Review

Einen gänzlich ungewöhnlicher Beitrag der Stallone-Filmografie stellt „Nighthawks“ nicht nur wegen Slys gewöhnungsbedürftigen Outfit dar. Der mit einem sichtlich knappen Budget produzierte Streifen ist kein typisches, brachiales Chauvinistenkino, sondern versucht ein ernsthafter, bisweilen authentischer Thriller zu sein – leider mitunter zu bemüht.

Befürchtungen, dank eines deutschen Terroristen mit Namen Wulfgar (Rutger Hauer, „Blade Runner“, „The Hitcher“), hier umgehend mit Klischees konfrontiert zu werden, werden schnell zerschlagen. Stallones („Rocky“, „Rambo“) femininer Auftritt zu Beginn ist zwar komisch und ohne die nötige Ernsthaftigkeit, die Regisseur Bruce Malmuth („Hard to Kill“, „Pentathlon“) für den Rest des Films pflegt, sorgt aber immerhin für klare Verhältnisse.
Er und sein Kollege Matthew Fox (Billy Dee Williams, spielte Lando Calrissian in „Star Wars“) sind als Vietnamveteranen und jetzige Cops nicht sonderlich zimperlich in ihren Methoden und kennen die sozial schwächeren Gegenden New Yorks wie ihre Westentasche.

In seiner schmutzigen, einfachen und trostlosen Optik lässt sich „Nighthawks“ noch eher, auch wenn Stallone als Deke DaSilva schon einige Allüren (Großmaul inklusive) an den Tag legt, den Siebzigern zuordnen. Die Qualität jener dort entstandenen Klassiker lässt er jedoch leider weitestgehend vermissen. Anstatt schnellstmöglich zur Hetzjagd gegen Wulfgar zu blasen, müht sich Malmuth durch furchtbar ereignislose erste 50 Minuten, in denen der Topterrorist einige Anschläge ausübt (die Motivation bleibt genauso schwammig wie die Organisation im Hintergrund) und DaSilva und Fox in Terrorismusbekämpfung geschult werden. Cops, die auch mal abdrücken, sollen das richtige Mittel gegen den Feind sein.
Freilich ist das Bild dieser Verbrecher hier reichlich antiquiert. Wäre Wulfgar ein verrückter Bombenleger gewesen, hätte man sein unvorsichtiges Handeln noch erklären können, so bleibt leider nur ein angestaubtes, naives Bild des Verhaltens von Terroristen übrig.

Ohne dass Bedeutsames (außer Wulfgars bombiger Einschüchterungsversuch) passiert, plätschert der Plot etwas ziellos vor sich hin, um dann endlich die beiden Kontrahenten zusammen zu führen. Wirkliche Ermittlungen finden nicht statt, dafür folgt das Duo seiner Nase. Die Jagd durch die U-Bahn ist konventioneller Natur, aber nicht ohne nostalgischen Charme. Wulfgars zweiter Versuch mittels einer in seine Gewalt gebrachte UN-Delegation Kameraden freizupressen, sorgt zumindest für ein paar spektakuläre Bilder.

Hauptsächlich mangelt es „Nighthawks“ einfach an Tempo, denn der kaum vorhandene Spannungsbogen erweist sich zunehmend als Achillesferse. Da kann Rutger Hauer, hier zum ersten Mal international auf sich aufmerksam machend, als eiskalter Bösewicht noch so glänzen. Sly selbst, schon hier als Zugpferd vermarktet, ist um Ernsthaftigkeit bemüht und agiert hier noch längst nicht so übertrieben wie in späteren Rollen.

Setzt Malmuth auf Action, dann geht zumindest die flott von der Hand. So ist der finale Fluchtversuch Wulfgars per Bus dann der Höhepunkt des Films. Auch wenn er mit einem, wohl von der MPAA beanstandeten(??), höllisch schlecht geschnittenen Shootout endet. Handwerkliche Defizite sind allerdings auch deutlich auszumachen. So überreizt Malmuth beispielsweise das Blickduell von Stallone und Hauer und schafft es nie den Zuschauer in den Bann zu sehen, ihn in dieses tödliche Duell mit einzubeziehen.
Die dreckige, heruntergekommene Gegend ist vorhanden, nur versteht er keinen Nutzen daraus zu ziehen. Seine Charaktere bleiben oberflächlich (Stallone telefoniert einmal kurz mit seiner Frau und das auch nur, weil es für das Ende von Bedeutung ist)

Hängen bleibt nach den knapp 90 Minuten leider nicht viel. Das liegt vor allem an dem schwachen Drehbuch. Die langweiligen Unterrichte sind für die Handlung eh nicht weiter von Bedeutung, weil das Cop-Duo sich seinen eigenen Schlüsse zusammenreimt, alles andere als nachvollziehbar ist zudem beispielsweise die Gründung der „Task-Force“ und Wulfgars plötzlicher Sinneswandel in Punkto Terrorstrategie. Slys Charakter wird, nachdem sein Partner sein Zögern fast mit dem Leben bezahlen muss, zwar von einer wütenden Besessenheit gepackt, rüber kommt davon nur leider nicht viel.
Ergänzend sei noch erwähnt, dass Nostalgiker mitunter auf ihre Kosten kommen dürfen, wenn die beiden Cops sich in Diskotheken umsehen.


Fazit:
Für Fans von Stallone und Hauer nicht gänzlich uninteressantes Frühwerk, dass aufgrund seines schwachen Drehbuchs und den begrenzten Geldmitteln an Qualität einbüßt. Die Actionszenen, die sich hauptsächlich aus Verfolgungsjagden zusammensetzen, sind solide inszeniert. Auf dem Bild des internationalen Terrorismus liegt jedoch schon eine dicke Staubschicht und bis es dann mal interessant wird, vergehen auch 50 Minuten. „Nighthawks“ mangelt es damit eindeutig an einer guten ersten Hälfte und bleibt so nur unterer Durchschnitt.

Details
Ähnliche Filme