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Eigentlich deutet der Titel auf ein Krankenlager für verletzte Soldaten hin, doch im Zuge einer Pandemie steht es für ein Refugium weniger Menschen, die ihre Existenz zu verteidigen suchen. Autor und Regisseur Alec Tibaldi hat sein Endzeitszenario mit geringen Mitteln in Szene gesetzt, mit seiner Aufarbeitung geht er jedoch nie in die Tiefe.

Lee (Ashley Judd) lebt mit ihren Nichten Maeve (Sarah Pidgeon) und Imogen (Katie Douglas) noch Jahre nach Ausbruch einer Pandemie abgeschieden in einem Haus im Wald. Als die Mädchen auf den verletzten Owen (Asher Angel) treffen, schleppen sie ihn in die Hütte und pflegen ihn. Sehr zum Unbehagen von Lee, die damit aufkeimende Konflikte auf sich und ihre Nichten zukommen sieht…

Gerade erst gab es nahezu parallel mit „Never Let Go“ eine Aufsichtsperson, die sich um zwei Nachwuchsindividuen kümmerte und auch hier wird man nicht mit einer Vorgeschichte konfrontiert, sondern nimmt die Jetztsituation als gegeben an. Offenbar scheint die Außenwelt noch immer kontaminiert, denn nach einem Streifzug Lees wird sie sogleich desinfiziert und einige Kleidungsstücke werden verbrannt, während die Mädchen nur vom Hörensagen etwas von der Welt da draußen wissen, vor der sie latent geschützt werden sollen.

Mit dem Auftauchen von Owen stellen sich zunächst nachvollziehbare Konflikte ein: Wer jagte und verletzte ihn? Was macht seine Erscheinung mit der aufkeimenden Sexualität der Mädchen und inwieweit könnten Owens Erfahrungen das Weltbild der Heranwachsenden ins Wanken bringen? Zum ersten Punkt gibt es im Verlauf zwar vage Erklärungen, womit Parts von Home Invasion ins Spiel kommen, doch darüber hinaus bleiben sämtliche Gespräche oberflächlich, während Owen lediglich als Bindeglied zwischen den Welten dient, allerdings rein gar nichts in Sachen Background beiträgt.

Entsprechend ereignet sich lange Zeit nicht viel und da es keine Elemente übersinnlicher Bedrohungen gibt, plätschert das Treiben deutlich zu lange vor sich hin, bevor es zu weiteren Kontakten mit der Außenwelt kommt. Aber auch diese gestalten sich nicht übermäßig spannend und selbst gegen Finale will sich schlicht kein Nervenkitzel einstellen.
Aber auch auf reiner Dramenebene bleibt das Treiben oberflächlich und teilweise widersprechen sich sogar einige Figurenentwicklungen.

An den bemüht performenden Schauspielerinnen liegt dies nicht, denn die beiden jüngeren statten ihre Figuren mit der notwendigen Präsenz aus und verleihen ihnen eine angenehme Bodenständigkeit. Judd wirkt demgegenüber recht eingefroren, was möglicherweise auf ihr angeschwollen wirkendes Gesicht zurückzuführen ist, während die wenigen männlichen Akteure allenfalls zweckdienlich spielen.

Mit null Humor und null Erotik kann man innerhalb der überschaubaren 86 Minuten klarkommen, jedoch nur schwer mit dem Mangel an Tiefe und Suspense. Atmosphärisch macht der Stoff zwar einiges richtig, auch mithilfe des hübsch arrangierten Scores, doch handlungstechnisch bleibt das alles zu harmlos und letztlich auch zu unpointiert.
4,5 von 10




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