Nach dem Tod seiner Frau kümmert sich Automechaniker Mario liebevoll um seinen Sohn Fabrizio. Eines Tages wird dessen Freund Antonio auf dem Schulweg entführt, und da Fabrizio Gegenwehr leistet, wird er gleich mit einkassiert. Ziel dieser Aktion ist ein Lösegeld, das man sich vom reichen Schnösel Filippini erhofft. Der wiederum denkt gar nicht daran, den Kidnappern die geforderte Summe zu zahlen, sondern will sie runterhandeln. Vor der Presse stellt er sich als von der Bauwirtschaftskrise geschädigten Geschäftsmann dar, was sowohl Mario als auch die Entführer langsam nervös macht. Um zu zeigen, dass mit Kriminellen nicht zu spaßen ist, entscheidet man sich dafür, eines der Kinder zu erschießen. Die Wahl fällt natürlich auf den vorlauten Fabrizio, weil von seinem Vater nichts zu holen ist. Dieser hat nun aber auch nichts mehr zu verlieren und startet einen blutigen Rachefeldzug.
Fernando Di Leo dürfte Italo-Fans als Drehbuchautor (u.a. beide „Dollar“-Filme von Sergio Leone) und Regisseur (z.B. „Milano Kaliber 9“ und dessen 2 Sequels) ein Begriff sein. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen Western oder Krimi, wo sich zwei Gangstersyndikate oder Gesindel und Polizei beharken. „La città sconvolta: caccia spietata ai rapitori“ (= Die Stadt ist aufgebracht: rücksichtslose Jagd auf die Entführer) ist ein klassisch aufgezogener Selbstjustizfilm, wo 1 Mann antritt, um vielen Schurken das Handwerk zu legen. Das erinnert sofort an gewisse Werke mit Charles Bronson, und tatsächlich könnte „Auge um Auge“ (diesmal wenigstens keine völlig sinnfreie Übersetzung) an den rot sehenden Mann angelehnt sein, wobei der mittelmeernahe Drehort wesentlich attraktiver anmutet und mehr Leidenschaft versprüht als New Yorker Häuserschluchten, U-Bahnhöfe und Parks bei Nacht.
Dadurch wirkt der Film zwar auch weniger dramatisch, aber die Tragik der Situation für die Eltern wurde trotzdem realistisch eingefangen. Der hiesige Synchronsprecher von Luc Merenda erscheint zunächst gewöhnungsbedürftig, passt aber dann doch zu Mario und dessen Entwicklung zum eiskalten Killer, der immer einen lässigen Spruch auf den Lippen hat wie „Wenn Scheiße was wert wäre, würden die Armen ohne Hintern zur Welt kommen“. Auch die Gegenseite weiß mit kessen Kommentaren zu gefallen: „Hast Du ihn überzeugen können? Los, antworte, sonst schlag ich Dir Dein Gesicht kaputt ... ach, noch was ... siehst Du das Hochhaus da drüben? Da werd ich Dich runterschmeißen wenn was schiefgeht, von Deiner Schönheit bleibt nichts übrig, ciao!“ Einfach herrlich, und die Landschaftsaufnahmen sind mal wieder absolut sehenswert (wie kriegen die nur das saftige Grün der Bäume und Wiesen hin?) – 7/10.