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So richtig nachzuvollziehen war es aus finanzieller Hinsicht nicht, warum die mit Z Storm (2014) gestartete und mit dem insgesamt fünften Teil G Storm (2021) beendete Saga um den Kampf des ICAC (=Independent Commission Against Corruption) Inspectors William Luk, gespielt in stoischer Mimik von Louis Koo überhaupt eingestellt wurde; der Erfolg war gerade in der VRC anhaltend, gar noch wachsend, das Einspiel zuletzt der einzelnen Filme auf ca. 100 Mio. USD angewachsen, Ermüdungserscheinungen vom Publikum her nicht erkennbar, trotz des Mittelmaßes im Grunde der ganzen Saga. Die filmischen Abenteuer blieben nach dem eher missglückten Start und dem sich schon leicht bessernden S Storm (2016) qualitativ gleich, sind aber mit überschaubarer Laufzeit und relativ hohen Tempo gesegnet, was über die Unzulänglichkeiten und die gewisse vorhandene Biederkeit (gerade in den Dialogszenen) sowie natürlich auch den Pathos (der Kampf gegen die Korruption, dafür die leichte Anbiederung an entsprechend staatliches Wohlgefallen) hinweggeholfen hat; zudem hat der Zuschauer neben Koo ein weiteres lokales Darstellerteam und viel von der Metropole Hongkong gesehen, insgesamt eine fast alljährliche und im Nachhinein willkommene Erfreulichkeit, da Beständigkeit. Autor und Regisseur David Lam hat danach den durchaus thematisch ähnlichen, aber außerhalb des Festlandes vollkommen ignorierten The Tipping Point (2022) gedreht, während sein seit L Storm (2018) und P Storm (2019) zuständiger First Assistant Director Terry Ng nun mit Crypto Storm die Geschichten weiterzuerzählen scheint, produziert von Lam, wenn auch in kleinerer Anlage und kleinerer Auswertung, auf dem Markt des Streamings nämlich. (Einige der vorhergehenden erwähnten Titel sind über Netflix auch international zugänglich gewesen.):

Der für die ICAC tätige Lok Yat-Fung [ Ron Ng ] bekommt von seinem Vorgesetzten [ Raymond Wong Pak-Ming ] den Auftrag, sich vermehrt um die Belange der Sung-Familie und ihrer Bank zu kümmern, scheinen dort doch vermehrt unlautere Geschäfte hinter den Kulissen zu laufen. Dem Namen nach von der verwitweten Mrs. Sung [ Carrie Ng ] geführt, teilen sich der leibliche Sohn Sung Tse-Hin [ Edward Ma ] und der adoptierte Sung Tse-Man [ Justin Cheung ] die Belange der Bank, mit Hilfe des für die Sicherheit zuständigen Law Wai-Kong [ Stephen Huynh ] und des neu angestellten Park Yu [ Adam Pak ]. Mrs. Sung, die gerne ein weiteres Augen auf ihren leicht über die Stränge schlagenden und schon mehrfach mit der Polizei in Konflikt gekommenen Filius haben möchte, engagiert zusätzlich die Beraterin Lau Mei-Hei [ Rebecca Zhu ]. Lok selber kann die Hackerin Tsui Sum [ Chloe So ] überreden, für ihn tätig zu werden und sich einmal in die Computer des Geldinstitutes einzuklinken.

Präsentiert von abermals Mandarin Motion Pictures Limited, dafür mit einer großteils anderen Besetzung, ausgenommen vielleicht Adam Pak gehalten, wird ein Umfeld des Geldes, der Finanzen allgemein, der eher windigen Geschäfte und der Beobachtung durch den Staat und dem Gesetz, bzw. seiner Vertreter natürlich gezeichnet. Es geht viel um aufsteigende und sich herumtreibende Neureiche, um ein Ausloten von Grenzen oder doch eher ein Überwinden der Barrieren, um herausforderndes Verhalten und die Herausnahme einer Sonderstellung, so wird eingangs gleich eine Raserei mit Luxusschlitten durch die nächtliche Innenstadt und gefährliches Fahren trotz entsprechender Gefährlichkeit aufgrund auch bald regenglatter Straße eingelegt. Ein Autounfall ist die Folge, die Tat aber nicht Fahrlässigkeit, sondern Mutwilligkeit, also versuchter Mord. Die Zusammenfassung des ganzen eher überkandidelt, mit vielen wilden Drohnenaufnahmen eingefangenen Geschehens, eine in Sachen Kosten-Nutzen eher negativ ausfallende Geldausgabe seitens der Produktion, wird später im Büro dargereicht, ein bisschen Bürokratie, ein bisschen Kooperation, die Teilnehmer und die Belange überhaupt vorgestellt. Die Prämisse gereicht.

Die Besetzung ist dabei insgesamt deutlich aus der zweiten Reihe, es sind mittlerweile bekannte Gesichter darunter, auch viel beschäftigte Personen, aber mit kleineren Arbeiten, teilweise auch Fernsehen, ansonsten in Nebenrollen. Dort werden sie auch bleiben, es sind nicht mehr die Jüngsten, der Durchbruch ist nicht gekommen, für eine richtige Karriere im Rampenlicht ist es zu spät. Für die Solidität reicht es vollkommen, das Schauspiel ist routiniert, die Inszenierung in den Gesprächsszenen ebenso, das Thema mit der Kryptowährung und der Marktmanipulation wird hier als brandheißes Eisen behandelt, ist es natürlich nicht. Es gibt Investmentgemauschel und es gibt Amigo-Gesellschaft, im Film wie vom Film, es wird analysiert, prognostiziert, prophezeit, es wird nach Feierabend Dampf abgelassen und in Clubs gefeiert. Es geht um Glücksspiel im großen Stil und von den Eltern, den wahren Verdienern und Aufbauern des Geschäftes, die Abhängigkeit. Der Film bis dahin noch die reine Oberflächlichkeit, der Schickimicki-Glanz, die Fassade von Jubel, Trubel, Bankgeschäfte und Heiterkeit, es wird beobachtet, und eher länger die Gegenseite, das Verlockende, das Verführende, das Schmierige und Aufbrausende, aber auch die Diskrepanzen dort, die familieninternen Schwierigkeiten und Streitigkeiten, das Aneinandergeraten konkurrierender Auffassungen und Verhaltensweisen gezeigt.

Überraschenderweise ist dabei noch eine Undercovergeschichte (sowie später eine Entführung und Erpressung) eingebunden, das hilft, das ist für derlei Filme nicht unbedingt neu, aber wurde zuvor noch nicht in der ausgehenden Pentalogie benutzt, es erweitert die Perspektive und vergrößert den Blickwinkel. Zudem ist man des Öfteren in Bewegung, addiert neue Figuren, öffnet neue Türen, das ist alles etwas weit hergeholt, aber es ist Fiktion, kein realistisches Abbild. Ng in der Hauptrolle, der zuletzt bspw. in der länderübergreifenden Serie Mission Run (2022) bereits ausgiebig der ICAC gefrönt hat und vorher sowieso mit Polizeirollen auch auf der kleinen Mattscheibe bekannt wurde, ist für den Ermittler hier vollkommen in Ordnung, es ist quasi seine Standardkleidung, in gewisser Weise auch eine stoische bis langweilige Natur. Der Rest folgt dem nach, die Geschichte entspinnt sich über das Sammeln weiterer Informationen, über eine Hackeraktion, eine staatlich initiierte Industriespionage quasi, mit entsprechenden Spannungsmomenten natürlich platziert, der jederzeit möglichen Enttarnung und insgesamt Entdeckung. Ein weiterer Mordanschlag mit Treppensturz und dem 'Eindecken' durch geworfene Flaschen und Backsteinen heizt die Situation an und auf und bewahrheitet die Befürchtungen; das ganze Gebaren, die gegenüberstellenden Positionen erinnern dabei vermehrt an den südkoreanischen The Veteran (2015) sowie das (gelungene) chinesische Remake The Big Shot (2019), strenge Vorschriften gegen Überheblichkeit, Dreistigkeit, eine Armee von Anwälten und eine "Geld regiert die Welt" - Mentalität. Aktionszenen sind dabei ebenso kleiner skaliert, eine ordentlich handgreifliche Gegenwehr in einer sehr engen, da sehr voll gestellten Gangsterbehausung, dazu ein Angriff im Hackerraum, gleichsam eine körperliche Auseinandersetzung, eher wildes Schlagen und Treten, von German Cheung choreografiert. Das Finale in Form einer Schießerei hat gar einige erfrischende Ideen, werden mittig die einzelnen Taktiken im wechselnden Splitscreen aufgeteilt und beim passenden Zeitpunkt wieder zusammengeführt, selbst die Umsetzung dessen und damit die Wirkung gelingt meist.

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