15 Jahre nach seinem ersten Einsatz kehrt der Vampire Hunter D, halb Mensch, halb Vampir, zurück auf die Leinwand und erlebt ein weiteres düsteres Abenteuer in einer postapokalyptischen Welt, die von Vampiren, Geistern und Dämonen heimgesucht wird. Diesmal soll er die entführte Tochter einer reichen Familie aus den Klauen eines mächtigen Vampirs retten. Leichter gesagt als getan: Eine Gruppe schwer bewaffneter Kopfgeldjäger macht ihm Konkurrenz – und die Tochter entpuppt sich als Geliebte des Vampirs, die freiwillig geflohen ist.
Die späte Fortsetzung des Steampunk-Horror-Märchens von 1985 kommt im deutlich moderneren Zeichentrick-Look daher und erweist sich inhaltlich eher als Reboot denn als Fortsetzung. So gibt es keine Verbindungen oder Hinweise auf den Vorgänger, die Ausgangssituation erweist sich als sehr ähnlich – D reist schweigsam durch die Welt und nimmt zufällige Aufträge an – und einige Details wurden anders gestaltet: So kommt Ds dämonisch besessene Hand diesmal als quasselnder Sidekick daher, was der Düsternis der Grundstory einige arg platte Gags entgegenstellt.
Die Story gestaltet sich diesmal deutlich kongruenter und stringenter als noch im ersten Teil. Die Handlung um das geflohene Liebespaar aus verfeindeten Lagern, das von der Welt nicht verstanden und gnadenlos verfolgt wird, bietet einen Hauch Tiefgang und Tragik (auch wenn der Gedanke anfänglich schwerfällt, einen Vampir ernstzunehmen, der darüber lamentiert, dass er und seinesgleichen ja so ungerecht behandelt werden). Die Kampfszenen fallen weniger ausladend, dafür stärker im tatsächlichen Hintergrund verankert aus und finden nicht wie zuvor oft im luftleeren Raum eines irrealen Brackgrounds statt. Auch gibt es diesmal nicht so viele plump inszenierte nackte Frauen zu sehen, auch wenn hier wiederum eine eigentlich starke Kämpferin permanent auf die Hilfe des kräftigen D angewiesen ist.
Erstaunlicherweise geraten auch die Kämpfe bedeutend weniger blutig. Zwar gibt es harte Momente, in denen ganze Horden von Untoten oder Sklaven niedergemacht werden, aber von spritzenden Blutfontänen ist hier kaum etwas zu sehen, selbst wenn wieder Körper geteilt werden. Ob das aus Rücksicht auf ein breiteres Publikum erfolgt, ist fraglich, es passt auf jeden Fall hervorragend zur zwar finsteren, aber eben nicht auf Splatter ausgerichteten Atmosphäre der Erzählung. Insgesamt kommt „Vampire Hunter D: Bloodlust“ eher als Gothic-Fantasy mit Steampunk-Elementen daher: Hightech und Magie, Ruinen und luxuriöse Schlösser gehen hier Hand in Hand und ergeben eine Welt, die ebenso von alten Mythen wie modernen Ansichten geprägt ist.
Visuell ist das alles exquisit umgesetzt, mit scharfkantigen, detailreichen Animationen, die Licht und Schatten, Staub und Schmutz, Muskeln und Falten zwar nicht bis ins Detail präsentieren, aber dank des flüssigen Zeichenstils doch hervorragend andeuten. Vor allem die ausdrucksstarke Mimik der Agierenden kann überzeugen und bringt einem die nur an der Oberfläche groben Figuren deutlich näher als im ersten Teil. So kann gleichermaßen die Tragik besiegter Gegner und Gegnerinnen zur Geltung kommen wie das fesselnde, hochdramatische Finale mit der Auferstehung eines rachsüchtigen monströsen Geistes. Für einen Anime aus dem Jahr 2000 ist das alles auf höchstem Niveau gezeichnet und verfeinert, sodass der Film auch heute noch einige Schauwerte zu bieten hat.
„Vampire Hunter D: Bloodlust“ kann damit problemlos mit seinem Vorgänger mithalten, ihn in mancher Hinsicht gar übertreffen und bietet eine düstere, spannende und visuell packende Horror-Fantasy-Zukunftsvision, die dank einer straffen, aber durchdachten Story und interessanten Charakteren durchgehend zu unterhalten weiß. Ein starker Beitrag für alle Genre-Interessierten.