Die Londoner Journalistin Dove Maloney (Siobhán Cullen) arbeitet gerade an einem aufsehenerregenden Fall über Korruption auf höchster Ebene, von dem sie sich (und ihrem Verleger) eine Titelstory verspricht. Doch gerade als sie ihren wichtigsten Zeugen noch einmal besucht, hat sich dieser erhängt. Nichts ist es mit den Top-Schlagzeilen, stattdessen ermittelt dort jetzt die Polizei und Dove muß sich eilends zurückziehen.
Um sie aus der Schußlinie zu nehmen, schickt sie ihr Chefredakteur nach Irland, wo sie gemeinsam mit der Nachwuchs-Journalistin Emmy Sizergh (Robyn Cara) und dem erfolgreichen US-Podcaster Gilbert Power (Will Forte) bei der Erstellung eines Podcasts mitarbeiten soll. Für die Mittdreißigerin Dove, die aus Dublin stammt und vor vielen Jahren in die Weltstadt London auswanderte, ist dieser Auftrag in einem kleinen irischen Küstenkaff geradezu eine Strafe, und entsprechend schlecht gelaunt fügt sie sich der Anweisung. Der Amerikaner Gilbert jedoch ist fast das genaue Gegenteil, hat ein sonniges Gemüt und ist begeistert von den teilweise schrulligen Typen im Dorf. Die junge Emmy dagegen ist geradezu ein Fan von Dove und möchte unbedingt so werden wie diese, was deren Laune auch nicht gerade hebt.
Doch der über 25 Jahre zurückliegende Mordfall, bei dem zwei Leute spurlos verschwanden, erweist sich als harte Nuss, denn keiner der Bewohner möchte daran erinnert werden und dem ungleichen Trio wird schon recht bald unverblümt angedeutet, daß sie am besten gleich wieder verschwinden sollen. Dies und einige merkwürdige Entdeckungen bringen die Drei, die bei ihrer Spurensuche völlig unterschiedlich vorgehen und dabei auch in diverse Fettnäpfchen treten, dann aber doch auf die richtige Fährte...
Den Plot um einige Großstädter, die eine kleine Dorfgemeinschaft - hier im titelgebenden Bodkin - stören, indem sie allzu neugierige Fragen zu längst vergangenen Ereignissen stellen, kennt man schon aus diversen anderen Filmen und Serien und trotz einiger finaler Wendungen, in denen der Mordfall, der sich als viel verzwickter herausstellt als anfänglich zu vermuten war, bietet diese Netflix-Produktion storytechnisch nicht viel Neues. Was Bodkin jedoch aus der Masse thematisch ähnlich gelagerter Streifen hervorhebt, sind die vielen schwarzhumorigen Einlagen, zynischen Kommentare und an die Grenze der Selbstverarschung gehenden Situationen, in die das Trio immer wieder hineingerät.
Während die sich degradiert fühlende Mittdreißigerin Dove, meist mit schwarzer Sonnenbrille unterwegs, in beinahe jedem ihrer Statements heraushängen läßt, wie desinteressiert sie an der ganzen Chose ist, versucht der vollbärtige US-Amerikaner dies mit seiner schon penetrant guten Laune auszugleichen - er will übrigens den Fall gar nicht lösen, sondern nur darüber in seinen Podcasts berichten, wozu er stets ein Aufnahmegerät mitführt. "Podcast? Und sowas hören sich die Leute an?" wird zum Running Gag der ersten Episoden, bis Gilbert dann umständehalber nur noch versteckt aufzeichnet. Die junge Emmy dagegen beginnt die Sache wie eine Praktikantin und sammelt brav Indizien, ist dabei aber ziemlich die Einzige.
Auf der anderen Seite verhalten sich die konsultierten Dorfbewohner zunächst auskunftsfreudig, dann jedoch plötzlich sehr zugeknöpft bis feindlich, wenn die zu direkten Fragen ihre eigenen Geheimnisse berühren - und Geheimnisse gibt es viele in Bodkin. Wie immer sind sich auch nicht alle untereinander grün, und genau hier setzt das stets getrennt agierende Trio an und fügt die eine oder andere Entdeckung zu einem Puzzle zusammen, das immer mehr die Geschehnisse in jener Samhain-Nacht vor 25 Jahren aufdeckt.
In den 7 Episoden (zwischen jeweils 44 und 56 Minuten Laufzeit) geht es allerdings hauptsächlich darum, möglichst schräge und zuweilen peinliche Situationen zu überstehen, wobei die Großstädter auch persönliche Angewohnheiten und Vorlieben offenbaren: so ist die lesbische Dove bei der Informationsbeschaffung nicht sonderlich zimperlich und steigt ohne zu zögern in fremde Häuser ein, bandelt mit der Leichenbestatterin an, um den Kollegen heimlich Zugang zur Leichenhalle zu gewähren oder ignoriert die Anrufe ihres Verlegers, der sie wegen polizeilicher Ermittlungen nach London zurückbeordert. Der charakterlich weiche Gilbert dagegen ist in Wirklichkeit geschäftlich erfolglos und hat mit einer anstehenden Scheidung zu kämpfen - er freundet sich ausgerechnet mit dem alten Draufgänger Seamus (David Wilmont) an, der ein geheimnisvolles Vorleben hat. Emmy wiederum ist von krankhaftem Ehrgeiz besessen, ihr Idol Dove zu übertrumpfen und bumst daher täglich - sehr zum Verdruß des rumänischen (einzigen) Taxifahrers im Dorf - mit dem Investor Sean, der gegen den Willen vieler Bewohner hier sein Bodkin 2.0 verwirklichen will.
Wem dieser bunte Reigen noch nicht reicht, für den hält die Krimi-Komödie Bodkin noch eine alte irische Nachbarschafts-Fehde, ein im Moor versenktes Fahrzeug mit brisantem Inhalt, am Kauf von Aalen interessierte Interpol-Ermittler oder auch halluzinogene Pilze verteilende exkommunizierte Nonnen bereit, um nur ein paar weitere Kuriositäten zu erwähnen. Jedenfalls wird dem geneigten Zuseher, der zwischendurch auch mit bekannten Ohrwürmern bis hin zu fetziger Rockmusik beschallt wird, bei der schlußendlichen Auflösung des Samhain-Mordfalls kaum langweilig: 7 Punkte.