben. Es wird ein wenig Pomp versucht, es wird in Richtung Lee Rock und Co. geschielt, den Aufwand kann man sich nicht leisten, die Optik allein ist schon weit davon entfernt. Probiert wird es trotzdem, wer nicht wagt, der nicht gewinnt, die Bilder so dünn wie die Töne, es ist aber das Narrative, das Inhaltliche, was letztlich zählt.
Immerhin hat man mit Autor Lee Dang einen Mann an Bord, der auch für Größeres schon geschrieben hat, für die New Wave Welle Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger, der (mit) zuständig war für Cops and Robbers (1979) oder Yellow Peril (1984), der sich aber auch im Horror der Marke The Beasts (1980) oder The Imp (1981) ausgetobt hat; der Schreiberling hier als wahrer Star, die Besetzung eher so lala. Viele Worte werden eingangs nicht gemacht, eher gehandelt, oder zumindest angedeutet, in Sprung mitten hinein in die Erlebnisse, 'Inspektor Hua' die simple Übersetzung des Originaltitels, ein Porträt, eine Figurenzeichnung. Die ersten Gehversuche, die erste Bedrohung, die erste Erkenntnis, dass die Praxis anders ist als die Theorie, dass man sich anpassen kann oder gegen den Strom schwimmen.
Die Welt hier wird viel verschleiert, wird auf alt getrimmt, Nebel wabert durch die Straßen, ein Braunton beherrscht die Gegend. Schusswaffen sind immer dabei, werden fast wie Schmuck getragen, werden auch mal eingesetzt, zur Warnung in die Luft gefeuert, oder vor Trunkenheit nicht aus dem Holster bekommen; die Toten zwar zuerst und die Shootouts zuletzt im Bild, aber nicht ständig hier am Sterben und am Morden. Ein Polizeifilm wird bereitgehalten, in der kleinen Variante, das große Geld nur als Dekoration in der Papiertüte, es wandert auch durch viele Hände, jeder will sein Stück vom Kuchen. Die Männer sind dabei eher leger gekleidet, die Frauen deutlich edler, als Ausstellungsstück, eine andere Generation, es wird viel angegeben, es wird laut krakeelt. Es wird viel gebechert, gearbeitet eher weniger, es geht ums Genießen, nicht ums Verdrießen.
Misstöne schleichen sich erst später ein, es wird mit Blicken angedeutet, es wird von den Umstehenden auch schnell erkannt und nachgefragt, es wird kurz innegehalten und sinniert. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, es wird das Hafenwasser mit Branntwein getränkt. Nostalgische Gefühle beschwört man natürlich auch herauf, das haben Erinnerungen so an sich, es wird ein wenig verklärt, es wird sich Pomade in das Haar geschmiert, die Schuhe blank poliert. Als Aktionfilm funktioniert man da noch nicht, es werden auch verschiedene Figuren in Augenschein genommen, nicht unbedingt diejenigen, die man eingangs erwartet hätte, eher die Mitte von einem Trio, nicht die Extreme. Eine Misswahl '68 erhitzt die Gemüter, das hübsche Geschlecht als Fleischbeschau, die Nachrichten überschlagen sich, es brandet der Applaus, die Hübscheste im Scheinwerferlicht; der Abend endet anders als geplant, das Übel nimmt seinen Anfang, der Wurm steckt im Gebälk, eine Mordermittlung nimmt seinen Anlauf, ein hohes Kopfgeld wird ausgesetzt.
Dass, was man vorher toleriert hat, entpuppt sich nun als Problem, eingeschränkte Befugnisse, das Einholen von Erlebnissen, das Bittstellen, das Gut stellen. Das Spiel hat sich geändert, es ist jetzt Ernst geworden, die andere Medaille der Milieuschilderung. Die Papiertüte voller Geld, oder doch die wahren Emotionen, was ist mehr wert, es gibt nur eine Wahl, es geht nicht beides, ein Dilemma, dass sich folgend durch die zweite Hälfte zieht. Dabei ist die Produktion mehr im Studio und Kulisse als üblich, aufgrund Zeitkolorit schon, werden meist in dunkler Nacht aber heimtückische Angriffe in ebenso dunklen Straßen, unter Aufsicht von Yuen Sun-Yi inszeniert. Selbst nach Taiwan geht es später, eine Art Flucht, auch eine Ablenkung, ein Ausweichmanöver, nach Kaohsiung. Eine (unnötige) Autojagd durch unebenes Terrain ist leicht upgespeedet, dafür wird die Explosion des Wagens in glorreicher Zeitlupe eingefangen, ein Ausgleich quasi, ein Teil gut, ein Teil schlecht, der Beginn vom Ende, der Kreis schließt sich, vom Rachefeldzug.