"When did he start getting weird? I don't know. Probably from the day he was born."
Nach Re:Born (scheinbar) die Weiterführung des persönlichen Bestrebens von Tak Sakaguchi, sich als der Welt bester, wenn nicht einziger Actiondarsteller darzustellen, oder zumindest den Anderen da draußen zu erklären, wie diese richtig inszeniert wird und tatsächlich funktioniert. Sakaguchi macht dies dabei von seiner eigenen kleinen Nische aus, ein Refugium, welches seit Versus etwa besteht und sich seitdem nicht verändert hat, die Filme sind im Grunde noch genauso klein und drehen sich genauso um ihn herum, nur jünger wird er nicht mehr. One Percenter bedient sich dabei einer Prämisse, die zuletzt in Nightshooters schon genutzt wurde, nur hat das Werk dort auch 'niemand' zu Gesicht bekommen, ein Drehen und Distribuieren vor sich hin, für sich selber quasi, und die wenigen Übergebliebenen, die das zu schätzen und genießen wissen, der Fan-Service, die Klientel schrumpft auch vor sich hin:
Vor einer Dekade hatte der Schauspieler Toshiro Takuma [ Tak Sakaguchi ] mit dem DVD-Hit "Birth" einen veritablen Erfolg, zudem wollte er den Realismus in den Actionfilm bringen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Gattung Film grundlegend zu ändern. Daraus ist nichts geworden, er bekommt selber nur noch durch Freundschaftsdienste von früheren Bekannten wie Mr. Shin [ Shogo Miyakita ] Angebote als Stuntman und selbst seine drei Schüler Koji, Tatsuya und der junge Akira [ Kohei Fukuyama ] sind nicht wirklich überzeugt von den Dingen, die er sagt und die sie tun. Als Toshiro die Dreharbeiten zum geplanten "One-Percenter" selber in die Hand nimmt, und durch einen 'Gönner' mit einer verlassenen Insel samt stillgelegter Industrieanlage eine mögliche Location angeboten bekommt, rennt er zusammen mit seinen Mannen und dem in HK gelernten Choreografen Tony [ Taro Suruga ] mitten in eine Yakuza-Fehde um versteckten Drogen hinein, angeführt durch Shishidou [ Norihisa Hiranuma ] und dessen Tochter Ami [ Kanon Narumi ], und begleitet durch deren Söldnertrupp und den 'Sensei' [ Togo Ishii ]. Da auch die unschuldige Gangstertochter Maria [ Rumika Fukuda ] in den ausbrechenden Krieg hineingerät, nimmt sich Toshiro der Dinge an.
So wie es sich gehört, ist der Hauptdarsteller, der 'Action Film Actor' dabei auch als Erstes im Bild, noch etwas verschwommen zwar das Gesicht, aber er wird schon mal eingeführt, vor den Titeln, und dem Publikum vorgestellt. Der Name ist etwas anders, die Person ist dieselbe, das Anliegen auch, die Fähigkeiten, dieses umzusetzen, und auch die Stolpersteine, die Unkenntnisse und Ignoranz der Anderen, die ihn anfangs daran hindern. "I pursue things to the extreme. It's pointless otherwise." Eingangs eine Art Biografie, oder Filmografie, mit einer Dokumentation, eine Karriere noch aus dem analogen Zeitalter, entsprechend wird diese Hintergrundberichterstattung auch eingefangen, im glorreichen 4:3 Format, in den etwas farblos wirkenden und wie ausgebleichten Bildern; links und rechts und oben und unten die dicken schwarzen Balken, anamorph ein Fremdwort. "He's in a category all of his own.", heißt es hier, das sagen Andere über ihn, das bekommen wir noch zu sehen, die Ungläubigen bekommen es eingebläut, die Gläubigen die Erfüllung eines Versprechens. Eingangs ist das eine (Schwarze) Komödie, eine deutliche auch, eine Parodie, eine Satire, eine Bestätigung, eine Huldigung und eine Demontage, eine Albernheit, gerade mit dem Sprung vom Interview aus grauer Vorzeit weg in die jetzige Realität, den Wuxia-Filmset; welcher deutlich an die Kingdom - Teile ermahnt (Sakaguchi hat beim ersten Kingdom, 2019 als Darsteller mitgewirkt) und entsprechend die Wirework-Künstler ebenso aktiv sind wie die clownesken 'Tänzer'.
Mit der angekündigten Karriere wurde es nichts, die Dreharbeiten hier nur der alten Zeiten wegen, ein Gefallen eines der Mitarbeiter für den 'ausgebrannten Hund', den früheren Professionellen. Als Komödie ist das lustig bis zum Extrem, der Inhalt getreu, das Timing auf die Sekunde genau, die Pointen mit Rhythmus, ein Spiel zwischen Sein und Schein, mit seinem ganz eigenen Realismus. Es wird sich amüsiert und lustig gemacht, es wird später eines Besseren belehrt, das hat eine gewisse Traurigkeit auch, eine zweite Ebene, es ist metaphorisch und wird auch philosophisch und psychologisch, die Widerstände des Lebens, und konkurrierend das Streben eines Mannes nach mehr; mit einer Obsessivität, was zuweilen wahnhaft wirkt oder auch wahnhaft ist, und später ins Fantasievolle und dies mit allerlei formidablen Nahkampfszenen, dem 'Zero Range Combat', in gerne längeren Einstellungen, mit präzisen Zeitlupen zelebriert.
Von der Komödie (erst mehr Jean-Claude Van Johnson als JCVD) zum Drama und zurück und weiter ("Why are you guys hitting it off? This isn't an action flick, asshole.") ein fließender Übergang, von der Nische zum Mainstream weniger, die Jugend oft in Unkenntnis, und zur Jugend selber gehört man auch nimmer. Eine Generation weiter ist man mittlerweile, auch schon 'über den Berg', die Midlife-Crisis vor der Tür oder schon mittendrin, die verpassten Chancen hinter einem, die Blicke in die Vergangenheit, die Überlegungen, wie und ob die Existenz anders, vielleicht besser verlaufen wäre. Wurde erst mit Unschärfen gearbeitet, so fallen später Verzerrungen auf, Verdrehungen der Wahrnehmung, keine Untreue von Be(ob)achtung, eine andere Bebilderung. Eine Erschöpfung auch des Tuns, die Tage werden anstrengender und gleichzeitig gleichförmiger, der Körper spürbarer, das Aufstehen morgens schwerer, das Weitermachen der eigentliche Kampf, und dies zunehmend sinnloser, sinnentleerter.
Gekämpft wird später auch um die Finanzierung selber, ein Dreh im Dreh, ein Film spielt mit sich und der Tradition, dazu ein Film, der vor 10 Jahren mal ein Hit war und heute noch erwähnt wird, der aber nicht existiert, sondern nur als Plakat auf der Toilette hängt, und ein Film, der als Fortsetzung dazu angedacht wird, es aber bloß ein Teaserposter und ein Titel dafür gibt. Das geplante Sequel hieß "One-Percenter", es wird neu angegangen und hier begleitet, es gibt einen Erzähler, es gibt einen Begleiter und Mitstreiter, ein Grünhorn, eine Art "Lehrer und Schüler", Sakaguchi als 'Vater-Figur', und gleichzeitig als Sprachrohr, er hat nicht produziert, er hat nicht geschrieben und er ist auch nicht der Actionregisseur, er ist bloß der Darsteller, in einem fremden Leben, dass nicht ihm gehört, welches er aber bis zur Perfektion porträtiert, und welches auch mit deutlich mit ihm vermengt und durcheinander gewürfelt wird, bis zum zersprungenen Spiegelbild dessen. Über den Indie-Status wird sich ebenso mokiert wie diesem auch gefrönt, zum metallisch dunkelblauen Aktionfilm wird man erst nach dem längeren Aufbau, das hat keinerlei Dringlichkeit und keine Nötigung; ein abrupter (bzw. hier: fliegender) Übergang der Genres, von der Theorie zur Praxis, raus aus der Analyse ("I'm telling the truth. A stranger come in punching. He took out everyone." - "Are you telling me, Jackie Chan's here?"), rein in das Gauditum, in das Träumerische auch, in das Ausleben von Gedanken, mit zuweilen den gleichen 'Fehlern', die man vorher bei Anderen 'anzukreiden' versucht, mit ab und an ebenso tänzerischen Auseinandersetzungen, mit einer deutlichen choreografischen Abmischung.
Eine Schießerei und die Gefangennahme eines mit Schulkleidung bestücken Mädchens in einer leerstehenden Fabrik ist der Auslöser für mehr und zuweilen sehr schnelle, sehr behände Bewegung, erst die zunehmend agile Kamera, dann die tatsächliche Bedrohung, die Funktion als lästige Kronzeugen, die entsprechend grobe Reaktion. Die Prämisse dessen passt auf den viel zitierten Bierdeckel, es gibt allerlei schillernde Gegenspieler ("Find that Kung Fu freak and slaughter him."), die Handlung wird zunehmend absurder, die Action zahlreicher und grober ("I don't have time to play with military cosplaying yakua."), man zitiert die eigenen Vorgaben, man variiert die Expertise. Der Schauplatz ist Versus mit einer Fabrikanlage, umgeben von Wald, die Natur hat sich das wenig existierende der früheren Zivilisation (eine Zufahrtsstraße zum Werk) zurückerobert bzw. ist dabei, diese zu überwuchern. Größere Budgeteinlagen wie das zwischenzeitliche Zündeln in der Zinkanlage und einem durchrasenden Flammenstoß samt Verbrennungen kann man sich sichtlich nicht leisten, von den weiteren Darstellern sind vielleicht zwei, drei interessant, manche sind sogar eher schlecht.