Auftragskillen schwer gemacht
Nachdem Jean Luc Herbulot mit seinem sehr coolen afrikanischen Eigengewächs „Saloum“ vor wenigen Jahren zumindest in Genrekreisen für Furore sorgen konnte (mich jedoch noch nicht ganz überzeugen wollte), ist er jetzt mit einer wesentlich internationaleren Produktion zurück - nächster Schritt Hollywood?! Abwarten. Nun lässt er erstmal in diesem nächtlichen Okkult-Roadmovie mit leichten übernatürlichen und pulpigen Anklängen einen Killer durch ein freigelassenes Ziel in die Schusslinie seiner Auftraggeber und eventuell sogar noch böserer Mächte geraten… U.a. mit Traumtochter Asia Argento und viel Mafia-Mambojumbo. Ostblock trifft Landschaftspoesie. Nicht wirklich packend…
Mein Gewissen und Ich
Sophomore Slump pur, anders kann ich „Jour de Colere“ nicht bezeichnen. Ein paar atmosphärische Synthies und Kameraschwenks. Die immer noch schöne Asia, allerdings mit wenig Screentime. Durchaus einen Blick für Style und B-Movie-Sensibilitäten. Eine Hauptfigur mit zumindest interessanten Ansätzen. Manchmal denkt man an Carpenter, manchmal an „The Crow“, manchmal an „Jacobs Ladder“, manchmal an die vielen meist blöden Tarantino-Kopien aus den 90ern. Und irgendwie ist’s dann doch nicht mehr als ein düsterer Fernsehfilm. Eine gesunde Härte ist am Start. Gerade die Mystery- und Okkult-Ansätze können Neugier auslösen und Worldbuilding richtig gemacht andeuten. Doch im Grunde macht „Interstate“ viel, viel zu wenig eigenständig oder neu. Er macht im Grunde allgemein viel zu wenig. Er plätschert daher. Ein sehr kleiner und austauschbarer Krimi. Ein bisschen wie „Let Us Prey“ von vor ein paar Jahren - nur mit weniger Geschmack und Schmackes. Die klassische Musik will Szenen größer erscheinen lassen als sie sind. Die Figuren bleiben trotz ihrer markanten Ansätze Schablonen, austauschbar und egal. Es gibt zu wenige Highlights. Selbst bei der knappen Laufzeit. Und insgesamt wirkt das maximal wie eine Fingerübung, von der man nach „Saloum“ viel mehr erwartet hätte und bei der ich gespannt bin, ob man sich die heutzutage überhaupt noch leisten kann ohne der Regiekarriereleiter einen zu heftigen Knacks zu verpassen…
Schnarcher, der Landstraßenkiller
Fazit: nachdem mich schon (der immerhin wesentlich frischer wirkende) „Saloum“ kälter ließ als die meisten, macht nun „Interstate“ für mich noch deutlich weniger richtig - ein langweiliges Techtelmechtel zwischen gewolltem Kult und dem Klaffen der Leere. Ziemlich lame. TV-Niveau. Obwohl zumindest für einen saftigen Showdown eigentlich alles angerichtet war - doch selbst da bleibt's eine espritlose Feuershow…