Review

Elisabeth Sparkle (Demi Moore) ist eine erfolgreiche und beliebte Schauspielerin .... gewesen. Einzig als Vorturnerin bei einer Aerobic-Show im Vormittagsfernsehen genießt sie noch ein wenig Aufmerksamkeit, doch auch ihr Stern auf dem Walk of Fame zeigt bereits Verschleißspuren und Risse. Ihr schmieriger Produzent Harvey (Dennis Quaid) macht reinen Tisch. Dem Mann steht der Sinn nach knackigem Frischfleisch und so setzt er Sparkle an ihrem 50. Geburtstag an die frische Luft. Nach einem Autounfall gerät sie an einen Schwarzmarkt-Anbieter, dessen Wundermittel The Substance (in schönem grün, war wohl von RE-ANIMATOR übrig geblieben ...) Abhilfe verspicht. In ihrer Verzweiflung besorgt sie sich den Stoff. Und schon bald schält sich aus ihrem Rückgrat eine jüngere Version ihrer selbst, Sue genannt und von Margaret Qualley gespielt. Die Szene ist schon anatomisch unmöglich, wie soll sich ein bereits ausgewachsener Körper in einem anderen verstecken können? Der Regisseurin Coralie Fargeat ist das egal, die Dame kennt offensichtlich nur Vollgas und ihr Film erinnert fatal an die ebenso missratenen Werke von Julia Ducournau. Man könnte tausende Fragen stellen zu diversen Logiklöchern und Ungereimtheiten, doch das Drehbuch ist subtil wie ein riesiger Betonmischer im Höchstbetrieb. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Jugend- bzw. Schönheitswahn findet nicht statt, das Ganze ist eine grelle, schrille, in bonbonbunten Farben abgefilmte überdrehte Satire, die ich ziemlich schnell nicht mehr ernst nehmen konnte. Too much, much to much.

Dennis Quaid tat mir leid, ihm wurde Overacting bis zum Anschlag befohlen. Der Film badet in überladenen Klischees und manche Leute glauben tatsächlich, damit würde man diese kritisieren. Weit gefehlt, die Regie tappt in ihre eigene Falle, wenn sie z.B. ständig leicht geschürzte Damen (denn Sue übernimmt die Aerobic-Show, die Quoten gehen durch die Decke) in sog. "Männerblick" obszön abgedreht durch das Aufnahmestudio hopsen lässt. Wehe, ein Mann hätte das so gefilmt ...

Ich habe mich auch gefragt, wie Sue ohne Nachnamen, Ausweis, alternative Adresse, Sozialversicherungsnr. usw. überhaupt unentdeckt bleiben konnte. Wohin wurden ihre Gagen überwiesen, wie hat sie The Substance bezahlt usw. usf. Das ist doch alles nichts als Kokolores.

The Substance ist auch sehr vorhersehbar. Klar, dass Sue sich an ihrem Erfolg berauscht und immer mehr Zeit für sich haben möchte. Nur blöd, dass es zur Regenerierung des ursprünglichen Körpers (die sog. Matrix) nötig ist, alle sieben Tage wieder zurück zu switchen. Da nimmt man sich dann halt mal eine Portion Stabilisatorflüssigkeit aus dem Rückenmark der Matrix extra. Mit fatalen Folgen für diese, denn nun werden immer mehr Körperteile einem geschwinden Alterungsprozess unterzogen. Dann stoppt Sparkle den Prozess, nur um ihn wenig später trotz klarer Warnung, dass man dies keineswegs tun dürfe, erneut einzuleiten, denn Sue soll als Höhepunkt ihrer Karriere die Silvester-Show moderieren. Das ganze geht natürlich schief und Sparkle/Sue enden als Mischmasch aus falsch zusammengesetzten und deformierten Körperteilen (DIE FLIEGE lässt schön grüßen). Trotz dieses Aussehens schafft sie es - natürlich! -unbemerkt auf die Bühne. Frau Fargeat, das ist doch absoluter Käse. Dann gibt sich der Film in einem wilden Showdown endgültig den Gnadenschuss, denn das "Monster" versprüht nach seiner Demaskierung durch die entsetzten Zuschauer hektoliterweise Kunstblut. Vermutlich hatte dieses das MHD überschritten und musste verbraucht werden. Futter für die Gorebauern, die diesen missratenen Streifen abfeiern. Schlimm.

Wer eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der im Film vergewaltigten Thematik sucht, dem seien zwei koreanische Filme empfohlen. Bereits das Animé BEAUTY WATER hält jederzeit die Balance zwischen Tragik und Entsetzen und TIME von dem leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmeregisseur Kim Ki-Duk zeigt erbarmungslos die emotionalen, körperlichen und psychischen Folgen des Versuchs, seinen biologischen Alterungsprozess zu stoppen. Ein Film, der nachhaltig beeindruckt und lange im Gedächtnis bleibt. Dazu hat THE SUBSTANCE nicht die, naja, Substanz.

Eigentlich verdient der Film ja eine 1, nur die überzeugende Leistung der beiden Hauptdarstellerin konnte mich ein wenig milder stimmen.






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