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Mit „Rocky Balboa“, „Stirb langsam 4.0“ und „John Rambo“ fing es an: Die Reaktivierung klassischer Actionheldenfiguren nach langen Pausen, die Wiederkehr mit der Thematisierung des eigenen Alters. Produzent Jerry Bruckheimer feierte jüngst mit der filmischen Heldenreanimation durch „Bad Boys for Life“ und vor allem „Top Gun: Maverick“ bombastische Erfolge, also war „Beverly Hills Cop: Axel F“ ein folgerichtiger Schritt.
Dieses Mal allerdings nicht im Kino, sondern für Netflix, was sich der Streamingriese stolze 150 Millionen Dollar kosten ließ. Da wollte man auf Nummer sicher gehen und möglichst viel beim Alten belassen. Also ist Axel Foley (Eddie Murphy) immer noch Polizist in Detroit und ermittelt weiterhin gern gegen den Willen seiner Vorgesetzten. Das führt zwar zur Verhaftung einer Bande von Raubmördern, aber auch zu reichlich Blechschäden, wenn Foley und sein unfreiwilliger Partner die Quad-fahrenden Verbrecher mit einem Schneepflug verfolgen. Axels Vorgesetzter ist sein früherer Kollege Jeffrey Friedman (Paul Reiser), den man noch aus den ersten beiden Teilen kennt. Auf diese bezieht sich „Beverly Hills Cop: Axel F“ auch deutlich mehr als auf den landläufig eher ungeliebten „Beverly Hills Cop III“.
In Beverly Hills sind derweil nicht nur Axels Kumpel Billy Rosewood (Judge Reinhold), mittlerweile Privatdetektiv, und John Taggart (John Ashton), mittlerweile Polizeichef, sondern auch dessen entfremdete Tochter, Jane Saunders (Taylour Paige). Die hat Daddys Nachnamen bewusst abgelegt und arbeitet mittlerweile als idealistische Anwältin. Aktuell will sie die Unschuld eines vermeintlichen Copkillers beweisen, der neben der Leiche eines Undercover-Ermittlers gefunden wurde. Dabei ist ihr Riecher allerdings etwas zu gut, denn schon kurz darauf wird sie von Unbekannten massiv bedroht. Wie der Vater, so die Tochter – auch Jane denkt natürlich nichts ans Aufgeben, sondern verbeißt sich erst recht in den Fall. Der Generationenkonflikt, das ist auch ein bestimmendes Thema dieser späten Actionsequels, von „Stirb langsam 5“ über die „Creed“-Reihe bis hin zu „Top Gun: Maverick“.

Billy informiert Axel, dass seine Tochter in Schwierigkeiten ist, weil Jane dies nie selbst tun würde, kurz bevor er selbst einer Spur in dem Fall nachgeht. Axel reist natürlich umgehend nach Beverly Hills, um zu helfen. Dort angekommen erweist sich Billy aber als verschwunden, weshalb Axel auf eigene Faust ermitteln und bald auch mit Jane zusammenarbeiten muss…
Der erste „Beverly Hills Cop“ liegt 40 Jahre, der dritte auch schon 30 Jahre zurück. Dazwischen gab es den Versuch einer TV-Serie mit Axel Foley und seinem Sohn, doch die kam nie über einen Pilotfilm aus dem Jahr 2013 hinaus, der jedoch nie ausgestrahlt wurde. „Beverly Hills Cop: Axel F“ ist retro durch und durch, trägt bisweilen aber so schwer an seinem Nostalgiepäckchen, das er vor eigener Kraft kaum laufen kann. Die Referenzen in Richtung der Vorgänger prasseln wie ein Sperrfeuer auf das Publikum ein, wenn lauter Schlüsselszenen wiederholt, variiert oder zitiert werden. Johns mäßig glückliche Ehe, Billys Waffenfetischismus (inklusive „City Cobra“-Poster, dieses Mal in seinem Büro), Billys „You are all under arrest“-Gebrülle inmitten einer Schießerei. Das ist manchmal halbwegs pfiffig, etwa wenn sich Axel ein Zimmer in einem Hotel erschleichen will, die Scharade dann allerdings mit der Begründung, dass er zu müde sei, abbricht und lieber einfach bezahlt. Wichtige Requisiten und Autos (etwa der Ferrari als Teil zwei) tauchen auch wieder auf oder zumindest neue Versionen davon. Auch musikalisch setzt sich dies fort: Hits wie „The Heat Is On“ aus „Beverly Hills Cop“ und „Shakedown“ aus „Beverly Hills Cop II“ werden nochmal während des Films gespielt, das „Axel F“-Thema von Harold Faltermeyer gibt es sowohl in der klassischen Version als auch gesamplelt in „Here We Go!“ von Lil Nas X.
Tatsächlich bleibt „Beverly Hills Cop: Axel F“ der Tradition der Reihe auch sonst treu. So darf sich Axel als bodenständiger Detroiter Cop bei seiner Ankunft mal wieder über den extravaganten Beverly-Hills-Lifestyle amüsieren, der hier nun in das Zeitalter der Influencer und Roboterassistenten gekommen ist. Erneut bleibt er der Fokus, wenn er mit wechselnden Buddys ermittelt – in diesem Fall seine alten Kumpane, Jane sowie dem BHPD-Cop Bobby Abbott (Joseph Gordon-Levitt). In bester „Beverly Hills Cop“-Tradition kann dieser Regelbrecher Foley anfangs nicht leiden, ist zudem nicht nur früherer Polizeipilot, sondern auch noch Ex-Freund von Jane, was eine weitere Comedy-Ebene einzieht. Herzstück sind natürlich auch die Dreistigkeiten und Undercover-Aktionen, mit denen sich Axel zum Kern der Verschwörung ermittelt und sich überall da einschleicht, wo er eigentlich keinen Zugang hat. Mit einem Augenzwinkern wird das präsentiert, wenn manche Tricks aus den 1980ern nicht mehr ziehen (Polizeimarke nur kurz vorzeigen) und Jane dann einspringt, um die Aktion zu retten.

Ebenfalls eine Tradition der Reihe ist der Oberschurke, den man nicht nur prominent castete, sondern dem man die Bosheit auch an der Nasenspitze ansieht. So steht Captain Cade Grant (Kevin Bacon) von seinem ersten Auftreten an als Bösewicht fest, sowohl fürs Publikum als auch für Foley, dem als klassenbewusstem Straßencop natürlich sofort auffällt, dass sich der Beverly-Hills-Bulle zu viel Luxus oberhalb eines Polizistengehalts leistet. Insofern ist der Krimiplot gewohnt funktional: Es geht vor allem darum zu beweisen, dass Grant den erwartbaren Dreck am Stecken hat. Kurzweilig ist das Ganze schon, wenn Foley und Co. ein Puzzlesteinchen nach dem anderen an Beweisen auflesen, wobei eine verschwundene SD-Karte hier das zentrale Objekt der Begierde ist. Das ist recht kurzweilig, sodass man dann auch verzeiht, dass der Stein des Anstoßes, nämlich der tote Undercover-Cop und das Bauernopfer, irgendwann so weit aus dem Fokus gerät, dass er kaum noch eine Rolle spielt.
Waren beim zweiten und auch beim umstrittenen dritten Teil der Reihe mit Tony Scott und John Landis noch zwei Regisseure mit eigener Handschrift am Werk, heuerte Bruckheimer für „Beverly Hills Cop: Axel F“ mit dem ehemaligen Werbefilmer Mark Molloy eher einen Erfüllungsgehilfen an, dessen Aufgabe darin besteht möglichst viel wie in den Originalfilmen zu machen. Mit Mike Gunther bekam dieser immerhin einen erfahrenen Stunt Coordinator an die Hand für weitestgehend handgemachte Action. Das Eröffnungs-Set-Piece mit dem Schneepflug, den Quads, dem MG-Feuer und den zahlreichen Autocrashs ist quasi schon das aufwändigste des ganzen Films, doch auch eine Vehikeljagd in Beverly Hills, ein Chaosflug mit einem geklauten Helikopter und die finale Schießerei in einer Villa können sich durchaus sehen lassen. Das ist bisweilen ruppiger als in den Vorgängern, denn hier werden wesentlich mehr Schurken erschossen als verhaftet. Stilistisch passt die Action im Guten wie im Schlechten zum Restfilm, fühlt sich immer wieder an wie solide Pflichterfüllung, der aber noch der letzte inszenatorische Kick fehlt. Wenn man bedenkt, dass die artverwandte Bruckheimer-Produktion „Bad Boys: Ride or Die“ ganze 60 Millionen Dollar günstiger war, aber edler aussieht, dann müssen die Gagen der (Ex-)Stars bei „Beverly Hills Cop: Axel F“ höher gewesen sein als erwartet – oder Adil & Bilall können einfach wesentlich wertiger inszenieren als die Konkurrenz.

Das Drehbuchtrio aus Will Beal, Tom Gormican und Kevin Etten vergisst natürlich nicht, dass das Publikum Axel Foley weniger für seine Schießkünste, sondern viel eher für seine Kodderschnauze ins Herz schloss, also liegt der Fokus erneut mehr auf Comedy. Die Taktfrequenz des Maschinengewehrmundes ist im Alter nicht mehr ganz so hoch wie früher, die Unflätigkeiten nicht mehr ganz so zahlreich, aber Foley ist mal wieder Sprücheklopfer mit Mangel an Respekt. Er zofft sich mit seiner Tochter, seinen Vorgesetzten, seinen Kollegen und den Schurken, hat einige nette Onliner am Start und verarscht mit Vorliebe die High Society von Beverly Hills. Hier etwa eine aufgekratzte, oberflächliche und leicht durchgeknallte Maklerin, von der man sich eine Luxusvilla zeigen lässt, nur um das Grundstück nebenan observieren zu können.
Dass Eddie Murphy optisch wesentlich frischer und weniger gealtert als seine Kollegen aussieht, spricht „Beverly Hills Cop: Axel F“ offen aus. Tatsächlich hat sich der Mann auch mit Mitte 60 noch viel von dem Hustler- und Schlitzohr-Charme seiner Paraderollen bewahrt, weshalb auch diese Altersvorstellung überzeugend sitzt und Murphy den Film tragen kann. In gewohnten, wenn auch gealterten Rollen sind Paul Reiser, Judge Reinhold, John Ashton sowie Bronson Pinchot als Serge dabei. Sie kommen auch wesentlich besser in dem Film an als Taylour Paige und Joseph Gordon-Levitt als Next-Generation-Vertreter, die leider ein bisschen blass bleiben. Kevin Bacon als Schurke mit Killerlächeln ist dagegen eine sichere Bank, wenn er seine wenigen Szenen förmlich dominiert. In kleinen Rollen sind außerdem Luis Guzman als Gangsterboss und Mark Pellegrino als Henchman des Oberschurken zu sehen.

„Beverly Hills Cop: Axel F“ macht nicht sonderlich viel falsch, fühlt sich aber auch durchweg an wie ein solider Pflichterfüllungsfilm: Solider Standardplot, solide Action, solide Witzeleien, aber alles ohne den letzten Kick oder großen Innovationswillen. Hinzu kommen reichlich Nostalgie und Referenzen an die Vorgänger im Minutentakt, inklusive der Wiederkehr möglichst vieler Cast-Mitglieder. Das ist – im Gegensatz zu Murphys missratenem „Der Prinz aus Zamunda 2“ ein nettes Retro-Vergnügen, das aber bisweilen zu sehr auf Nummer sicher geht.

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