Review

Das Grauen kommt unterschwellig und beinahe unbemerkt.
Waschechte Horrorszenen gibt es in Nicolas Roegs "Wenn die Gondeln Trauer tragen" praktisch nicht, vielmehr durchzieht den ganzen Film eine unheilschwangere Stimmung, die stets präsent aber nie wirklich sichtbar wird. Ähnlich "Picknick am Valentinstag" leben auch die Gondeln von durchdachten und originellen, düsteren Bildkompositionen sowie einer ebenso ausbalancierten akustischen Untermalung.
Der Zuschauer findet sich in einem nicht selten auf faszinierende Weise unwirklich wirkenden Drama wieder. Selten wirkte Venedig fremdartiger auf mich, Charaktere im Gegenzug glaubhafter. Im Kern der Darstellungsweise fühlte ich mich gar an Thomas Manns "Tod in Venedig" - freilich ohne Horrormomente - erinnert, in dem die vordergründig prunckvolle Stadt von einer Seuche heimgesucht wird.
Julie Christie und Donald Sutherland liefern vor diesem Hintergrund eine wirklich erstklassige schauspielerische Leistung ab und tragen den Film in gewisser Weise alleine. Stets vom Verlust des eigenen Kindes gezeichnet, irren sie durch die düsteren Gassen Venedigs, klammern sich an zweifelhafte Hoffnungen, zwielichtige Gestalten und geraten letztlich sogar in eine brutale Mordserie hinein. Klasse gespielt!

Im optisch exzellent umgesetzten Finale gibts dann sogar noch eine klassiche, blutige Horroreinlage, die ihre schockierende Wirkung durchaus nicht verfehlt. Als etwas störend empfand ich jedoch, daß letztlich nicht abschliessend auf die eigentliche Thematik des verlorenen Kindes eingegangen wird; Hier hätte ich mir doch gewünscht, daß sich der sprichwörtliche Kreis noch vollkommener schliesst als mit einem quasi plakativen Holzhammermord. Auch würde eine rund 10-minütige Kürzung dem Film nichts von seiner Klasse nehmen...

Ein packender und bedrückender Thriller mit intensiver Atmosphäre und einvernehmenden Charakteren, der jedoch wenig Action bietet und dessen Faszination nach erstmaligem Ansehen auch entsprechend absinken könnte. Ansonsten: Daumen hoch!

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