Review

Eastwood meets Barbara Streisand - Filmische Katastrophe

Regisseur und Hauptdarsteller Clint Eastwood kaufte das Drehbuch zu "The Gauntlet", so der amerikanische Originaltitel des Films, seiner Kollegin Barbara Streisand ab. Die Frau mit der unglaublichen Nase machte Mr. Eastwood überhaupt erst aufmerksam auf den Stoff um den versoffenen Arizona-Cop Ben Shockley, einer Figur, die man getrost als "Schmalspur-Dirty-Harry" bezeichnen kann. Und genau wie die Hauptfigur, so kommt auch der Film reichlich dünn daher und ist wahrscheinlich eine der schlechtesten Arbeiten in Clint Eastwoods ruhmreicher Karriere.

Die Story:
Ben Shockley (Clint Eastwood) ist Polizist in Phoenix, Arizona. Er ist ein unbequemer, aufsässiger Trinker, dem seine unangepaßte Art schon vor langer Zeit den beruflichen Aufstieg verbaut hat. Naheliegend, daß es Shockley ist, der von seinem neuen Chef Blakelock (William Prince) dazu verdonnert wird, nach Las Vegas zu reisen und dort eine unwichtige Zeugin, eine Prostituierte, für einen unbedeutenden Prozeß abzuholen.
Doch kaum in der Stadt der Spieler angekommen, muß Shockley erkennen, daß die Zeugin (Sondra Locke) wohl doch nicht so unbedeutend ist wie angenommen: Kaum das er die Frau im Schlepptau hat, wird bei jeder Gelegenheit auf ihn geschossen. Und zwar von der Polizei. Shockley versucht trotzdem, seinen Auftrag auszuführen. Über Nebenstraßen macht er sich auf den Weg zurück nach Phoenix...

Was vermutlich wie eine halbwegs interessante Story klingt, ist in Wirklichkeit einer der größten Langweiler, den man sich vorstellen kann. Dafür sorgen scheinbar endlose, aufgesetzte Dialoge, uninteressante Charaktere sowie eine Handlung, die unglaubwürdiger gar nicht sein kann. Aber der Reihe nach...

Nachdem Shockley herausgefunden hat, daß die halbe Polizei von Las Vegas genau seit dem Moment an seinen Fersen hängt, seit dem er die Zeugin übernommen hat, kapert er mit vorgehaltener 45er einen Streifenwagen samt Polizisten und versucht dem Mann Informationen zu entlocken. Infos (... die auch dem Fortgang der Handlung gedient hätten) gibt's zwar keine, dafür jedoch eine rund zehnminütige (!) "Labereinlage", die so schlecht ist, daß es beinahe wehtut. Anlaß: Der gekidnappte Polizist und die Zeugin streiten sich. Und das läuft in etwa so ab:

Der Polizist fragt die Zeugin, ob sie es auch mit Frauen macht, gibt ihr zu verstehen, daß er sie auch gerne einmal nehmen würde und daß Huren seiner Meinung nach eigentlich das Letzte seien. Darauf kontert sie schlagfertig, daß Polizisten alle korrupt und faul seien. Woraufhin er, mindestens genauso schlagfertig, erwidert das er jetzt Lust hätte, anzuhalten und sie direkt am Straßenrand zu nehmen. Daraufhin sie: Polizisten sollten sich alle eine Kugel in den Kopf jagen. Daraufhin er... und so weiter und so fort. Clint Eastwood sitzt derweil auf dem Fahrersitz und sagt keinen Ton, während der Zuschauer vor Langeweile unter seinen Sessel rutscht. Leider ist dieser Dialog bezeichnend, denn im Laufe des Filmes gibt noch andere Zwiegespräche dieser "Güte".

Die Action des Filmes besteht im Wesentlichen aus drei Szenen:
Ziemlich am Anfang beschießen cirka zwanzig Polizisten ein Haus. Sie schießen mit allem was sie haben, Schrotflinten, Sturmgewehren und Faustfeuerwaffen. Was die Sache ein wenig uninteressant macht: Es ist niemand da der zurückschießt. Und so sieht man eine endlose Ballerei die das Haus zunächst in einen Schweizer Käse verwandelt und erst dann vorbei ist, als der Dachstuhl ächzend in sich zusammenbricht.

Die zweite Actioneinlage ist eine Verfolgungsjagd. Shockley und die Zeugin fliehen auf dem Motorrad vor einem Hubschrauber, von dem aus sie mit einem Scharfschützengewehr unter Feuer genommen werden. Auch diese Szene ist nicht wirklich interessant oder gar aufregend - das Motorrad fährt, der Hubschrauber fliegt hinterher. Bis er sich schließlich in einer Hochspannungsleitung verfängt und abstürzt. Na endlich.

In der dritten Szene gibt es wieder viele Löcher. Diesmal wird jedoch kein Haus durchsiebt, sondern ein gepanzerter Bus. Mehr als hundert Polizisten bilden eine Gasse, durch die der Bus - Passenderweise mit Schrittgeschwindigkeit - rollt. Dabei pumpen sie das Gefährt so voll Blei, daß es vermutlich schon infolge seines erhöhten spezifischen Gewichts irgendwann zusammenbrechen würde. Doch bevor das geschieht, rollt der Bus zunächst durch ein weiteres Spalier (auch hier schießen mehr als hundert Mann auf ihn) und weil das so schön war durch noch eins. Übrigens, von den cirka 25 Millionen Schüssen trifft nicht ein einziger die Bereifung...?! Was vermutlich als Finale Furioso geplant war, ist nichts weiter als todlangweilig - minutenlang dabei zuzusehen wie ein Bus beschossen wird... naja.

Den Showdown eines vollkommen vermurksten Streifen gibt's bereits unmittelbar nach der Busszene. Dazu nur soviel: Eine Filmhandlung muß nicht realistisch sein um zu gefallen, wohl aber glaubwürdig. Leider ist das Ende von "Der Mann der niemals aufgibt" so unglaubwürdig, daß es schon lächerlich ist. Was mag sich Clint Eastwood wohl dabei gedacht haben...?

Fazit:
Grauenvolle Langeweile auf ganzer Linie. Einiger Pluspunkt: Die Bildschirmpräsenz von Mr. Eastwood. Doch noch nicht einmal die kann diesen Streifen retten. Zeitverschwendung!

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