Die Scheuklappen der Vorurteile
Ich weiß gar nicht, ob es heutzutage Vor- oder Nachteil ist, Shyamalan zu heissen. Denn klar kommen damit zwar finanzielle Mittel und allgemeine Connections, um in das Filmgeschäft zu kommen. Jedoch auch massive Hürden, Erwartungen und Rucksäcke der von ihrem Vater verwöhnten/gebeutelten Zuschauer… Mit ihrem „The Watchers“ tritt die kleine Shyamalan jedenfalls thematisch und genretechnisch durchaus in ihres Vaters Fußstapfen und lässt eine junge Frau in einem mysteriösen Wald in einem mysteriösen Raum von mysteriösen Geschöpfen eingesperrt und beobachtet werden…
Gucken, nicht anfassen!
Ein bisschen „Lost“, ein bisschen „Twilight Zone“, ein bisschen Ito. Eine zuerst gruselig-interessante, dann leider immer mehr zusammenbrechende Geschichte über Wald, Verlust und Durchhaltevermögen. Ein isoliertes Theaterstück, dass meine Aufmerksamkeit zu schnell und deutlich verliert. Ein wenig Overacting ist auch dabei. Mit zu viel Logik oder Realismus sollte man hier eh nicht vor der Tür stehen. Ein bisschen dumm und platt ist das schon. Etwas aus der Zeit gefallen. Vom Look und seinen negativen Flächen oft über den Köpfen der Figuren erinnern manche Aufnahmen positiv an „Mr. Robot“. Ansehnlich. Das Kreaturendesign ist ordentlich. Ein Konzeptthriller, der durchaus auch in den 90ern zwischen „Cube“ und Co. funktioniert hätte. Dann aber wohl eher in den unteren Videothekenreihen als im Kino. Mit einem guten Cover oder Trailer hätte ich ihn mir sicher damals auch ausgeliehen, genauso wie ich heutzutage Bock auf ihn hatte. Der Verlauf bleibt jedoch derselbe, egal in welchem Jahrzehnt: „The Watchers“ ist nur ein Lückenfüller und im besten Fall ein atmosphärisches Amuse-Gueule. Und einen finalen Twist, den man bei dem Nachnamen fast fest einrechnet, gibt’s auch nicht. Zumindest nichts was diesen Titel verdient hat. Nur so nebenbei. Das macht den Braten dann aber nicht mehr fett/schmal.
Das Mädchen mit dem gelben Papagei
Fazit: hübsch, neugierig machend, aber weder seine Mittel noch Möglichkeiten ausnutzend - „The Watchers“ ist ein sehr übersichtliches und kurzsichtiges Bewerbungsschreiben der jungen Ishana Shyamalan. Denke/Hoffe, da ist noch mehr drin!