Review

Exotischer Exorzismusedelstein

Als einer der größten koreanischen Kinokassenschlager des Jahres kommt „Exhuma“ gleichzeitig als eines der stilvollsten, rundesten und opulentesten Exorzismusepen seit Ewigkeiten daher - ein Adrenalinschub und „Seht her, wie es geht!“, den das eigentlich ausgenudelte Subgenre mehr als gebraucht hat. Darf in einem Atemzug mit sowas wie „The Wailing“ oder „Kwaidan“ genannt werden - also oberstes Regal! Viel mehr als nur Mainstream und Hype. Das Ding ist ein Knaller! Erzählt wird von einer Familie in Los Angeles mit koreanischen Wurzeln, deren jüngster Babysohn schreiend scheinbar unter Schmerzen im Krankenhaus liegt und unter einem paranormalen Fluch zu leiden hat, den nur eine Exhumierung der Leiche eines Urahnen in der Heimat Korea brechen können soll. Doch das setzt erst recht spirituell-böse Kräfte aus der Vergangenheit frei…

Laktosefreier Yokai 

„Exhuma“ ist der erfolgreichste koreanische Film des Kinojahres - und einer der besten dazu! Voll von edlen Bildern und ungemütlichen Stimmungen. Mit internationalem Appeal und Untertönen von Nordkorea über Japan bis Deutschland. Garniert mit ungewöhnlichen Figuren und quirligen Charakteren, die einem im Gedächtnis bleiben. Historisch wie haptisch wird hier etwas geboten. Das geht weit über üblichen Exorzismusschmodder hinaus. Oft kochen Koreanische Hits mittlerweile etwas in ihrem eigenen Saft und wiederholen sich nicht weniger als das große Hollywood - aber „Exhuma“ bläst frischen Wind aus jeder Pore. Die lange Laufzeit wird geschickt gefüllt. Man merkt einfach, dass hier Könner in fast allen Bereichen ihre Rädchen ineinandergleiten haben lassen. Die Bilder, Töne und Stimmungen, die Wechsel (!) der Subgenre, die nationalpolitischen Konsequenzen und Untertöne, die Darsteller und ihre sympathischen Marotten. „Exhuma“ ist höchste Qualität in jeder seiner Kategorien. Und höchst unterhaltsam obendrauf. Da nerven sogar die Unterteilungen in Kapitel mal nicht. Das Ding ist rund, das Ding ist exotisch für unsere Sehgewohnheiten, das Ding macht keine Kompromisse in der Anbiederung an den internationalen Markt. Da gibt’s wirklich ausreichend Fachbegriffe und Details, die gerade für uns Europäer noch mehr Mysterium, Abseitiges, Anmut und Kick geben. „Exhuma“ ist ein Genuss. Vor allem die zweite Hälfte, die sich überraschend und explizit fast in eine Art von Monstermovie verwandelt, hat mich dann nochmal komplett umgehauen, umgekippt und begeistert. Wie gesagt, „Exhuma“ ist nicht dein gewöhnlicher Okkultgrusler. Eher ganz großes K-Kino. 

Leckerster Leberkäse

Fazit: ein wahres und landesgrenzensprengendes Exorzismusepos. Von L.A. bis in die geistreichen Wälder Koreas, von der Geburtsstation bis ins Grab, von Urahnen und zeitlosen Flüchen, von Füchsen und Schlangen mit Menschenköpfen. Das ist grabsteinerschütternd gut! 

Details
Ähnliche Filme