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DEADBEAT AT DAWN
Jim Van Bebber ist ein weiterer ambitionierter Independentfilmer aus den USA, dem nach diesem Film 1988 viele Leute eine große Karriere prophezeiten, doch der große Durchbruch lässt noch immer auf sich warten und der Zug ist eigentlich schon abgefahren. Immerhin drehte er auch schon Musikvideos für Bands wie Pantera, Skinny Puppy und Necrophagia.
Er übernimmt in seinem ersten Spielfilm auch gleich die Hauptrolle und spielt Goose, den Anführer einer Straßengang, die sich mit einer verfeindeten Bande regelmäßig blutige Messerstechereien liefert. Doch Goose hat die Gewalt satt und will mit seiner Freundin ein neues Leben beginnen. Doch dann dringen zwei Schläger der gegnerischen Bande in seine Wohnung ein und vergewaltigen und töten seine Freundin. Daraufhin versinkt Goose in Selbstmitleid und betäubt sein Elend zunächst mit Alkohol und Drogen. Nach mehreren Wochen wird er von seiner Gang zurückgeholt, doch er ist jetzt nur noch ein x-beliebiger Handlanger und muss mit ansehen, wie seine ehemaligen Freunde mit der verfeindeten Bande ein Bündnis eingehen. Zusammen überfallen die Gangster einen gepanzerten Geldtransporter, aber nach dem Coup werden die Freunde von Goose von der anderen Gang verraten und alle niedergeschossen. Nur Goose kann mit der Geldbeute fliehen und wird nun von den Mördern seiner Freundin gejagt. Aber er schlägt unbarmherzig zurück.
Zum Glück ist Van Bebber hier als Regisseur und Hauptdarsteller nicht auf einem Egotrip oder will „coole Gangstas“ spielen wie später hierzulande Timo Rose. Viel mehr bemüht er sich, das harte Leben auf den Straßen der Slums schonungslos darzustellen. Abgesehen von ein paar kurzen Alptraumsequenzen und dem übertrieben harten finalen Kampf geht es hier absolut realistisch und ohne jeglichen Humbug zu. Goose ist auch keine Heldenfigur, sondern ein gebrochener Mann, der eher unfreiwillig zum Racheengel wird. Van Bebber spielt die Rolle auch sehr überzeugend und seine Kampfsportkenntnisse und seine Vorliebe für Stunts tun dann das Übrige. Er versteht es, Actionszenen, Schlägereien und Schießereien rasant und lebhaft einzufangen, was klar für sein Talent als Regisseur spricht. Nur leider hat der Film in der Mitte, wo es Goose so richtig dreckig geht, einen gewaltigen Hänger, weil da nur sehr wenig geschieht, was nicht auch in wesentlich kürzerer Fassung hätte abgehandelt werden können. Aber man muss Van Bebber zugestehen, dass sein Film auch als Drama über die Menschen, die nur noch inmitten von Dreck und Gewalt leben, funktioniert. Besonders unangenehm sind dabei die Szenen, in denen Goose Unterschlupf bei seinem drogensüchtigen Vater sucht, der schon beängstigend überzeugend dargestellt wird. Wegen der oft milchigen und dunklen Bilder wirkt der Film wesentlich älter, als er es ist. Dieser Eindruck wird auch noch durch psychedelische Kaleidoskopeffekte bei Szenenübergängen verstärkt, die eher in die späten 60er bis Mitte 70er Jahre passen.
Von ein paar langatmigen Passagen einmal abgesehen ist DEADBEAT also mal ein „richtiger“ und vor allem sehenswerter Gangsterbandenfilm, dessen Racheplot nicht aufgesetzt wirkt. Da könnte sich Herr Rose mal ein Beispiel nehmen.
7 von 10.

Auf dem alten Kauftape sind noch Ausschnitte von Kurzfilmen aus Van Bebbers Kindheit, wo er in Kostüme schlüpft und mit Pappschwertern gegen Ungeheuer aus Knetmasse kämpft, die mit liebevollem Stop Motion Verfahren und Bildüberblendungen phantasievoll in Szene gesetzt wurden.

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