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Staffel 1

Die Rückkehr nach London endet für einige Wissenschaftler, die einen medizinichen Kongreß in Peking besucht hatten, etwas unerwartet: kaum sind sie gelandet, werden die 2 Damen und 3 Herren noch in der Kabine von britischen Polizisten gebeten, gleich noch einmal nach China zu fliegen. Der Grund für diese ungewöhnliche Maßnahme, welcher bis auf einen alle anderen folgen, ist eine Zeugenaussage in Peking, da einer von ihnen, Dr. Mathew Nolan (Richard Armitage), in einen Mord dort verwickelt sein soll.
Der Arzt ist sich jedoch keiner Schuld bewußt und beteuert fortwährend seine Unschuld, doch keiner der britischen Beamten, die ihn kurz verhören und auch durchsuchen, schenkt ihm Glauben - nicht einmal einen Anwalt darf er anrufen, sondern wird von der Wachstube im Flughafen direkt wieder an Bord gebracht. Dort bewacht ihn auf diesem Rückflug die chinesichstämmige DC Hana Li (Jing Lusi), welche von den Londoner Behörden extra dafür abgestellt wurde. Staunend und ungläubig hört Dr. Nolan dann die Geschichte von einer toten Chinesin, der Tochter eines hohen Parteifunktionärs, die er angeblich in der Nacht vor dem Abflug umgebracht haben soll. Tatsächlich hatte ihn die junge Shen Zhao auf dem Kongreß angesprochen und in eine Bar abgeschleppt, dann aber gab es unerwartet Streß mit dem Türsteher und Nolan war in großer Eile alleine abgefahren. Er trug von diesem Vorfall eine Hüftverletzung davon, aber die Chinesin war in der Bar geblieben und ihren Tod kann er sich überhaupt nicht erklären.
Voller Fragen und Zweifel ob der Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens fügt sich der Endvierziger, der sich auch nicht mit den verbliebenen 3 anderen Kongreßteilnehmern unterhalten darf, dann vorerst in sein Schicksal. Als auf dem 11-stündigen Flug dann das Essen serviert wird, entscheidet er sich lieber für einen Gin Tonic und überläßt sein vorbestelltes veganes Gericht einem anderen Fluggast, der sich sehr darüber freut. Allerdings nicht lang, denn plötzlich wird dem Mann übel und er bricht zusammen. Als einzigem praktizierenden Arzt an Bord wird Nolan gnädigerweise gestattet, erste Hilfe zu leisten, wozu ihm sogar kurz die Handschellen abgenommen werden, doch er kann nur noch den Tod feststellen. Als kurz danach ein kleiner Hund zufällig von den Resten der Mahlzeit nascht und ebenfalls stirbt, steht für Nolan fest, daß er gar nicht in Peking ankommen, sondern vorher, noch in der Luft, umgebracht werden soll. Verzweifelt versucht er diesen Zusammenhang seiner Bewacherin DC Hana zu erklären, doch die will davon nichts hören. Noch nicht. Als wenig später einer der 3 zurückfliegenden Kongreßteilnehmer tot aufgefunden wird, wird es auch der Polizistin unheimlich. Doch das ist erst der Anfang einer Reihe unerklärlicher Vorkommnisse auf diesem Flug...

Mit den höchst seltsamen Ereignissen an Bord des North-China-Fluges gelingt es Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Peter A. Dowling, das Spannungslevel der Serie Red Eye von Anfang an in die Höhe zu treiben und dort auch zu halten - ist so ein Flugzeug doch eine sehr exponierte Location, aus der es für keinen der Beteiligten ein Entrinnen gibt. Die Handlung, die sich streckenweise in Echtzeit abspielt, bleibt zunächst auch hoch oben über den Wolken, bis sich dann der britische Geheimdienst MI5 am Boden einschaltet und das Geschehen zwischen dem Flug und London hin- und herwogt. Dies tut der Spannung jedoch keinen Abbruch, zumal sich in den verhältnismäßig kurzen 6 Episoden zu je etwa 45 Minuten die ganze Story zu einem Wettlauf der Geheimdienste Chinas, Großbritanniens und der USA entwickelt, in den unschuldige Leute mehr oder weniger zufällig hineingezogen worden zu sein scheinen.

Neben der etwas steifen Hauptfigur an Bord - ein Heimspiel für Richard Armitage - treten dann die unerschrockene Polizistin Hana sowie ihre naseweise Stiefschwester Jess (Jemma Moore) in den Vordergrund - letztere eine Studentin mit journalistischen Ambitionen, die gerne eine interessante Story schreiben möchte und sich dadurch in Gefahr bringt. Denn der britische Geheimdienst bzw. dessen Chefin Madeline Delaney (Lesley Sharp) haben auch ein gewisses Interesse an der Lösung des Falls, der ein milliardenschweres Atomgeschäft zwischen China und Großbritannien gefährden könnte.

Für Spannung ist also gesorgt, wobei man dafür auch über einige unglaubwürdige Details hinwegsehen muß, wie beispielsweise dem Techtelmechtel der älteren MI5-Leiterin Delaney mit dem erheblich jüngeren CIA-Operationsleiter Mike Maxwell (Mido Hamada) - öhm? - oder dem ominösen chinesischen Air Marshall Zhang, dessen (Neben-)Rolle das Drehbuch nicht sonderlich konsequent durchdacht und geschrieben hat; auch das gesuchte Versteck eines geheimnisvollen "Kassibers", das erst in Episode 5 aufgedeckt wird, ist dem geneigten Krimifreund schon gleich zu Beginn klar. Nicht klar dagegen ist z.B. das wundersam wiederhergestellte WLAN an Bord, nachdem dort die Kabel irreparabel herausgerissen wurden, sodaß alle Beteiligten nach kurzer Pause wieder munter weitertelefonieren können, oder auch ein Koffer mit kompromittierenden Dokumenten, dessen angebliche Besitzerin allerdings erst im letzten Moment und zufällig für den Flug ausgewählt wurde, sodaß der Urheber dieser gefakten Dokumente also gar nicht wissen konnte, daß diejenige Person tatsächlich fliegen würde, um weitere der um Logiklöcher nicht verlegenen Serie zu erwähnen. Von dem wie üblich viel zu großen Studio-Flugzeug und dessen vielen verwinkelten Räumen, in welchen folgenlos rumgeballert werden kann (wtf?) sowie dem im Gepäckbereich befindlichen Schalter (wtf?), mit dem man das Höhenruder ein- und ausschalten kann (auweia, das tut wirklich weh) reden wir dabei noch gar nicht.
 
Leider endet dieser sich mehr an Unterhaltungswerten denn an irgendwelchen Realitäten orientierende Krimi über den Wolken dann mit einigen Wendungen, die zwar noch einmal die Spannung erhöhen (sollen), die jeglichen Bezug zur Realität dann jedoch endgültig ad absurdum führen und das Ganze wie einen mäßigen TV-Thriller (die Guten gewinnen, die Bösen bekommen das was ihnen gebührt, gähn) beschließen.
Fazit: Red Eye ist eine typische Popcorn-Spionageserie, bietet immerhin lange Zeit routiniert abgefilmte spannende Unterhaltung, verliert sich aber zunehmend in Unglaubwürdigkeiten und ist daher auch bald wieder vergessen. 6 Punkte.

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