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Rückblickend scheint es schon ein wenig paradox, dass sich Demi Moore für die Gurke „Striptease“ (1996) doubeln ließ, doch mit entsprechender Reife zeigt sie sich so ziemlich nackt. Das kommt einerseits der Pointe des Streifens recht nahe und offenbart gleichermaßen, dass man sich jenseits der 50 Lenze keineswegs verstecken muss.

Einst war Elizabeth (Demi Moore) ein gefeierter Fitness-Star, doch pünktlich zu ihrem 50. Geburtstag entlässt sie der Produzent Harvey (Dennis Quaid). In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an eine Adresse im Untergrund, welche per Injektionen eine radikale Verjüngungskur verspricht. Ihr Alter Ego Sue (Margaret Qualley) genießt sogleich die Vorzüge des Rampenlichts und vergisst dabei schnell, die Balance zwischen sich und ihrer älteren Ausgabe einzuhalten…

Die französische Regisseurin Coralie Fargeat konnte bereits mit ihrem Debüt „Revenge“ ein gutes Auge für treffsicheren Horror unter Beweis stellen und auch hier kommen Freunde von Body Horror deutlich auf ihre Kosten. Was vergleichsweise harmlos mit einem verkrüppelten Zeigefinger einsetzt, steigert sich im überdrehten Finale zu einer bodenlosen Groteske, bei der man meint, Cronenberg und Peter Jackson hätten dies gemeinsam fabriziert.

Bis dahin offenbart die Story allerdings auch, dass „The Substance“ eher weniger Substanz mitbringt. Hätte nicht eine Regisseurin die Feder geführt, wäre der Aufschrei wahrscheinlich riesengroß gewesen angesichts der vielen Nahaufnahmen sauber verpackter oder makellos gepuderter Hintern. Um eventuelle erotische Vibes zu unterbrechen gibt es zum Ausgleich ebenso viele Close ups von Dennis Quaid beim Fressen oder Rauchen, während die Verwandlungsszenen, das Setzen von Spritzen an modrigen Körperstellen oder zunehmende Entstellungen einen Gegenpol beisteuern.

Kritik am allgegenwärtigen Schönheitswahn wird allenfalls unterschwellig eingebaut und da oft minutenlang geschwiegen wird, fällt ein kurzer Redeschwall eher negativ auf, zumal der Rhythmus im ersten Drittel oft nicht stimmig erscheint. Ab der Mitte gesellen sich zunehmend surreal anmutende Kompositionen hinzu, während das Apartment der Hauptfigur(en) sehr kühl und wenig einladend anmutet, unterstrichen von einem Badezimmer, das eher wie ein überdimensionaler Klinikraum wirkt.

Der volle Körpereinsatz der beiden Hauptdarstellerinnen ist zwar durchaus erwähnenswert, er ist aber nichts im Vergleich zu dem, was hier die Make-up Artists auf die Beine stellen. Da wird zunehmend mit unglaublichen Latexmassen modelliert und wer so Sachen wie „Basket Case“ irgendwann creepy fand, wird hier deutlich mehr entdecken. Allerdings untermauert das furiose Finale gleichermaßen, dass auf inhaltlicher Ebene offenbar nicht mehr möglich war, wonach die Sets umso tiefer in Blut getränkt werden.

Insofern kann man den Streifen als eingefleischter Genrefan mitnehmen, zumal es ständig Anspielungen bedeutsamer Werke von Carpenter bis Lynch und Kubrick zu entdecken gibt.
Die deutlich zu lang geratenen 140 Minuten Laufzeiten verdeutlichen zwischenzeitlich jedoch auch, dass sich handlungstechnisch Leerlauf und Spannungsarmut einstellen und auch der Kern der Entwicklung überrascht in keiner Weise. Eher die Ausführung und die fällt über weite Teile durchaus erinnerungswürdig aus.
6,5 von 10   



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