Im Jahr 2020 werden Verbrecher nicht mehr ins Gefängnis gesteckt, sondern stattdessen einer "Geriatrifizierung" unterzogen, die sie in Sekundenschnelle um Jahre altern lässt, damit sie auf diese Weise ihre Strafe abbüssen. Der fünfzehnjährige Vinnie Dawson wird des Mordes an seinem verhassten Stiefvater überführt und erhält die Höchststrafe von 30 Jahren. Als Mann mittleren Alters versucht Vinnie, der weiterhin seine Unschuld beteuert, den wahren Täter ausfindig zu machen. Nebenbei verknallt er sich auch noch in die Kellnerin Darla, die natürlich nicht ahnt, dass es sich bei ihm um den pubertären Bengel handelt, dem sie früher Cheeseburger serviert hat... "Time Out - Richter der Zeit" ist einer der besseren Beiträge zu der "Nightworld"-Reihe von kanadischen Science-Fiction-Co-Produktionen, die allesamt kostengünstig in Luxemburg abgedreht wurden. Immerhin konnte die recht interessante Grund-Idee des Drehbuchs trotz der eher lausigen Production Values, die keine groß angelegten F/X-Spielereien zugelassen haben, im Rahmen der Möglichkeiten recht gut umgesetzt werden... ganz im Gegensatz zu der überkandidelten VR-Stalker-Plotte von "Cyberspace - Ein Alptraum wird wahr", newa. Trotzdem gibt es auch hier viele Details am Rande, die einfach nur peinlich und daneben sind, wobei insbesondere das zwanghaft heraufbeschworene futuristische Ambiente einen relativ fadenscheinigen Eindruck macht. Imbiss-Bedienungen mit aufoktroyierten, knallig bunten Polyester-Perücken und ein paar jämmerlich getrickste Virtual Reality-Sequenzen innerhalb eines Arcade-Games reichen eben nicht aus, um einem "Blade Runner" Konkurrenz zu machen. Erschreckend außerdem der Gedanke, dass auch im Jahr 2020 noch Windows 95 das Betriebssystem der Wahl sein soll. Die an sich solide Inszenierung durch "Puppenmord"-Regisseur Michael Tuchner kann da nicht wirklich verlorenen Boden gut machen, so dass schließlich alles an der Performance von Komödien-Darsteller Robert Hays hängt, der den im Körper eines Erwachsenen gefangenen Teenager recht glaubwürdig gibt. Der Subplot rund um die Suche Vinnies nach dem wahren Mörder wird über weite Strecken nämlich erbärmlich schleifen gelassen und interessiert hier bis etwa zehn Minuten vor Schluss auch niemanden. Für Spannung wird auf diese Art keinesfalls gesorgt, zumal ja nicht mal ein paar patente Verdächtige geliefert werden. Größeres Augenmerk wird da auf die entsprechenden Alltags-Szenen gelegt, in denen der Protagonist sich mit seiner unangenehmen Situation arrangieren muss oder mit der Kellnerin anbändelt, die natürlich nicht weiß, wen sie da vor sich hat. "Time Out - Richter der Zeit" gerät dadurch eher zur läppischen Seifenoper als zu dem echten Science-Fiction-Thriller, den man sich angesichts des gewählten Themas vorgestellt hat. Recht banal und zuckersüß gestaltet sich dann die Auflösung, die doch tatsächlich ein lupenreines Happy End für Vinnie beinhaltet, der schlussendlich nicht nur seine Unschuld beweisen kann, sondern sogar auch einem Verjüngungs-Prozess unterzogen wird, weswegen das alles für ihn auch gerade mal gar keine Konsequenzen hat. Sehr dramatisch also, die Chose. Fairerweise sei aber abschließend konstatiert, dass der Streifen trotz allem nicht wirklich schlimm geworden ist und passables TV-Entertainment auf durchschnittlichem Niveau bietet, womit er dann innerhalb der "Nightworld"-Reihe noch ganz gut dasteht...
5/10