Woody Woodschocker
Schon mit seinem „Caveat“ konnte Damian McCarthy vor ein paar Jahren zumindest Szenenapplaus ernten. Nun baut er dieses glimmende Talent nochmal deutlich aus und liefert mit „Oddity“ einen konzentrierten und versierten Grusler, der selbst hartgesottenere Gucker hier und da erwischen, erschrecken und erfreuen sollte. Als Weltpremiere auf dem Fantasy Filmfest gesehen. Es geht um ein abgelegenes Haus, wo die Frau eines Psychiaters scheinbar (schon im Intro) von einem seiner Patienten ermordet wird. Ein paar Monate später verbringt die neue Freundin erzwungenermassen (zusammen mit der blinden Zwillingsschwester der Verstorbenen!) eine Nacht in dem Gebäude - was natürlich spukige Konsequenzen mit sich zieht…
Da ist der Spannungsholzwurm drin
Im Grund erzählt „Oddity“ nicht viel. Nur eine gewiefte, leicht übernatürliche Kriminalgeschichte. Er hätte mit etwas Straffung auch locker 30-minütiger Teil einer Anthologie sein können. Doch Damian McCarthy schafft es Stimmung, Spannung, Schocks und (morbide) Schönheit dermaßen zu verdichten und mit seinen filmischen Mitteln aufzubereiten, dass ich dieser diabolischen Mordstory gerne etwas länger als nötig beigewohnt bin. Durch die blinde Frau mit den trüben Augen kommen etwas Fulci-Vibes auf. In meinem Buch immer ein Plus. Die morbide Holzfigur, die sie als Geschenk für ihren Schwager und dessen neue Freundin mitbringt, gehört (die meiste Zeit des Films) zum Gruselig-schönsten. Selten, vielleicht nie, hatte ich vor einer Holzpuppe mehr Angst. McCarthy baut einige perfide und richtig gute Jumpscares ein. Ein Feld, auf dem man eigentlich heutzutage nur versagen kann. Bei ihm wirkt's aber sinnvoll, homogen und nie zu gewollt. Ein paar der schauspielerischen Leistungen sind (passenderweise) etwas hölzern und die Auflösung haut dem Käse jetzt nicht den Boden aus. Es bleibt eine sehr simple Geschichte, auch mit erstaunlich wenigen Figuren und Drehorten. Das kann etwas gedrungen und monoton wirken. Doch wie gesagt: das was er macht, macht „Oddity“ mit Genuss, fieser Raffinesse und erstaunlich effektiv.
Fazit: handwerklich und spannungstechnisch ein äußerst versierter Grusler. Da würde es mich sehr wundern, wenn nicht schon Warner für das Conjuring-Universum bei McCarthy angefragt hätte… Die gruseligste Holzfigur aller Zeiten?! Handlung aber im Grunde „nur“ eine verlängerte „Tales From The Crypt“-Episode. Was nicht allzu negativ gemeint ist.