Wahltag ist kein Feiertag
Slasher gibt’s mit Sicherheit mittlerweile zu jedem Feiertag, den es weltweit je gegeben hat. Gerade in den für dieses Subgenre glorreichen 80ern und paradiesischen VHS-Ecken gehörte das zum guten Marktschreierton. Und nachdem „Scream“ im Kino wieder halbwegs solide läuft und Eli Roth mit seinem starken „Thanksgiving“ letztes Jahr weitere Türen geöffnet und Grenzen gebraten hat, könnte nun die Zeit für weitere einigermaßen hochwertig produzierte Slasher sein. Mir wär’s recht. Selbst wenn ich „Founder's Day“ wenig abgewinnen kann. Dass das Genre nicht austrocknet oder gar stirbt (was nie passieren wird, vorher mache ich selbst einen!) liegt mir am Herzen… „Founder's Day“ erzählt von einer grausamen Mordserie kurz vor den umkämpften und die Gesellschaft spaltenden Bürgermeisterwahlen in einem kleinen US-Kaff…
Tag der Flunder
Gute, neue Slasher sind eine rare und für Leute wie uns kostbare Gattung. Pure Slasher, die in den letzten 10 Jahren gerockt haben, können selbst Experten an zwei Händen abzählen. Da zögert man bei einem Poster und Titel wie „Founders Day“ nicht lange mit einer Sichtung. Und merkt schnell, dass man die Erwartungen niedrig halten sollte - und selbst dann noch einigermaßen enttäuscht werden wird. Schade. Mit satten 106 Minuten geht dieser augenzwinkernde Slasher viel zu lange für das was er liefert. Die Maske des Killers ist nicht gruselig. Einige Schauspieler meinen unpassenderweise, sie wären in einer reinen Komödie gelandet. Ein paar coole Songs und Scoremomente gibt’s, ebenso wie Verbeugungen vor der Aura von Klassikern wie „Halloween“, „Scream“ oder „It Follows“. Ein paar andere Darsteller und Figuren sind zumindest nicht totale Graupen. Trotzdem gibt's deutlich zu viele Figuren und Idioten. Ein paar Kills spritzen okay, sind aber bei weitem nicht kreativ oder bösartig oder zeigefreudig genug, um im Kopf zu bleiben oder einen aufhorchen zu lassen. Bis auf einen vielleicht. Eventuell ist dennoch sogar eine Jugendfreigabe drin. Das Gegenteil von „Thanksgiving“. Ich glaube sein Alleinstellungsmerkmal will „Founders Day“ vor allem mit politisch-gesellschaftlichen Zeige- und Mittelfingern dingfest machen - doch leider ist dieser Themenkomplex der, der am krassesten auf die Nase fällt und eigentlich nicht interessiert. Erst recht in Europa. Und so bleibt ein unausgewogner und sich ziehender Slasher der neuen Schule, wahrscheinlich von und mit Gen Z'lern, die meinen das Subgenre genau zu kennen, durchschaut zu haben und verdrehen, bereichern, skalpieren zu können - die in Wahrheit jedoch von Tuten und Blasen und Schlitzen nahe null Ahnung haben.
Fazit: ein etwas verwirrter, halbgarer, blasser Slasher mit seltsam-satirischen Auswüchsen und annehmbaren Ansätzen… insgesamt hält sich „Founders Day“ allerdings für viel schlauer, gesellschaftlich relevanter, politischer und cooler als er ist. Ehrlich gesagt ist er unter halbwegs anständigen Slasherstandards (die schon tief liegen) und für Fans des Subgenres ein ziemlicher Dummbatz.