Die Namen Samuel Le Bihan („Pakt der Wölfe“) und Samy Naceri („Taxi 1 -3“ , „Das tödliche Wespennest“) sind die Zugpferde des französischen, in der Pariser Unterwelt spielenden Dramas „Der Kodex“, für das Naceris Bruder Bibi nicht nur das Drehbuch schrieb, sondern auch noch eine Nebenrolle übernahm.
Präsentiert wird allerdings nichts, was wir aus anderen Genrebeiträgen, bis hin zu American History X, nicht schon kennen. Dris (Samuel Le Bihan) ist nach vier Jahren Haft endlich aus dem Knast entlassen worden, hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen und versucht nun mit seiner Freundin endlich ein Leben ohne Illegalität und Gewalt zu führen, bewegt sich aber nah am Existenzminimum. So einfach wie er sich das anfangs vorgestellt hat, ist die neue Situation allerdings nicht, glauben seine Freunde doch, ihn gleich wieder für die nächsten Coups einspannen zu können.
Dris gerät in einen Konflikt mit sich selbst und muss sich nebenher noch mit seinem Bruder auseinandersetzen, der eben zu diesem Namen gelangen möchte, den sein Bruder in der Unterwelt inne hat(te), dabei jedoch seine Eltern nervlich ruiniert und letztlich tragisch scheitern soll. Doch so weit ist es noch nicht und Dris setzt alles daran seinen Bruder zu helfen, gerät dabei aber unmerklich immer tiefer in den Sumpf des Verbrechens, aus dem er sich gerade frei gekämpft hatte. Schuld daran ist sein Jugendfreund und einflussreicher Gangster Yanis (Samy Naceri), der nur zu gern seinen alten Kumpan wieder hätte und alles daran setzt den Status Quo wieder herzustellen. Nicht nur, dass Dris schwangere Freundin sich, nach seiner fortschreitenden Entfremdung, von ihm trennt, auch seine Illusion des friedlichen Lebens wird zerstört, als er mitten in einem Krieg gegen den Pariser Unterweltboss hineingezogen wird, der final tragisch enden muss.
Bodenständige Inszenierung zeichnet „Der Kodex“ aus, die vollständig auf reißerische Themen wie in „American History X“ verzichtet und nur zum Ende hin etwas Action bietet. Ansonsten verlässt sich Regisseur Manuel Boursinhac auf seine triste, hoffungslose Optik, die jene Pariser Bevölkerungsschicht zeigt, die nur auf dem Weg der Kriminalität dem sozialen Dilemma entweichen kann, und dem famosen Schauspiel seiner Akteure. Samy Naceri ist als zu Kurzschlussreaktionen neigender mit einer Prise Verrücktheit gesegneter Unterweltler genauso eine Bank wie Samuel Le Bihan, der hier locker auf dem Niveau weitermacht, wo er bei „Pakt der Wölfe“ aufgehört hat. Der restliche Cast gibt sich keine Blöße, zeigt mitunter aber Respekt vor den beiden.
Zum ganz großen Film reicht es nicht, weil das Script nur schon längst bekannte Ideen wieder aufkocht und sie in ein neues Umfeld platziert. Ex-Häftlinge, die nach ihrer Entlassung gern ein neues Leben beginnen würde, aber wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt werden, sind schon zu genüge auf das Publikum losgelassen worden und so verläuft „Der Kodex“ genau so, wie es der Genrekenner schon vorhergesehen hat – finale Katastrophe inklusive.
Fazit:
Freunde des französischen Kinos und Genreliebhaber machen mit „La Mentale“ gewiss keinen schlechten Griff, auch wenn der Plot nur Motive recycelt, die in den vergangenen Jahren schon zu oft verfilmt worden sind. Dank der guten schauspielerischen Leistungen, des hohen, mitunter erschreckend kaltblütigen Realismus und der pessimistischen Bildkomposition reicht es dennoch zu einem überdurchschnittlichen Drama.